Die Geschichte dahinter
"Nazi-Zeichen": Jan Böhmermann fordert neues Logo für Apotheken
31.8.2022, 10:46 UhrSeit sechs Jahren diskutieren Jan Böhmermann und Olli Schulz wöchentlich in ihrem gemeinsamen Podcast "Fest & Flauschig" die verschiedensten Themen. Vergangene Woche rückte das Apotheken-Logo in den Mittelpunkt des Gesprächs.
"Weil die Nazis dahinterstecken"
"Ich interessiere mich null für Apotheken", machte Böhmermann im Voraus klar. Wenn es nach ihm geht, sei das Logo eine "ästhetische, gestalterische Beleidigung". Schon seitdem er denken könne, habe er diesen Eindruck. Jetzt wisse er auch warum: "Weil die Nazis dahinter stecken", betonte er im Austausch mit seinem Podcast-Kollegen Olli Schulz.
Etwa zehn Minuten diskutierten die beiden über das "Fraktur A" mit "Aesculap-Schlange und so einer Giftschale". Böhmermann sei im Urlaub aufgefallen, dass Apotheken in fast ganz Europa ein grünes Kreuz als Logo haben. Aus diesem Grund habe er recherchiert und festgestellt, dass das Logo in Frakturschrift in der Zeit des Nationalsozialismus eingeführt worden ist: "Dieses Logo, was wir heute haben, ist ein Logo, was im Grunde genommen fast exakt genauso im Jahr 1936 eingeführt wurde."
Die Geschichte des deutschen Apotheken-Logos
Laut dem besagten Artikel, gab es bereits seit 1920 Bestrebungen, ein einheitliches Apothekensymbol einzuführen. Dabei setzte sich weder „die Aesculap-Schlange mit Schale“ auf einem kreuzförmigen Zeichen noch das "Schweizer Kreuz" durch. Anfang der 1930er Jahre war die „Arzneiflasche mit drei Löffeln“ des Künstlers Richard Rudolf Weber weit verbreitet. Diese fiel jedoch 1936 der Kunstideologie des Nationalsozialismus zum Opfer.
Das heute bekannte rote "A" stammt aus einem Künstler-Wettbewerb der laut Deutschem Apothekermuseum bereits gleichgeschalteten Deutschen Apothekerschaft. Das "A"-Symbol war ein Entwurf des Grafikers Paul Weise und ging dabei als Sieger hervor. Allerdings sah Weise an der Stelle, wo heute Kelch und Schlange abgebildet sind, ursprünglich ein weißes Kreuz vor. Dieses wurde zunächst nach persönlicher Intervention des damaligen Reichsapothekerführers Albert Schmierer durch eine Lebensrune ersetzt. Diese Rune ist ein germanisches Schriftzeichen, das bis heute in der rechten Szene Verwendung findet. Im Dritten Reich wurden Apotheken dazu aufgefordert, dieses Symbol vor den Geschäften zu platzieren.
„Eigentlich immer noch ein Nazi-Zeichen“
Doch was passierte nach dem Krieg? Da "haben sie die Rune einfach rausgenommen und die Schlange und den Kelch reingesetzt“, erklärt Böhmermann analog zu den Ausführungen des Deutschen Apothekenmuseums. „Aber im Grunde genommen ist es eigentlich immer noch ein Nazi-Zeichen, was da dranhängt an deutschen Apotheken“, kritisiert er. Auch was die Optik betrifft hat der Satiriker ein klares Statement: "Es sieht echt scheiße aus".
Appell an Apotheker
Zuletzt richtete Böhmermann einen Appell an die 20.000 Apotheker in Deutschland: "Ich weiß, ihr seid ja nicht so für Veränderungen […] aber könnte man da nicht einfach mal was Geileres machen?“.
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