Bei Aktion auf Ringautobahn
Pariser Polizei reißt festgeklebte Hände von Klima-Aktivisten von der Straße
27.6.2022, 15:33 UhrIn Deutschland formierte sich in den vergangenen Monaten mit der Klima-Aktionsgruppe "Letzte Generation" ein Bündnis von Umweltschützern, das gezielt die Mittel des zivilen Ungehorsams einsetzt, um die Politik zu Handlungen in der Klimakrise zu zwingen.
Die Aktivisten kleben sich beispielsweise auf viel befahrene Straßen - und lösen damit Staus im Berufsverkehr aus. Das ist nicht die einzige Aktionsform: Zwei Aktivisten banden sich während eines Bundesligaspiels im April zwischen Frankfurt und Freiburg an den Torpfosten; das Bundeskanzleramt haben Aktivisten mit schwarzer Farbe beschmiert.
Die Aktionen der Gruppe sorgen nicht nur für mediale Aufmerksamkeit - sondern auch für großes Unverständnis und Gewalt. In den Sozialen Medien verbreiteten sich in den vergangenen Monaten Videos, in denen sich verärgerte Autofahrer harsche Wortgefechte mit den Demonstrierenden lieferten. Häufig wurden die Demonstrierenden von den Autofahrenden gewaltsam von der Straße gedrängt.
Auch in Frankreich aktiv
Nicht nur in Deutschland sehen Klima-Protestierende in den Aktionen einen geeigneten Weg, um zumindest mediale Aufmerksamkeit zu generieren. Auch in Frankreich kleben sich Aktivisten der Schwesterorganisation "Dernière Rénovation" regelmäßig auf die Straßen.
Am vergangenen Samstag kam es dort erneut zu einer Aktion. Am Mittag setzten sich elf Personen in der Höhe der Porte d’Italie auf die Pariser Ringbahn - auch "Boulevard périphérique" genannt.
Einige der Demonstrierenden klebten ihre Hände an der Straße fest, wie der Journalist Clément Lanot via Twitter mitteilte. Ziel der Aktion: Nach Angaben des Figaro forderten sie die frisch gewählten Abgeordneten der Nationalversammlung auf, sich zu verpflichten, gleich zu Beginn ihrer Amtszeit ein Gesetz über die umfassende energetische Sanierung aller Gebäude in Frankreich zu verabschieden.
Intervention de la BRAVM qui décolle les mains des militants @derniere_renov
— Clément Lanot (@ClementLanot) June 25, 2022
Ils avaient utilisés de la colle forte pour empêcher la police de les déloger du périphérique.
Aucun militant ne semble blessé. https://t.co/LvmutRprq9 pic.twitter.com/0hQWigUeFG
Spezialeinheit rückte an
Etwa zwanzig Minuten dauerte die Aktion, bis Kräfte der "Brigade de répression des actions violentes", übersetzt: "Brigade zur Unterdrückung von Gewaltaktionen" eingriffen und die Protestierenden von der Straße lösten.
Die Spezialeinheit kommt in Frankreich häufig bei Demonstrationen zum Einsatz und gilt als besonders konsequent, gefährlich und rücksichtslos. Auch während der "Räumungsaktion" griff die Spezialeinheit hart durch: Die Spezialeinheit löste die Hände der festgeklebten Frauen und Männer schnell ab und trug die jungen Demonstrierenden dann an den Rand der Ringstraße hinter die Absperrungen. Wenig später konnte der Verkehr wieder fließen.
"Der Kleber hält nicht auf Teer"
Ein veröffentlichtes Video des Journalisten Clément Lanot zeigt Szenen, in denen ein Uniformierter das Handgelenk einer Frau umklammert und die Handfläche gewaltsam von der Teerstraße reißt. Die Frau stöhnt währenddessen schmerzerfüllt auf. Kurz darauf sagt der Polizist zu seinem Kollegen: "Ja, das klebt nicht wirklich gut, das ist Teer. Der Kleber hält nicht auf Teer."
Mehrere Feuerwehrleute untersuchten nach der Räumung die Hände einiger Aktivisten, dabei stellten sie offenbar keine Verletzungen fest. Die Polizei nahm elf Personen fest.
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