Rauschen, Bings und Pfeifen?

Tipps gegen Flugangst: Was die Geräusche im Flugzeug wirklich bedeuten

Saskia Muhs

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29.7.2024, 07:10 Uhr

In nur wenigen Stunden einmal um die Welt – eine Reise mit dem Flugzeug macht das seit mehr als 100 Jahren möglich. Seit den 1930er-Jahren ist die Passagierluftfahrt in Europa fest etabliert. Die Schweizer Fluglinie Swissair schrieb 1934 Geschichte mit der Einstellung der ersten Stewardess, erklärt der Dienstleister für Fluggastrechte "euclaim" auf seiner Website.

Doch das Fliegen hat auch seine Kehrseiten: Vom enormen Co2-Fußabdruck, den diese bequeme Art zu Reisen hinterlässt, mal abgesehen, ist sie für viele Menschen auch mit großer Angst verbunden. Für Menschen, die unter Aviophobie, oder auch Flugangst leiden, ist die Vorstellung, in einer tonnenschweren Aluminiumhülse mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 700 bis 900 Kilometern pro Stunde in einer Höhe von bis zu 12.000 Metern unterwegs zu sein, der blanke Horror.

Irgendwo verständlich – wenngleich das Flugzeug mittlerweile zu den sichersten Verkehrsmitteln der Welt gehört. In Zahlen ausgedrückt: Die statistische Wahrscheinlichkeit, durch einen Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen, lag im Durchschnitt der 1970er-Jahre bei 1 zu 264.000, 2019 lag diese bei rund 1 zu 16.042.000. Fliegen war 2019 also fast 61 Mal sicherer als in den 1970ern, so der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, der sich auf Daten unabhängigen Analysten des Aviation Safety Network bezieht.

Doch weil die meisten Phobien irrationaler Natur sind, können diese Zahlen Menschen mit Flugangst wohl nur wenig beruhigen. Laut dem Portal "Flugvertrauen.de", auf welchem sowohl Piloten als auch Psychotherapeuten Tipps für Menschen mit Flugangst geben, sind unbekannte Geräusche eine häufige Ursache von Flugangst. Dagegen hilft laut den Experten am besten das Verstehen der Sinneseindrücke. Deshalb folgt nun eine Zusammenfassung der gängigsten Geräusche und Eindrücke beim Fliegen – die allesamt keinen Grund zur Sorge bieten.

Pfeifen beim Boarding

Wer beim Laufen über die Fluggastbrücke oder über die Treppe den Flieger betritt, hört eventuell das laute, hohe Pfeifen des Hilfstriebwerks im Heck. Es versorgt das Flugzeug am Boden mit Strom und Druckluft für die Klimaanlage. Dass alles etwas wackelig erscheint, liegt an der leichten Bauweise von Maschinen und Brücken, sowie Treppen. Ein Indiz für mangelnde Sicherheit sei dies nicht.

Surren in der Parkposition

Während des Boardings wird oft parallel das Gepäck verladen. Ist das erledigt, schließen die Frachttüren mit einem surrenden Geräusch. Vielleicht ist hin und wieder ein Gong zu hören. Damit kommunizieren die Flugbegleiter untereinander, oder jemand hat (vielleicht auch versehentlich) nach den Flugbegleitern geklingelt.

Brummen kurz vorm Start

Wenn die Klimaanlage verstummt und nicht mehr viel Luft aus den Frischluftdüsen strömt, sei auch das kein Grund zur Sorge. Denn zum Starten der Triebwerke werde Druckluft aus dem Hilfstriebwerk benötigt, die nun kurzzeitig für die Klimaanlage nicht zur Verfügung steht. Das Brummen stammt aus den startenden Triebwerken.

Flackerndes Licht

Flackerndes Licht ist vielleicht im Horrorfilm ein Grund zum Gruseln – beim Starten eines Flugzeugs kann das aber in der Kabine durchaus normal sein. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Stromversorgung umgestellt wurde. Nicht mehr das Hilfstriebwerk im Heck, sondern die großen Triebwerke produzieren über einen Generator genug Strom für alle Systeme an Bord, erklärt "Flugvertrauen.de".

Lautstarkes Abheben

Während des gesamten Abhebens und Steigflugs rattert, summt und surrt es oft. Für viele beängstigend, doch in den allermeisten Fällen ganz normal. Schließlich handelt es sich hierbei um einen hochkomplexen technischen Vorgang. Während die Triebwerke auf Hochtouren laufen, muss außerdem das Fahrwerk eingefahren werden, wofür erstmal die Fahrwerksklappen geöffnet werden, die natürlich entsprechende Geräusche verursachen. Kurz nach dem Start werden die Triebwerke wieder leiser. Auch das ist völlig normal, denn die Startleistung wird nicht während des gesamten Fluges beibehalten.

Der "Gong"

Spätestens wenn die Anschnallzeichen erlöschen und der entsprechende Gong ertönt, ist können Fluggäste wieder die Fingernägel aus der Armlehne holen und sich entspannen. Denn dabei handelt es sich um das Signal für die Flugbegleiter, dass der Steigflug beendet ist (oder in Kürze wird) und mit dem Service begonnen werden kann. Passagiere dürfen auf die Toilette gehen oder sich etwas die Beine vertreten.

"Dumpfes Poltern" beim Landen

Die Landeklappen werden zum Landen wieder ausgefahren. Die Motoren der Landeklappen geben eventuell ein surrendes Geräusch von sich, was man gut hören kann, wenn man in der Nähe sitzt. Sie sind nötig, weil das Flugzeug zum Landen die Geschwindigkeit drosseln muss – sie dienen quasi als Bremse. In etwa 600 m über dem Boden wird das Fahrwerk ausgefahren und verriegelt. Das gibt teils dumpfe, polternde Geräusche von sich. Durch den höheren Luftwiderstand wird mehr Triebwerksleistung benötigt – es wird wieder lauter.

Immer noch Flugangst? Dann sind Sie nicht allein. Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach leiden 38 Prozent der Deutschen unter Flugangst. Selbst Promis, die schon so oft im Flieger saßen, dass man meinen könnte, sie seien es mittlerweile gewohnt, leiden darunter. Laut dem Boulevard-Portal "Promipool.de" gehören beispielsweise Jennifer Aniston oder Colin Farrell dazu.

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