Höchster Feiertag im Islam

Opferfest beginnt: So feiern Musliminnen und Muslime

Michaela Raab

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27.6.2023, 10:42 Uhr
Die Şehitlik-Moschee in Berlin-Neuköln ist eine vor allem türkisch geprägte Gemeinde. Die Räumlichkeiten bieten Platz für etwa 1500 Gläubige. 

© IMAGO/Schoening Die Şehitlik-Moschee in Berlin-Neuköln ist eine vor allem türkisch geprägte Gemeinde. Die Räumlichkeiten bieten Platz für etwa 1500 Gläubige. 

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Weltweit leben über 1,9 Milliarden Musliminnen und Muslime. Der Islam bildet damit nach dem Christentum die zweitgrößte Religion.

Mit dem Opferfest begehen Muslime den höchsten Feiertag ihrer Religion. Dieses Jahr finden die Festivitäten vom 16. Juni bis zum 20. Juli 2024 statt - am Zehnten des islamischen Monats Dhū l-Hiddscha.

2025 beginnt das Opferfest am 6. Juni, 2026 am 26. Mai. Diese Verschiebung liegt daran, dass der islamische Kalender ein Mondkalender ist und etwa elf Tage kürzer als der gregorianische Kalender.

Wichtig: Islamische Feiertage beginnen jeweils am Vorabend des angegebenen Termins. Das Startdatum hängt aber auch davon ab, wann man an seinem Ort den Neumond sieht. Deshalb kann sich das Fest in einigen Gegenden der Welt um einen Tag verschieben.

Im Arabischen heißt das Opferfest "Eid ul-Adha", auf Türkisch "Kurban Bayramı" und auf Persisch "Eid-e Qurban". Es beginnt jährlich am Zehnten des islamischen Monats Dhū l-Hiddscha und dauert vier Tage. Das Opferfest gilt als das höchste Fest im Islam und bildet zugleich den Höhepunkt des Haddsch. Damit ist die Pilgerreise zur Kaaba nach Mekka gemeint, die alle Gläubigen einmal in ihrem Leben unternehmen sollen. Am Opferfest selbst geht es vor allem darum, die Verbindung zu Gott und zu den eigenen Mitmenschen zu pflegen und Dankbarkeit zu zeigen.

Das religiöse Fundament des Opferfestes bildet die Geschichte vom Propheten Ibrahim, der Gott seine Gehorsamkeit beweisen sollte. Dafür war er sogar bereit, seinen erstgeborenen Sohn Ismail zu töten, um ihn Gott darzubieten. Als Gott sah, welch großes Opfer Ibrahim erbringen würde, lies er ihn stattdessen einen Schafbock opfern. Auch in der jüdischen Thora und der christlichen Bibel (Genesis 22,1–19) taucht diese Erzählung auf. Dort geht es namentlich um Abraham, den Urvater der drei Weltreligionen, und dessen Sohn Isaak. Das islamische Opferfest kann also auch als Schnittstelle zwischen Islam, Christentum und Judentum gelesen werden.

Am ersten Morgen des Opferfests steht das gemeinsame Festtagsgebet in der Moschee an. Oftmals schließt sich an den Besuch der Moschee ein Besuch des Friedhofs an, um Verstorbenen zu gedenken und für sie zu beten. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Festes ist das traditionelle Tieropfer in Anlehnung an die Koran-Geschichte vom Propheten Ibrahim.

Mit der rituellen Schlachtung von Paarhufern drücken Gläubige ihre Dankbarkeit gegenüber Gott aus. Je nach Region und Verfügbarkeit gibt es dann beim gemeinsamen Essen Gerichte mit Schafs-, Ziegen- oder Rindfleisch. Schweine hingegen gelten im Islam als unreine Tiere und werden nicht verzehrt.

Neben der Gottesverbundenheit basiert das Opferfest auch auf Nächstenliebe. Familie, Freunde und Bekannte kommen in Festtagskleidung zusammen, beten, essen und trinken gemeinsam. Sie wünschen sich gegenseitig ein gesegnetes Opferfest und Kinder erhalten oftmals Süßigkeiten als Geschenke. Daneben gibt es die Armenspende, die unterschiedlich ausfallen kann. Die Menschen sollen sich dankbar zeigen, in sich gehen und in Gedanken an die Koran-Geschichte überlegen, was sie bereit wären zu opfern.

Auch wenn es sich nicht um gesetzliche Feiertage handelt, haben Eltern in Bayern seit 2015 die Möglichkeit, ihre Kinder an den ersten zwei Tagen des Opferfestes vom Unterricht befreien zu lassen. Alle arbeitenden Gläubigen müssen sich hingegen Urlaub nehmen.