Nach Recherche von SZ und NDR
Neue "Rammstein"-Vorwürfe: Anwälte erwirken einstweilige Verfügung
11.8.2023, 17:44 UhrUpdate vom 11.08.2023: Nur wenige Wochen ist es her, dass die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) und der "NDR" über mutmaßliche neue Vorwürfe gegenüber der Band Rammstein berichteten. Diese richteten sich nicht nur gegen Sänger Till Lindemann, sondern auch gegen Keyboarder Christian Lorenz, besser bekannt als "Flake". Die Anwälte von Rammstein gingen daraufhin gegen die Berichte vor. Wie die Kanzlei nun mitteilte, erwirkte sie vor dem Landgericht Hamburg für Till Lindemann einstweilige Verfügungen gegen beide Medienhäuser, begründet werden diese mit fehlenden Beweisen.
Konkret betroffen ist der Artikel "Im Feuer" der "SZ", der erstmals im Juli 2023 auf deren Website veröffentlicht wurde und mehrere Frauen zu Wort kommen lässt. Eine davon wird "Sybille Herder" genannt, sie berichtete von einem Filmriss und mutmaßlichen sexuellen Übergriffen. Laut Lindemanns Anwälten wurden weite Teile der Herder betreffenden Passagen vom Landgericht Hamburg untersagt. Dies sei damit begründet, "dass es für die Verdachtsberichterstattung an dem erforderlichen Mindestbestand an Beweistatsachen fehle", heißt es in der Presseaussendung der Kanzlei.
Mit der gleichen Begründung wurde auch ein Artikel des "NDR" beanstandetet. In den betroffenen Passagen hatten zwei Frauen von sexuellen Handlungen mit Lindemann berichtet, denen sich vermeintlich nicht zugestimmt hätten. Er war im Juni 2023 auf "tagesschau.de" veröffentlicht worden.
Erstmeldung vom 19.07.2023: Nach den umfassenden Vorwürfen, denen sich Rammstein-Frontmann Till Lindemann in den vergangenen Wochen ausgesetzt sah, nimmt der Fall nun möglicherweise eine neue Wendung. Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" erhoben zwei Frauen nun ähnliche Vorwürfe wie die bereits bekannten - jedoch nicht gegen Lindemann, sondern gegen Keyboarder Christian Lorenz, genannt "Flake". Auch in ihren Geschichten geht es unter anderem um Alkohol, Drogen und nicht einvernehmlichen Sex. Und sie reichen teilweise zurück bis ins Jahr 1996.
Eine der Frauen erklärt gegenüber der "SZ", während des Vorfalls noch minderjährig gewesen zu sein und dies sowohl Lindemann als auch Lorenz mitgeteilt zu haben. Ihren Angaben nach sei sie nach einer Signierstunde im Haus von Lorenz in Brandenburg gewesen, es hätte viel Alkohol gegeben, sie sei stark betrunken gewesen und hätte mit "Flake" Sex gehabt. Sie sei damals 17 gewesen und habe in ihrem Zustand weder Ja noch Nein sagen können, berichtet die "SZ".
Danach hätte sie sich noch eine Zeitlang mit Lindemann, für den sie große Gefühle gehabt habe, getroffen. Beweise für die Erzählungen gibt es nicht, die Betroffene versichert laut "SZ" ihre Schilderungen jedoch schriftlich an Eides statt. Auch eine weitere Frau erhebt in dem Bericht den Vorwurf, dass der Rammstein Keyboarder ihr gegenüber sexuell übergriffig geworden sei. Anzeige haben die Frauen laut Bericht nicht erstattet, es gilt die Unschuldsvermutung.
Von den Mitgliedern der Band Rammstein hat sich bislang niemand direkt zu den neuen Vorwürfen geäußert. "Flake" weist die Vorwürfe der "SZ" zufolge über seine Anwälte zurück, Lindemanns Anwalt teilte zudem mit, dass eine Berichterstattung in diesem Komplex rechtswidrig sei.
Geänderter Liedtext
Ungeachtet der Kontroversen setzt die Band ihre aktuelle Tour durch Europa fort. Insgesamt 18 Konzerte hat die Band bislang seit dem Aufkeimen erster Vorwürfe gespielt, unter anderem am vergangenen Samstag in Berlin. Dort verwunderte Lindemann bei der Darbietung von "Angst" mit einer veränderten Songzeile.
Während es im Originallied heißt: "Der Rücken nass, die Hände klamm, alle haben Angst vorm schwarzen Mann", änderte der Sänger diese kurzerhand in: "Der Rücken nass, die Hände klamm. Alle haben Angst vorm Lindemann." Vor dem Stadion hatten sich zuvor rund 300 Menschen versammelt, um gegen das Konzert zu demonstrieren.