Überträgt Keime
Neuer Schädling breitet sich aus - er knabbert sich sogar in die Bausubstanz
19.6.2024, 14:32 UhrSie ist winzig und doch so gefährlich. Die Pharaoameise, die aus Ostasien stammt, breitet sich bei uns zunehmend aus. Ein Befall ist alles andere als ein Zuckerschlecken.
Die Pharaoameise frisst Exkremente, Erbrochenes und rohes Fleisch. In diesem Zuge kommt sie in Kontakt mit unterschiedlichen Keimen, die sie weiter verbreitet. Auch Obst, zucker- und kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Marmelade, Honig, Schokolade und Gebäck gehören auf den Speiseplan des gefräßigen Insekts. Entdeckt man eine Pharaoameise, hat man bereits eine große Population im Haushalt.
Denn obschon ein Individuum nur wenige Millimeter groß ist, richtet es an Pflanzen, Lebensmitteln und auch Gebäuden immense Schäden an. Durch steigende Populationen, werden Pharaoameisen bei uns zu einem handfesten Problem. Ein Befall zieht sich nicht nur über weite Flächen, sondern vor allem mehrere Monate hin.
Die bernsteinfarbene Pharaoameise (Monomorium pharaonis) zählt zu den kleinsten und auch zu den bedrohlichsten Ameisenarten. Denn sie sind nicht nur Keimträger, sondern auch gefährlich für Baustoffe und elektronische Geräte.
Pharaoameise überträgt einige Keime
Fressen die Ameisen Lebensmittel an, sollten wir diese nicht mehr zu uns nehmen, sondern sofort entsorgen. Dem Umweltbundesamt zufolge gilt sie "als eine von mehreren potenziellen Ursachen sogenannter Krankenhausinfektionen (Nosokomialinfektionen)" und als Überträgerin von Streptokokken und Salmonellen, vor allem in Krankenhäusern, wo die Ameisen sich aufgrund ihrer Vorliebe für eiweißreiche Nahrung stark ausbreiten. Dort frisst sie teilweise an Wunden unter dem Gips oder Verband von Patienten, so das Umweltbundesamt. Auch kommt sie verstärkt in Bäckereien, Lebensmittelgeschäften und Fleischereien vor.
Richtig fies: Aufgrund ihrer Größe von 0,2 Zentimetern kann die Pharaoameise selbst in verschlossene Lebensmittelbehälter krabbeln. Pharaoameisen haben außerdem ein sehr effizientes System der Futtersuche. Arbeiterinnen können lohnende Futterquellen chemisch markieren, und gleichzeitig ihren Artgenossen auch chemisch mitteilen, wenn eine Futterquelle unbrauchbar geworden ist.
Geht gerne an die Substanz: Die Pharaoameise
Die Gesundheitsgefahren sind der eine Aspekt, weshalb ein Befall sofort bekämpft werden sollte. Der andere ist, dass sich die Populationen auf der Suche nach Nahrung und Nistplätzen in Bausubstanz, in dunkle Bereiche und Hohlräume in Wänden, Fußböden oder Decke und in elektrische/elektronische Geräte eindringen und diese schwer in Mitleidenschaft ziehen. Vor allem, wenn Feuchtigkeit und etwas Wärme gegeben ist. Um Platz für das Volk zu haben, höhlt die Pharaoameise Holz, Dämmstoffe oder Gips aus. Die Bausubstanz verliert an Stabilität.
Ähnlich gefährlich kann es werden, wenn die Ameise auf Nahrungs- oder Nistplatzsuche Kabel und Kabelisolierungen angeht. Meist kleinste Risse, Ritzen oder Lüftungsschlitze reichen aus, damit der Schädling in die Vorrichtung eindringen und Schäden anrichten kann. Ein Kabelbrand oder ein kaputtes Gerät können sich daraus ergeben. Geräte oder gar Bausubstanzen können noch so gut verschlossen sein: Dieser Schädling bahnt sich seinen Weg.
Haben die Nester eine bestimmte Größe erreicht, verselbstständigen sich einige Arbeiterinnen in Begleitung einer oder mehrerer Königinnen und legen Zweignester an. Aus diesem Grund kann man in einigen Gebäuden eine Vielzahl an Nestern finden.
Pharaoameisen werden eingeschleppt, ganz ursprünglich kommt sie aus dem indischen Raum, verbreitet sich aber durch Handel schon seit dem 19. Jahrhundert in Europa. Daher sollten Warenlieferungen, wie z. B. elektronische Geräte oder frisches Brot, bei Erhalt sofort gecheckt werden.
Was hilft bei einem Befall mit Pharaoameisen?
Pharaoameisen sind mit Hausmitteln (Backpulver, Nelken oder dergleichen) nicht zu bekämpfen, so das Umweltbundesamt.
Für eine erfolgreiche Bekämpfung der Pharaoameisen müssen die Königinnen im Nest erreicht werden, damit keine Nachkommenschaft mehr gebildet wird, heißt es von ministerialer Seite weiter. Aufgrund der Tatsache, "dass mehrere Königinnen im Nest vorhanden sind, reicht die Abtötung eines Teils des Nestes nicht aus, da sich die Ameisen aus unbeschädigten Nestteilen zurückziehen und ihren Nestort sehr schnell verändern können". Daher bestehe bei Pharaoameisen ein erhebliches Verschleppungspotential. Das Umweltbundesamt rät dringend an, einen Befall von Profis durchführen zu lassen, denn "die Nester sind aufgrund der sehr geringen Körpergröße der Ameisen oft versteckt und unzugänglich, daher werden keine Insektensprays, sondern nur Fraßgiftköder eingesetzt."
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