Trotz Erkrankung

Regimegegnerin tauscht Preisschilder aus - Sieben Jahre Haft

Jan Heimhold

nordbayern-Redaktion

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17.11.2023, 11:38 Uhr
Aleksandra Skochilenko wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.

© Dmitri Lovetsky, dpa Aleksandra Skochilenko wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Es ist ein ganz normaler Tag Ende März, als die russische Musikerin und Autorin Aleksandra Skolichenko einen Supermarkt in der Ostseemetropole Sankt Petersburg betritt. So berichtete es der "Bayerische Rundfunk" vergangenes Jahr. Zielstrebig läuft sie zum Regal mit dem Instant-Kaffee. Ein paar schnelle Handgriffe und schon ist das Preisschild hinter der Plastikverkleidung ausgetauscht. Auf den ersten Blick ist keine Veränderung zu erkennen, doch sieht man bei genauerem Hinsehen über dem Preis folgende Botschaft: "Rekordinflation durch Militäreinsatz" oder „Die russische Armee hat eine Kunstschule in Mariupol bombardiert, in der sich etwa 400 Menschen vor den Angriffen versteckt hatten."

Die Aussagen richten sich gegen den Krieg in der Ukraine und sind in einem autokratischen Staat wie Russland alles andere als harmlos. Einem Land, in dem die Wände Ohren haben. Folglich dauerte es nicht lange, bis die Aktion den Behörden bekannt wird. Diese griffen sofort durch und nahmen Aleksandra Skochilenko fest, so der "Münchener Merkur" Seitdem sitzt die junge Russin in Untersuchungshaft. Gestern wurde sie Informationen der "Zeit" zufolge, zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Bestrafung sei aufgrund eines Gesetzes erfolgt, das die Verbreitung von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte rigoros ahndet. Skolichenko ist damit eine von vielen politischen Gefangenen in der Russischen Föderation. Schätzungen zufolge sitzen über 400.000 Menschen in Russland hinter Gittern. Damit steht das Land auf Platz vier der Welt.

"Haftbedingungen menschenrechtswidrig"

Janine Uhlmannsiek von "Amnesty" sagte dem "Deutschlandradio": "Sie (Aleksandra Skochilenko, Anm. d. Redaktion) hat Zöliakie, das heißt sie braucht einfach glutenfreie Ernährung für diese Auto-Immun-Erkrankung. Da hören wir, dass sie in Haft nicht ausreichend die dafür erforderliche Nahrung bekommt. Die ärztliche Versorgung ist auch nicht ausreichend. Die Haftbedingungen sind klar menschenrechtswidrig." Bei Menschen mit einer Zöliakie führt Gluten zu einer Entzündung und Schädigung der Dünndarmschleimhaut.

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