Faktencheck
Nein, die Schneemassen in Deutschland bedeuten nicht, dass es den Klimawandel doch nicht gibt
5.12.2023, 12:26 UhrNeben Faktenresistenz zeichnen sich die Leugner des menschengemachten Klimawandels noch durch eine Eigenschaft aus: absolute Vorhersehbarkeit. Das war bereits während des verregneten und kühlen deutschen Sommers zu merken, so wie auch jetzt wieder: Nach unseren Rekord-Schneefall-Meldungen der vergangenen Tage auf Facebook dauerte es nur Minuten, bis (teilweise orthographisch höchst fragwürdige) Kommentare auftauchten wie "klima wandel" [sic!], "Der Kliamawandel schlägt voll zu" [sic!] oder auch "Müssen wir ganz schnell die CO2 Steuer erhöhen. Nur so kriegen wir das in den Griff ;-)". Der Tenor ist klar: Gäbe es den Klimawandel, würde es nicht schneien. So einfach, so falsch.
Natürlich ist es nicht zielführend, Faktenverweigerern mit Fakten zu kommen.. Aber es gibt ja möglicherweise auch Menschen, die sich wirklich ernsthaft fragen: Wie passen der halbe Meter Neuschnee, der beispielsweise Anfang Dezember rund um München gefallen ist (so viel wie noch nie seit Messbeginn in einem Dezember) und der Klimawandel zusammen?
Die Antwort auf diese Frage liefert uns Björn Goldhausen, Meteorologe und Pressesprecher von WetterOnline: "Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass es sich bei diesem Extremereignis, das wir in den letzten Tagen im Süden des Landes erlebt haben, um Wetter und nicht um Klima handelt. Es wäre grundfalsch, den Klimawandel allein für solche Wetterlagen verantwortlich zu machen. Wir dürfen aber nicht die Augen davor verschließen, dass der Klimawandel bei fast allen Wetterereignissen seine Finger im Spiel hat".
Die Schneefälle entstanden folgendermaßen: Zu Beginn des vergangenen Wochenendes lag über weiten Teilen Mitteleuropas eine Luftmassengrenze, die polare Kaltluft im Norden von warmer Mittelmeerluft im Süden trennte. Im Übergangsbereich beider Luftmassen kam es zu anhaltenden und ergiebigen Schneefällen, was eigentlich ein ganz normaler Vorgang ist. Doch es gibt ein Aber: Wegen des Klimawandels war das Mittelmeer überdurchschnittlich warm, wodurch sich die Luft aus dem Süden mit mehr Feuchtigkeit als normalerweise vollsaugen konnte. Entsprechend fielen die Niederschläge - in diesem Fall in Form von Schnee - im Bereich der Luftmassengrenze kräftiger aus als sonst bei entsprechenden Wetterlagen.
Als Fazit lässt sich festhalten: Durch die globale Erwärmung kann die Atmosphäre deutlich mehr Feuchtigkeit halten als früher. Das führt einerseits dazu, dass die Sommer trockener werden. Andererseits werden Herbst und Winter nasser, weil in diesen Jahreszeiten die überdurchschnittlich feuchte Luft abkühlt und die Feuchtigkeit nicht mehr halten kann. Meist werden die dabei entstehenden Niederschläge als Regen niedergehen, weil es wegen der steigenden Temperaturen in Zukunft seltener schneien wird. Aber WENN es dann doch einmal so kalt ist, dass es schneit, werden die Schneefälle wegen der feuchteren Luft mit hoher Wahrscheinlichkeit heftiger ausfallen als früher.