Ungewohnte Neuerung

Pfandsystem sorgt für Verwirrung: Österreicher fragen Deutsche im Netz um Rat

Vivien Renner

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13.1.2025, 14:35 Uhr
In Deutschland gibt es das Einwegpfandsystem schon seit 2003.

© IMAGO In Deutschland gibt es das Einwegpfandsystem schon seit 2003.

Seit dem 1. Januar 2025 gibt es für Plastikflaschen und Dosen ein Einwegpfand in Österreich. Was bei vielen Österreichern nun für Empörung sorgt, gehört schon längst zum Alltag der Deutschen. "Soll heißen, ich darf meinen Müll nicht zerkleinern oder zerknittern, um Platz zu sparen, sondern muss ihn mühsam ganz lassen und bekomm so weniger in ein Sackerl hinein", schreibt ein österreichischer User verzweifelt unter einen Instagram-Post von "ZeitimBild".

"Frage an die Leute aus Deutschland: Wo lagert ihr euer Leergut bis zum nächsten Supermarktbesuch?", fragt ein weiterer User. Als Antwort wurde ihm ein Korb vorgeschlagen.

Für uns Deutschen ist das Sammeln von Pfandflaschen überhaupt nicht mehr wegzudenken. Eine ganze Generation ist schon damit aufgewachsen. Im Urlaub stellen wir uns eher die Frage, ob die Pfandflaschen jetzt wirklich einfach in den Müllsack geworfen werden dürfen.

Für unsere Nachbarn aus Österreich ist es jedoch eine Umstellung. Bisher gibt es dort nur ein Pfandsystem für Mehrwegflaschen wie Bier und Mineralwasser, so die Umweltschutzaktion "Global 2000". Die Neuerung: Auf Einweg-Getränkeverpackungen aus PET und Aluminium wird seit 2025 Pfand eingehoben.

Deutschland als Vorbild

Laut "Global 2000" hatte die Einführung eines Pfandsystems auf Einweg-Getränkeverpackungen 2003 einen drastischen Effekt gegen das sogenannte Litteringproblem. Damit bezeichnet man das achtlose Entsorgen von Abfällen im öffentlichen Raum.

Vorher sollen jährlich etwa drei Milliarden Einwegflaschen und Dosen die Natur verschmutzt haben. Laut Angaben verschwanden mit der Einführung PET-Flaschen und Dosen aus Parks, öffentlichen Plätzen und der Natur quasi über Nacht. Heute würden 98,5 % der Einweg-Getränkeverpackungen in die Rückgabeautomaten zurückgebracht werden.

Bis 2029 sollen alle EU-Mitgliedsstaaten eine getrennte Sammelquote von 90 % erreichen. Derzeit erreicht Österreich nur eine Getrennt-Sammelquote von 76 %, die jedoch nach den neuen Berechnungsmethoden der EU auf etwa 70 % schrumpft, da Prozessabfälle bei der Aufbereitung abgezogen werden müssen. Durch das Pfandsystem kann das vorgegebene EU-Ziel schnellstmöglich erreicht werden, meint die Umweltschutzorganisation "Global 2000".

Gleiche Kosten wie in Deutschland

"Ihr bedenkt schon, dass ihr das Geld noch auf den Kaufpreis aufrechnen müsst, also wird alles teurer", schreibt ein User.

Laut "ZeitimBild" ist der Ablauf analog zum deutschen Vorbild. Es kostet ebenfalls 25 Cent. Gibt man sie leer zurück, bekommt man das Pfand wieder. Grundsätzlich seien die Getränke jedoch nicht teurer, das System solle sich selbst tragen. Der Handel bekomme jedoch eine Aufwandsentschädigung.

In mehr als 40 Ländern etabliert

Weltweit gebe es jedoch bereits mehr als 40 Länder und Regionen mit einem Pfandsystem für Einweg-Getränkeverpackungen, so "Global 2000". Dadurch lässt sich immer mehr über dessen Erfolg aussagen. Lettland, die Slowakei und Malta haben ihr Pfandsystem 2022 gestartet. Rumänien und Polen haben 2023 ein Pfandsystem eingeführt. Irland, Portugal und Ungarn folgten laut Angaben im Jahr 2024. Immer mehr Länder führen also ein Pfandsystem ein.

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