Achtbeiniger Nosferatu
Giftspinne breitet sich in Deutschland aus: So sollten Sie sich verhalten, wenn Sie sie sehen
24.9.2024, 10:42 UhrEin dicker, haariger Körper, acht Beine, zu viele Augen und lange, gebogene Kieferklauen, die jederzeit bereit sind, Gift in ein unvorsichtiges Opfer zu injizieren. Die Nosferatu-Spinne entleiht ihren schaurigen Namen nicht ohne Grund dem wahrscheinlich gruseligsten Vampir der Filmgeschichte - und das nicht ganz zu Unrecht: Die bis zu fünf Zentimeter große Arachnide hat einen giftigen Biss, der - im Gegensatz zu den meisten heimischen Arten - auch die Haut eines Menschen durchdringen kann.
Senkrecht glatte Wände nach oben
Der wissenschaftliche Name der Nosferatu-Spinne lautet Zoropsis spinimana. Sie ist eine zu den Echten Webspinnen zählende Art aus der Familie der Kräuseljagdspinnen. Von ihrem Aussehen her erinnert sie an eine große Wolfsspinne. Genau wie diese baut sie keine Netze, sondern geht aktiv auf die Jagd. Eine Besonderheit ist, dass die Nosferatu-Spinne in guter, alter Vampirmanier auch an senkrechten, glatten Oberflächen wie beispielsweise Glaswänden hochklettern kann. Der Grund sind spezielle Hafthaare an den Füßen.
Giftiger Biss
Wer tatsächlich die seltene Bekanntschaft mit einer Zoropsis spinimana machen sollte, dem sei geraten, das Tier am besten in Ruhe zu lassen; das sollte den meisten Menschen ohnehin nicht allzu schwer fallen. Taucht der Achtbeiner in der eigenen Wohnung auf, weist der Naturschutzbund Deutschland (NABU) darauf hin, dass man Spinnen lebendig aus dem Haus bringen sollte. Dafür geeignet sei beispielsweise ein Glas mit einem untergeschobenen Papier.
Wird man tatsächlich von einer Nosferatu-Spinne gebissen, ist auch das in der Regel kein Grund zur Panik. "Das Gift ist vergleichbar mit dem einer Biene oder Wespe. Schmerzhaft, aber meist harmlos. Nur für Allergiker kann es zum Problem werden.", erklärt Biologe und Spinnenzüchter Stephan Loksa gegenüber dem Volksfreund. Wer eine Zoropsis spinimana fängt oder gebissen wird, sollte das dem Naturschutzbund oder beim Atlas der Spinnentiere Europas melden.
Klimawandel als Triebfeder für Migration der Arten
2005 wurde die Nosferatu-Spinne nach Angaben des NABU erstmals in Deutschland entdeckt. Ihre ursprüngliche Heimat ist die westliche Mittelmeerregion bis zum Südrand der Alpen sowie Nordafrika, wo sie im Freiland und lichten Wäldern vorkommt. Das Naturkundemuseum Karlsruhe geht davon aus, dass die Nosferatu-Spinne als blinder Passagier beim Gütertransport oder im Gepäck von Reisenden aus Südeuropa nach Deutschland gekommen sein könnte. Die neue Art profitiert wie auch Holzbienen und Taubenschwänzchen von den zunehmend wärmeren Temperaturen, bedingt durch den menschengemachten Klimawandel. Taubenschwänzchen bleiben nun häufiger zum Überwintern in Deutschland. Holzbienen kommen nicht mehr nur an den wärmsten Stellen in Deutschland vor, sondern breiten sich allmählich weiter aus.