Fehlender politischer Wille?
Radticket für einen Euro: Warum der ADFC weiterhin Kritik übt
31.7.2024, 14:39 UhrSchon seit Dezember 2023 gilt das sogenannte BaSTi (R) Ticket, mit dem Bahnreisende ihr Fahrrad für nur einen Euro in die Bahn nehmen dürfen, in weiten Teilen Bayerns. Ab dem 1. August profitieren auch die Menschen in Nürnberg und Umgebung von dem günstigen Ticket.
Und dafür braucht es natürlich auch mehr Platz in den S-Bahnen und Regionalzügen. Dieser wurde teils durch den "Ausbau von Klappsitzen in Mehrzweckräumen oder durch die Freigabe bisher verschlossener Zugteile geschaffen", so der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in einer Pressemitteilung. Doch zwei Einschränkungen bleiben: Am Wochenende und auf einigen wichtigen Linien ist das Ticket nicht gültig.
"Einen Beitrag zur ökologischen Verkehrswende" leisten, so das erklärte Ziel der Bayerische Eisenbahngesellschaft. Das sollte dem ADFC eigentlich gefallen - und doch reißt die Kritik am Ticket nicht ab. "Beabsichtigt war eine Vereinfachung, doch nach wie vor verursacht das zusätzliche neue Ticket das Gegenteil. Das richtige Fahrradticket zu kaufen, ist noch komplizierter geworden!", so Bernadette Felsch, Vorsitzende des ADFC Bayern in einer Pressemitteilung.
Denn das Ticket im Automaten zu finden, ist gar nicht so leicht: Wer die Fahrkarte fürs Rad lösen möchte, muss es umständlich über das Gesamtangebot im Automaten suchen. Ein Beitrag der Satiresendung "quer" des "Bayerischen Rundfunks" fasst die Einschränkungen und Schwierigkeiten pointiert zusammen: "Das 1-Euro-Fahrrad-Ticket gilt konsequent nur zu Zeiten, wo keiner Radl fährt und an Orten, wo keiner mit dem Fahrrad hin will."
Stattdessen stellt sich Felsch eine ganz andere Lösung vor: "Am einfachsten wäre eine kostenlose Radmitnahme, wie zum Beispiel in Baden-Württemberg, wo auch ausreichend Platz geschaffen wurde."
Auch Frank Wessel, Beauftragter für Rad und Bahn beim ADFC Bayern, sieht das Ticket kritisch. Man müsse mehr Platz in Zügen für Fahrräder schaffen, sonst könne man die Fahrradmitnahme in Nahverkehrszügen nicht attraktiver machen - das sei "viel wichtiger als eine Preissenkung, die ohnehin an Wochenenden nicht gilt."
Als Paradebeispiele nennt er die neuen Züge des Franken-Thüringen-Expresses, die aktuell in den Betrieb starten. Er appelliert an den politischen Willen, man könne auch ältere Züge umbauen, beispielsweise wurde dies getan bei einem älteren Dieselzug zwischen München und dem Allgäu, wo der Bereich hinter dem Lokführerabteil zu einem Radabteil umfunktioniert wurde. Weiterhin könne man zusätzlich erforderliche Fahrzeuge bei Bedarf mieten.
Über das jetzige 1-Euro-Ticket zieht der ADFC Bayern ein ernüchterndes Fazit, es fehle am politischen Willen, genügend Finanzmittel für den Ausbau der Kapazitäten bereitzustellen - und so bleibe das Ticket ein Flop.
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