Polarisierendes Thema
Saftiges Schmerzensgeld: Für diese Pizza verlangt ein Lokal satte 100 Euro
An dieser Frage können Freundschaften zerbrechen, hitzige Diskussionen entbrennen und heftige Krisen entfachen: Gehört Ananas auf die Pizza?
Ja, sagt einer repräsentativen Umfrage von Hello Fresh zufolge mehr als die Hälfte der Deutschen. 56 Prozent der Befragten stimmten der Aussage "Ananas auf Pizza kann durchaus schmecken" in der Umfrage "La deutsche Pizza 2023" zu. Im Gegenzug verurteilen nur noch 38 Prozent Ananas auf einer Pizza – im Jahr 2021 waren es noch zwei Drittel der Umfrage-Teilnehmer. Deutschland wird also toleranter. Und: Hinter den Spitzenreitern "Salami" (15,9 Prozent), "Tonno" (10 Prozent" oder "Margherita" (7,9 Prozent) gehört die Pizza Hawaii der Umfrage zufolge zu den zehn beliebtesten Pizzasorten der Deutschen. Mit sechs Prozent der Stimmen landet die Ananas-Schinken-Pizza auf Rang 7 – und damit vor Klassikern wie "Quattro Formaggi" (4,9 Prozent) und Funghi (4,5 Prozent).
Nein, antworten indes die Italiener zur Frage, ob Ananas ein akzeptabler Belag für ihr Nationalgericht ist. Nicht nur, dass sie die Abwandlung nicht tolerieren: Pizza Hawaii wird in Italien als Affront gegen die italienische Kultur, als Beleidigung gegen die italienische Kulinarik und als verurteilenswerte Verachtung der Pizza-Tradition wahrgenommen. Die feindliche Einstellung der Italiener zur international durchaus anerkannten und beliebten Pizza Hawaii lässt sich beispielsweise an der Speisekarte eines italienischen Lokals feststellen: Eine Pizza Margherita kostet dort 7,50 Euro, eine Calzone 9,50 Euro, Quattro Formaggi gibt‘s für 10,50 Euro – und eine Pizza Hawaii für 100 Euro.
Dabei handelt es sich weder um ein Luxusprodukt noch um einen Druckfehler. Wie das Portal "suedtirolnews.it" mit Bezug auf das Video von der Speisekarte, welches auf Instagram derzeit viral geht, erklärte, handelt es sich bei dem beachtlichen Preis um "Schmerzensgeld für den Pizzabäcker". Das Reel, welches mit dem Hashtag #respecttehpizza versehen ist, greift ein italienisches Phänomen auf und spaltet die Instagram-User, was sich auch an den Kommentaren erkennen lässt.
"10 Euro für die Pizza und 90 Euro für den Psychologen"
Manche (mutmaßlich keine Italiener) verteidigen die Pizza Hawaii und attackieren indes die intolerante Haltung der Italiener, die "denken, sie wären die Pizza-Polizei". Andere verurteilen die Ananas-Pizza aufs Schärfste, empfinden den Preiswucher als "nicht genug" und fordern, "es sollten 1.000 Euro sein". Nach Einschätzung eines weiteren Users kommt der Preis, "zu dem sie ihre Seele verkaufen", wie folgt zusammen: "10 Euro für die Pizza und 90 Euro für den Psychologen." Andere reagieren rebellisch und kündigten an, beim nächsten Mal absichtlich die Pizza Hawaii zu bestellen, "nur um sie zu ärgern".
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Dass Ananas auf Pizza an Beliebtheit gewinnt, ist nicht die einzige Entwicklung rund um ihr Nationalgericht, an dem sich Italiener stören. Der italienische Verband von Bauern und Lebensmittelherstellern (Coldiretti) zeigte in der "Pizzeria des Schreckens", welche Pizzen in anderen Ländern dieser Welt auf den Tellern landen und das Ergebnis schräger Kreationen und wilder Fusionen darstellt. So in Australien gehört auf die Pizza Cannabis oder Kängurufleisch, in Asien lassen sich die Menschen laut Coldiretti Schlangen und Heuschrecken als Belag schmecken und in Südafrika gibt‘s Zebra-Pizza.
Auch die Deutschen überschreiten mit diversen "Pizzasünden" die heiligen Grenzen der Italiener: Unter den zehn beliebtesten Pizzasorten in Deutschland findet sich etwa auch Pizza mit Kebab-Fleisch. Außerdem, das ging ebenfalls aus der repräsentativen Umfrage von Hello Fresh hervor, findet mehr als die Hälfte der Deutschen Saucen wie Hollandaise oder Ketchup entweder als Dip oder als Ersatz für Tomatensauce auf Pizza gut. Erschwerend hinzu kommt, dass jeder Fünfte seine Pizza zwar traditionell mit der Hand, dafür aber mit Rand zuerst isst. Mit Rand zuerst! Glücklicherweise können Italiener dafür aber – anders als für "unkonventionelle" Beläge – zumindest keine wuchernden Preise auf der Speisekarte ausrufen.