Rauchfreie Generation: Großbritannien empfiehlt Pille statt Zigaretten - und plant Verkaufsverbot

London - Die britische Regierung plant das Rauchen immer weiter einzuschränken. Eine Pille soll nun Tausenden bei ihrer Entwöhnung helfen.

Am Dienstag hatte der englische Nationale Gesundheitsdienst (NHS) angekündigt, dass er eine Pille zur Raucherentwöhnung einführt. Hunderttausenden Briten wird ab sofort das Medikament Varenicline angeboten, welches eine Entwöhnung erleichtern und effektiver als Nikotin-Kaugummi beziehungsweise -Pflaster sein soll. Der Minister für Gesundheit und Soziales, Wes Streeting, sagte: "Vorbeugen ist besser als heilen. Die Einführung dieser Pille kann dem NHS Millionen von Pfund sparen, Termine einsparen, damit andere Patienten schneller behandelt werden können, und Leben retten."

Die täglich einzunehmende Pille wird ab sofort vom NHS angeboten. In Verbindung mit einer Beratung soll es so jeder vierten Person möglich sein, mindestens sechs Monate lang mit dem Rauchen aufzuhören. Der NHS will dadurch eine effektive Behandlung ermöglichen und gleichzeitig 500 Millionen Pfund an Steuereinnahmen einsparen. Das Gesundheitssystem erwartet, dass jährlich mehr als 85.000 Personen damit geholfen sei. In den nächsten fünf Jahren sollen 9.500 Todesfälle dadurch verhindert werden.

"Rauchen ist nach wie vor eines der größten Probleme der öffentlichen Gesundheit, mit denen der NHS konfrontiert ist, und hat verheerende Auswirkungen auf den Körper", sagte NHS Chief Executive Amanda Pritchard. "Diese einfache, täglich einzunehmende Pille könnte für Menschen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, eine entscheidende Rolle spielen und ist ein weiterer wichtiger Schritt, um unser NHS weiter in Richtung Prävention zu lenken"

Medikament zum zweiten Mal zugelassen

Das Medikament ist jedoch nicht unumstritten und trat bereits im Mai 2006 unter dem Namen Champnix auf den Markt. 2021 wurde die Version vom Markt genommen, nachdem, eine Verunreinigung entdeckt wurde, erklärt das NHS. Die neu eingeführte Version wurde jedoch von der Gesundheits- und Regulierungsbehörde (MHRA) als sicher eingestuft.

Panorama

5.11.2024, 01:04 Uhr Gesundheit

Gesetz zum Rauchverbot kommt ins britische Parlament

Von dpa

Allgemeines Rauchverbot rück näher

Großbritannien rückt auch einem weitreichenden Rauchverbot Schritt für Schritt näher. Anfang November hatte die Regierung dem Parlament in London einen Gesetzesentwurf vorgelegt, um das Rauchen schrittweise zu beenden. Die "weltweit führenden Reformen" sollen die Öffentlichkeit und den staatlichen Gesundheitsdienst schützen sowie die Wirtschaft stärken, teilte das Gesundheitsministerium mit. Wie die "Deutsche Presseagentur" berichtet, sollen konkret Bürgerinnen und Bürger ab dem Jahrgang 2009 legal keine Zigaretten mehr kaufen können.

"Diese Regierung ergreift mutige Maßnahmen, um die erste rauchfreie Generation zu schaffen, die Nikotinsucht von Kindern durch E-Zigaretten zu unterbinden sowie Kinder und gefährdete Menschen vor den Gefahren des Passivrauchens zu schützen", sagte Gesundheitsminister Streeting. "Indem wir eine gesunde Gesellschaft aufbauen, werden wir auch dazu beitragen, eine gesunde Wirtschaft aufzubauen, in der weniger Menschen krankheitsbedingt arbeitsunfähig sind."

Nach offiziellen Angaben sterben alleine in Großbritannien jedes Jahr 80.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Der Schaden für die Wirtschaft wird auf 18 Milliarden Pfund (21,4 Mrd. Euro) pro Jahr geschätzt. Der Entwurf muss zunächst vom Unterhaus verabschiedet werden. Wenn auch das Oberhaus zustimmt, tritt das "Tobacco and Vapes Bill" genannte Gesetz in Kraft.