"Wusste, es wird verdammt geil"

Putin lässt Kannibalen frei: Er briet das Herz seiner Opfer mit Zwiebeln und Gewürzen

Stefan Besner

Online-Redaktion

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5.10.2024, 17:24 Uhr
Putin gewährt einem Kannibalen Amnestie. (Symbolbild)

© IMAGO Collage Putin gewährt einem Kannibalen Amnestie. (Symbolbild)

Was klingt wie ein makaberer Scherz aus der Feder von Thomas Harris, dem Schöpfer des berüchtigtsten Kannibalen der Popkultur, Hannibal Lecter, ist in Russland sinistre Realität. Denn anstelle alles daran zu setzen, Lecters reales Pendant ein für alle Mal hinter Schloss und Riegel zu bringen, lassen die Behörden den mehrfachen Mörder und Kannibalen Dimitri Malyschew frei herumlaufen. In seinem Heimatort Rakhinka, ein 2.500-Einwohner-Dorf, geht nun die Angst um. Malyschew ist dabei nicht der einzige Schwerverbrecher, dem Amnestie von höchster Stelle gewährt wurde.

"Ich rührte es in der Pfanne an und wusste, es wird verdammt geil"

Der 70 Kilometer nördlich der Millionen-Metropole Wolgograd wohnhafte Dmitri Malyschew war Anführer einer Gruppe organisierter Krimineller. Neben Delikten wie der geplanten Ermordung von Polizisten, Raub und Waffenhandel soll Malyschew 2013 auch zwei Geschäftsleute erschossen haben, wie das Nachrichtenportal "novayagazeta" berichtet.

Sein grausigstes Verbrechen ist jedoch wohl der Mord an einem 46 Jahre alten Bekannten aus Tadschikistan. Weil der ihm Sex angeboten haben soll, schlug Malyshev dem Mann laut Gericht mehrmals mit einer Nagelpistole auf den Kopf, anschließend entfernte er ihm das Herz aus der Brust, schnitt es mit einem Messer in Scheiben und briet es in der Pfanne mit Zwiebeln und Gewürzen an. Seine Tat filmte er mit einer Videokamera. Laut "20min.ch" soll er zu den Ermittlern gesagt haben: "Ich rührte es in der Pfanne an und wusste, es wird verdammt geil."

Dank Putin-Gesetz: Kannibale kommt nach sechseinhalb Jahren frei

Im Mai 2015 verurteilte ein Gericht Malyschew rechtskräftig wegen "Mordes an zwei Personen mit besonderer Grausamkeit als Teil einer kriminellen Bande, Banditentum, Diebstahl und illegalem Handel mit Waffen und Munition, Vorbereitung zum Mord an Polizeibeamten, Raub und Verzehr des Herzens des letzten [dritten] Opfers" zu einer Strafe von insgesamt 25 Jahren Haft in einem Straflager, wie "mirror" berichtet. Bereits im Oktober 2023 unterzeichnete der verurteilte Mörder und Kannibale allerdings einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium und zog in den Krieg gegen die Ukraine.

Grundlage ist ein während des russischen Angriffskrieges in Kraft getretenes neues Gesetz, das Straftäter vor die Wahl stellt, entweder weiter im Gefängnis zu schmoren oder in der Ukraine zu kämpfen - mit Aussicht auf eine Begnadigung. Wie zahlreiche andere - darunter Alexander Maslennikow (zusammen mit Malyschew auf einem Bild an der Front zu sehen), der laut "Bild" zwei Frauen getötet und deren Fleisch an Hunde verfüttert haben soll - entschied Malyschew sich für den Kampfeinsatz. Anstatt 2040 kam er laut "20min.ch" somit nach nur sechseinhalb Jahren im Gefängnis im Zuge von Putins Begnadigungen frei.

Schwerverbrecher als Helden

Inzwischen ist Malyschew in sein Heimatdorf Rakhinka zurückgekehrt. Der Leiter der Dorfverwaltung, Fjodor Kadowba, sagte laut "mirror": "Ich habe persönlich mit ihm gesprochen." Malyschew hatte Kriegsverletzungen am Kiefer und an der Hand und wird erst wieder kämpfen, wenn er sich ausreichend erholt hat. "Vorgestern habe ich ihn in einem Geschäft gesehen, und wir haben uns gegrüßt", so Kadovba.

Der Kreml verlangt, dass alle freigelassenen Gefangenen, die im Krieg gekämpft haben, als "Helden" behandelt werden, die Teil der "neuen Elite" Russlands sind. Ein aktuelles Bild des Kannibalen zeigt ihn mit Sonnenbrille, wie er sich mit einem Drink an einem Swimmingpool entspannt, der in der Spiegelung zu sehen ist.