Jahreswechsel
Bald beginnen die Rauhnächte 2024: Aber was steckt dahinter?
5.12.2024, 12:15 UhrRund um die Rauhnächte gibt es viele Mythen, Rituale und Bräuche. Aber wann sind die Rauhnächte, was passiert zwischen den Jahren und warum sind die Nächte um den Jahreswechsel überhaupt besonders? All das erfahren Sie im folgenden Artikel.
Was sind Rauhnächte?
Die "Rauhnächte", "zwölf Nächte", "Glöckelnächte" oder auch "Innernächte" finden jedes Jahr um den Jahreswechsel im Dezember und Januar statt. Sie bezeichnen die Zeit des Übergangs von einem Jahr in das nächste. Um diese besonderen Nächte ranken sich uralte Geschichten und Bräuche. Schriftliche Quellen dazu findet man beispielsweise aus dem 16. Jahrhundert. Die zwölf Tage mit ihren langen Nächten wurden im europäischen Brauchtum zur Wahrsagerei, zur Geisterbeschwörung und -austreibung genutzt. Für einige Menschen haben die Nächte noch heute eine übernatürliche Bedeutung.
Der Name Rauhnächte kommt möglicherweise vom mittelhochdeutlichen Wort "rûch", das "haarig" bedeutet. In diesem Fall bezieht er sich wohl auf mit Fell bekleidete Dämonen, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben sollen. Möglicherweise hängt der Name auch mit dem Wort Rauch und dem Brauch des Ausräucherns (siehe unten) zusammen.
Rauhnächte: Diese Bedeutung steckt dahinter
Früher richteten die Menschen ihr Leben nach dem Mondkalender und nicht nach dem Sonnenkalender aus. Ein Mondzyklus von Neumond zu Neumond dauerte 29,5 Tage. Rechnet man dies auf zwölf Monate hoch, ergeben sich daraus 354 Tage. Daraus ergibt sich eine Differenz von elf Tagen und zwölf Nächten zum heutigen Sonnenkalender. Diese Tage wurden dann als "tote Tage" oder Tage jenseits der Zeit bezeichnet. Heute spricht man immer noch häufig von der "Zeit zwischen den Jahren".
Kurz nach der Wintersonnenwende sind die Nächte noch besonders lang und verschiedene Naturphänomene, die heute wissenschaftlich begründet werden können, waren damals noch ungeklärt. Familien und Freunde kamen nach Weihnachten zusammen, legten eine Pause von der Arbeit ein und erzählten sich gegenseitig Geschichten - auch über Geister und übersinnliche Mächte. Die Menschen glaubten, dass die Grenzen zu anderen Welten in den Rauhnächten verschwimmen - und dass sich ein Tor öffnet, welches die Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet.
Der Sage nach bricht die Wilde Jagd in der Mitte der Rauhnächte auf und bedroht bis zum Dreikönigstag die Lebenden. Wer die übernatürlichen Jäger sieht, die über den Himmel ziehen und dabei schreien und ächzen, dem soll damit Böses angekündigt werden - beispielsweise ein Krieg, eine Hungersnot oder der eigene Tod. Zudem fürchteten sich die Menschen davor, dass ihre Seelen von der wilden Jagd mitgerissen würden und sie auf ewig mit durch die Lüfte ziehen müssten, falls niemand es schaffe, sie zu befreien.
Wann beginnen die Rauhnächte 2024?
Die Rauhnächte 2024 beginnen der gängigsten Definition nach wie jedes Jahr am 25. Dezember und enden am 6. Januar 2024. Es kommt bei diesem Brauchtum aber auf die Gegend an: Mitunter werden nur drei oder vier Nächte aus Rauhnächte bezeichnet - oder der Zeitraum fängt bereits zur Wintersonnenwende an oder endet schon am 1. Januar. Als besonders wichtig gelten allgemein die Rauhnacht vom 20. auf den 21. Dezember (meist das Datum der Wintersonnenwende und damit die längste Nacht im Jahr), die Rauhnacht des heiligen Abends, die Silvesternacht und die Nacht vom 5. auf den 6. Januar.
Sind die Rauhnächte offizielle Feiertage?
Während der Rauhnächte gibt es zwei gesetzliche Feiertage in ganz Deutschland: den ersten und zweiten Weihnachtstag, also den 25. und 26. Dezember. An beiden Tagen haben die Läden geschlossen. Dieses Jahr fallen beide Weihnachtstage auf ein Wochenende. Zudem gibt es in einigen Bundesländern den Feiertag Heilige drei Könige am 6. Januar 2025.
Rauhnächte-Träume: Was bedeutet das?
Eine Überlieferung besagt, dass sich die Rauhnächte besonders für Wahrsagerei und die Interpretation von Träumen eignen. Die Träume, die man in den Rauhnächten empfängt, sollen die eigene Zukunft voraussagen. Manche Menschen gehen auch davon aus, dass jede Nacht für einen der zwölf kommenden Monate steht: Was man in der ersten Nacht träumt, geht im Januar in Erfüllung, was in der zweiten Nacht passiert, im Februar und so weiter.
Rauhnächte als Wetterorakel
Ähnlich aufgebaut ist auch die Vorstellung, dass die Rauhnächte das Wetter der nächsten zwölf Monate voraussagen. Die einzelnen Tage werden dabei mit den anstehenden zwölf Monaten verknüpft. Wie warm oder kalt, wie nass oder trocken es im Vergleich ist, soll den Bauern zeigen, wie das Jahr 2025 wird.
Den Brauch, in den Rauhnächten die Zukunft vorherzusagen, findet man auch beim Bleigießen zu Silvester. Der Vertrieb von Bleigieß-Sets ist zwar seit 2018 verboten, weil die Bleidämpfe giftig sind. Verkauft werden aber immer noch Sets mit Zinn oder Wachs.
Rauhnächte: Bräuche und Rituale
Rund um die übersinnlichen Nächte gibt es viele Bräuche und Rituale. Die bekanntesten werden im Folgenden vorgestellt:
Räuchern
Die Rauhnächte stehen für den Neubeginn und Wandel. Ein Jahr endet, das Neue beginnt. In Anlehnung an Mythen und den Glauben, dass böse Geister beziehungsweise negative Energie aus dem Haus vertrieben werden müssen, findet auch heute in einigen Haushalten eine Art Ausräuchern der Wohnung statt. Bei dem Ritual werden oftmals Weihrauch, Salbei, Wacholder, Myrrhe oder Thymian verwendet, aber auch weitere Kräuter kommen zum Einsatz.
Perchtenumzüge
Im Süden Deutschlands, in Österreich und in Südtirol gibt es während der Rauhnächte traditionell Perchtenläufe oder Perchtenumzüge. Die Teilnehmer verkleiden sich als dämonische Frauen, wilde Tiere oder Göttinnen, die mit ihren umgehängten Glocken die bösen Geister des Winters vertreiben. Meist sind es örtliche Vereine, die eigene Kostüme und Masken herstellen. Erste Nachweise solcher Umzüge gibt es schon aus dem sechsten Jahrhundert.
Rauhnächte: 13 Wünsche
Ein weiteres Ritual von Menschen, die an die Macht der zwölf "heiligen" Nächte glauben, ist das Aufschreiben der 13 Wünsche. Diese Wünsche für das Jahr 2024 werden klar und in der Gegenwart formuliert (zum Beispiel "Ich bin gesund" und nicht "ich will gesund sein"). In den Rauhnächten sollen die Chancen besonders gut stehen, dass die Wünsche in Erfüllung gehen. In jeder Rauhnacht wird ein Zettel verbrannt. Nach zwölf Rauhnächten bleibt einer übrig. Das soll der Wunsch sein, um den man sich selbst kümmern müsse, den Rest übernehme das Universum oder eine übersinnliche Macht.
Wünsche für die Rauhnächte: 13 Beispiele
- Ich lebe in einer wundervollen und wertschätzenden Beziehung.
- Ich bin dankbar für die Personen um mich herum.
- Ich arbeite in meinem Traumjob.
- Ich rauche nicht mehr.
- Meine Familie und ich sind gesund.
- Ich mache jeden Tag das Beste aus meinem Leben.
- Ich bilde mich jeden Monat weiter.
- Ich zeige meinem Partner jeden Tag, wie sehr ich ihn / sie liebe.
- Ich achte auf meine körperliche und psychische Gesundheit.
- Ich bereise die Welt.
- Ich helfe gerne anderen.
- Ich treibe viel Sport.
- Ich bin dankbar für Kleinigkeiten.
Zudem gibt es weitere Rituale, die nichts mit Übersinnlichem zu tun haben, sich aber gut für die Zeit des Übergangs von einem Jahr zum anderen eignen.
- Achtsamkeit: Im Zeitraum der Rauhnächte, in denen der Weihnachtsstress endet und die meisten Menschen viel Zeit haben, ist Achtsamkeit eine gute Idee: in sich hineinzuhorchen, was man braucht, und was in den vergangenen Wochen oder Monaten vielleicht zu kurz gekommen ist. Ganz gleich, ob regelmäßige Spaziergänge, die Trennung von einem toxischen Menschen oder ein neues Projekt, das einem wirklich am Herzen liegt: Hauptsache, man lauscht in sich hinein, was Körper und Seele guttut, und setzt das um.
- Selbstreflexion: Mit Ruhe und konkreten Fragestellungen können Menschen ihr Innerstes besser kennenlernen und das vergangene Jahr reflektieren. Dabei können auch Bücher helfen, wie zum Beispiel "Meine Reise zu mir selbst: Finde die Antwort in dir selbst, die dir sonst niemand beantworten kann" von Sabrina Fleisch.
- Tagebuch: In einem Tagebuch können Gedanken, Gefühle oder Wünsche festgehalten werden. Möglicherweise können die Gedanken auch schon einen Hinweis auf die Pläne für das kommende Jahr geben. Gleichzeitig sollte man Ängste und Sorgen in seinem Tagebuch festhalten, um diesen in Zukunft bewusst zu begegnen.