Grüner Strom
Revolution in der Windkraft: Drei Spanier stellen innovative Vibrationssäulen vor
29.7.2022, 16:12 UhrIn Bayern stehen deutschlandweit die wenigsten Windräder, gemessen an der Fläche des Bundeslands. Damit zieht einiges an Potential zum Ausbau grüner Energie am Freistaat vorbei. Grund dafür ist einerseits die Politik, die mit ihrer 10H-Regel die Flächen für potentielle Windparks stark eingrenzt. Andererseits stoßen Windräder trotz ihrer sauberen Stromerzeugung auf großen Widerstand: Die Lautstärke, der Schattenwurf und ihre Gefahr für Vögel sind einige der Kritikpunkte. Ein spanisches Unternehmen nimmt diesen Argumenten nun den Wind aus den Segeln.
Der Ingenieur David Yáñez und Mitbegründer von Vortex Bladeless ließ sich bei der Windanlage von einem Unglück inspirieren. Bei Filmaufnahmen des Einsturz der Tacoma-Norrows-Brücke im Jahr 1940 sah er, wie die Brücke durch den Wind vibrierte - und schließlich einstürzte. Das Phänomen ist keineswegs neu: Beim Bau eines Wolkenkratzers muss die sogenannte Verwirbelung immer berücksichtigt werden. Sonst schwingen die Gebäude im Wind und können schweren Schaden nehmen.
40 Prozent günstiger als Windräder
Vortex bedient sich dieses Phänomens und hat nun Windanlagen ganz ohne Flügel entwickelt. Die Vibrationssäulen sind derzeit nur drei Meter hoch. Sie werden wie Windräder fest im Boden verankert. Ohne Rotorblätter sind sie deutlich leiser, außerdem lassen sich die Säulen enger zusammenstellen, als es bei Windrädern möglich ist. Und auch die Vögel dürfen sich freuen, denn die Säulen können ihnen nicht gefährlich werden. Allerdings sind die Anlagen von Vortex nicht ganz so effektiv: Sie erzeugen 30 Prozent weniger Strom als ein Windrad. Gleichzeitig müssen aber sie angeblich 80 Prozent seltener gewartet werden und sind 40 Prozent günstiger. "Meine Kollegen (David J. Yáñez Villarreal und David Suriol Puigvert) und ich sind der Überzeugung, dass unsere Anlagen die perfekte Ergänzung zu herkömmlichen sind", so der Mitbegründer Raúl Martin auf einer Konferenz in Madrid.
Der Bundesverband WindEnergie ist skeptisch: "Mit den weltweit etablierten Windkraftanlagen mit drei Rotorblättern verfügen wir über eine preiswerte, leistungsfähige und ausgereifte Technik", sagen sie gegenüber Focus Online. Des Weiteren ist der Verband der Meinung, die Anlagen müssten sich erst noch bewähren. Noch sei nicht klar, "ob diese hinsichtlich von Effizienz und Kosten sinnvoll" seien. In Spanien haben sich die Anlagen aber bereits erprobt. Hier tüftelt das Unternehmen nun an größeren Vibrationstürmen. Das nächste große Ziel sind 100 Meter hohe Türme, die bis zu einem Megawatt Strom generieren sollen.