Offiziell bestätigt

Nächster deutscher Konzern meldet Insolvenz an - werden Filialen in Franken geschlossen?

Stefan Zeitler

Online-Redaktion

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24.4.2023, 10:51 Uhr

Erst vor wenigen Wochen war es ein wirtschaftlicher Schock – nicht nur für Bayern, Franken und die Region: Karstadt macht zahlreiche Filialen quer durch die Bundesrepublik dicht. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stehen vor einer ungewissen Zukunft. Der gesellschaftliche Aufschrei – er war groß. Jetzt könnte sich die Lage auf dem Markt jedoch noch weiter dramatisieren und zuspitzen.

Gerry Weber. Deutsches Traditions-Modeunternehmen und quasi überall bekannt. Rückblick: Gut drei Jahre ist es erst her, dass man sich mit Hilfe eines Insolvenzverfahrens gerade noch so vor einem kompletten Aus retten konnte. Jetzt sind die Sorgen jedoch zurück – und das größer, denn je. Das Unternehmen aus Halle in Westfalen plant nun deutliche Einschnitte. Heißt konkret: Zahlreiche Filialen sollen wohl geschlossen werden – und das schon bald. Aber dabei bleibt es nicht. Wie das Unternehmen am Mittwoch (19.04.2023) offiziell bekannt gab, plane man zudem einen Stellenabbau, in noch unbekannter Höhe. Zahlreiche Jobs stehen damit akut auf dem Spiel.

"Das Sanierungsvorhaben ist eine notwendige Reaktion auf die äußeren Umstände", erklärt die Chefin von Gerry Weber International, Angelika Schindler-Obenhaus, in einer Mitteilung des Unternehmens dazu. So habe die weltweite Covid-19-Pandemie, die hohe Inflation und die sinkende Kaufkraft das Kundenverhalten nachweislich gravierend verändert. Dies treffe das eigene Unternehmen hart. So seien viele Läden nach der Pandemie nicht mehr profitabel gewesen.

Selten genutzter Weg

Durchaus interessant zu wissen: So geht Gerry Weber hier einen in Deutschland bislang eher selten genutzten Weg. So beantragte man beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines Verfahrens nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG). Vereinfacht gesagt bedeutet das: Unternehmen können damit ihren Betrieb sanieren, ohne ein Insolvenzverfahren durchlaufen zu müssen. So heißt es in der Mitteilung weiter: "Teil des Vorhabens soll ein vollständiger Kapitalschnitt sein, wodurch auch die Börsennotierung der Aktie der Gerry Weber International AG erlöschen würde".

Und trotzdem: Komplett kommt der Modehersteller aber auch diesmal nicht um ein Insolvenzverfahren herum. Derzeit kommt das Unternehmen Gerry Weber Retail GmbH in der gesamten Bundesrepublik noch auf 149 Kaufhäuser sowie 28 weitere Outlet-Stores. Möglichst viele Geschäfte sollen nun eben mithilfe eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung noch irgendwie gerettet werden.

Für die Zukunft hätte das Unternehmen zumindest auf dem Papier auch schon einen neuen Plan. Man wolle sich auf „den gesunden Kern“ konzentrieren, also das erfolgreiche Großhandelsgeschäft, den E-Commerce sowie das Auslandsgeschäft. Neustadt, Neumarkt, Forchheim, Erlangen, Schwabach, Fürth oder Nürnberg – allein in Franken hat der Konzern zahlreiche Filialen. Ob es auch hier zu Schließungen kommt, wird sich zeigen: Bis Ende Juni solle demnach feststehen, welche Häuser eine Zukunft hätten. Damit stehen Hunderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern also ab jetzt Wochen des Bangens bevor…