Umfrage zu Klimaschutz

Nur noch jeder Zweite sieht sich beim Klima in der Pflicht

18.04.2025, 05:04 Uhr
Unwetter in Spanien haben Ende vergangenen Jahres für mehr als 200 Tote und massives Chaos gesorgt.

© Alberto Saiz/AP/dpa Unwetter in Spanien haben Ende vergangenen Jahres für mehr als 200 Tote und massives Chaos gesorgt.

Nur noch gut jeder Zweite in Deutschland (53 Prozent) sieht sich im Kampf gegen den Klimawandel selbst in der Verantwortung. Vor vier Jahren waren dies noch mehr als zwei Drittel (69 Prozent), wie aus einer jährlichen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Obwohl Europa laut jüngster Klimadaten der sich am schnellsten erwärmende Kontinent ist – und damit auch Deutschland stark betroffen –, verorten viele Menschen in Deutschland das Klima-Problem eher ins Ausland: Nur 62 Prozent der Befragten sorgen sich um die Auswirkungen im eigenen Land, 78 Prozent eher um andere Länder.

Fast jeder Zweite (45 Prozent) gab in der aktuellen Umfrage an, sich von der Bundesregierung im Stich gelassen zu fühlen, wenn diese beim Klimaschutz jetzt nicht handele. Vor drei Jahren, als die Ampel-Regierung noch relativ frisch im Amt war, lag dieser Anteil bei 60 Prozent. 

Einstellungen im Widerspruch zur Entwicklung der Krise

Die wahrgenommene Nicht-mehr-so-Dringlichkeit steht im Widerspruch zur tatsächlichen Entwicklung der Krise: Der Deutsche Wetterdienst beobachtet etwa eine beunruhigende Beschleunigung des Klimawandels. 2024 sei das wärmste Jahr seit dem Beginn regelmäßiger Messungen gewesen, das in Deutschland, Europa und global beobachtet wurde.

Die Befragung, die Einstellungen von Menschen zu Klima und Energiewende in 32 Ländern untersucht, offenbart für Deutschland auch erhebliche Wissenslücken: Rund ein Viertel (27 Prozent) zweifelt an, dass es unter Klimaforschern über die Auswirkungen des Klimawandels einen Konsens gibt. Dieser Anteil liegt in Ländern wie Ungarn (40 Prozent) oder Frankreich (39 Prozent) sogar noch deutlich höher.

Der Weltklimarat – der den Stand der Klimaforschung regelmäßig zusammenführt – hat in seinem Bericht von 2023 jedoch festgehalten, dass Aktivitäten von Menschen unzweifelhaft die Hauptursache der Erderwärmung sind. Die Emissionen von Treibhausgasen haben seit dem späten 19. Jahrhundert zu einem deutlichen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur geführt.

Skepsis gegenüber Elektroautos besonders verbreitet

Rund die Hälfte hält außerdem Elektroautos für ebenso schlecht für die Umwelt wie Verbrenner. Ipsos zufolge ist - mit Ausnahme von Frankreich und Polen - der Anteil der Skeptiker hierzulande so hoch wie in kaum einem anderen Land.

Elektroautos sind Studien zufolge – etwa von der Denkfabrik Agora Energiewende – mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs klimafreundlicher als Verbrenner. Je höher der genutzte Anteil erneuerbarer Energien, desto besser wird diese Bilanz. Wird das Auto mit Ökostrom aufgeladen, entstehen im Fahrbetrieb keine direkten klimaschädlichen Emissionen. Allerdings fallen diese etwa bei der Herstellung der Fahrzeuge an.