"Everyone Hates Elon"

Satire-Filmplakat verhöhnt Tesla-Boss Musk - auch Nürnberg wird erwähnt

Sara Denndorf

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21.03.2025, 08:20 Uhr
Eine Aktionsgruppe startete in London eine Guerilla-Kampagne gegen Elon Musk und Tesla.

© Andrew Leyden / dpa / Instagram @everyonehateselon_ / Instagram @overthrowmusk Eine Aktionsgruppe startete in London eine Guerilla-Kampagne gegen Elon Musk und Tesla.

Es war der 20. Januar, als die Amtseinführung den Beginn der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump markierte und Elon Musk zu diesem Anlass mit einer Geste für Aufsehen sorgte, die stark an den Hitlergruß erinnerte: Der Tesla-Gründer, der als Berater des US-Präsidenten agiert, bedankte sich als Redner in der Washingtoner Capital One Arena bei den Anhängern des neuen Präsidenten, hielt dann seine rechte Hand an sein Herz und streckte sie in einer schnellen Bewegung nach oben raus. Diese Geste wiederholte er im Anschluss in eine andere Richtung und fügte an: "Mein Herz fliegt Euch zu."

Die Szene sorgte für extreme Irritation und ging im Netz viral, erinnert die Bewegung doch stark an den Hitlergruß, der in Deutschland als Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen verboten ist. Eine britische Aktionsgruppe nahm diese verstörende Szene zum Anlass, eine Kampagne gegen den Multimillionär zu fahren: "Ok, Elon, wenn du der Welt zeigen willst, wer du bist, dann lass uns der Welt zeigen, wer Tesla wirklich ist", erklärte ein anonymer Sprecher von "Everyone Hates Elon" im Interview mit The Hollywood Reporter.

Konkret erklärt das Polit-Kollektiv dem Tesla-Gründer den Guerilla-Krieg in London – und setzt dabei an einem wunden Punkt an: Tesla. Wie die Gruppe im Interview erklärte, sei das Geschäft des Autokonzerns jener Bereich, in dem die Öffentlichkeit am besten gegen den Tech-Mogul stimmen könne. Entsprechend verspottet "Everyone Hates Elon" den 53-Jährigen mit einer kreativen, humorvollen, zugleich aber auch höhnischen Guerilla-Kampagne nach allen Regeln der Kunst.

Auch Nürnberg spielt eine Rolle

An Bushaltestellen und in der Londoner U-Bahn finden sich derzeit zuhauf meterhohe Plakatwerbungen, die überwiegend Elon Musk und Tesla-Fahrzeuge zeigen. Die Stoßrichtung der Werbemittel sind dabei durchaus breit gefächert, das Spektrum reicht von parodierten Luxusparfümwerbungen für ein "Parfum de 1939" über vermeintliche Infografiken bis hin zu Filmplakaten. Letzteres bewirbt etwa den fiktiven Actionfilm "The Fast And The Führer": Das Plakat zeigt ein Tesla-Fahrzeug, Elon Musk in seiner Hitlergruß-ähnlichen Pose und dazu die Aufschrift "Heil Tesla". Zudem finden sich auf der Filmparodie lobende Rezensionen von einem gewissen Donald Trump und einem JD Vance sowie ein entsprechendes Siegel, dass der Film als "Winner Nuremberg Film Festival" ausgezeichnet wurde.

Damit spielen die kreativen Köpfe hinter der Kampagne auf die Stadt Nürnberg und deren Bedeutung in der Zeit des Nationalsozialismus an – nur eine von vielen derartigen Anspielungen. So heißt es in einer verfremdeten Tesla-Werbung auf einem anderen Plakat etwa: "Goes from 0 to 1939 in 3 seconds." Auf mehreren Plakaten steht zudem der Slogan "Tesla – The Swasticar", wobei "swastica" im Englischen "Hakenkreuz" bedeutet und mit dem Wort für "Auto" (nämlich "car") kombiniert ist. Ein anderes Design zeigt Elon Musk gemeinsam mit Donald Trump vor einem Tesla, dazu steht in großen Lettern geschrieben: "Autopilot for your car, autocrat for your country."

Großer Erfolg für die Kampagne, großer Rückgang für Tesla

Die Kampagne entpuppt sich als voller Erfolg, geht binnen kürzester Zeit in den sozialen Medien viral und prominente Persönlichkeiten wie der US-Schriftsteller Stephen King teilten Bilder der Poster auf "Bluesky" und Co. Der Sprecher von "Everyone Hates Elon" sagt dazu im Interview: "Der Gedanke, dass kleine Aktionen, die durch kleine Spenden finanziert werden, es mit dem reichsten Mann der Welt aufnehmen, hat etwas wirklich Gewaltiges. Es gibt eine globale Bewegung von Menschen, die seinen Faschismus und Unsinn nicht hinnehmen wollen." Angesichts des immensen Erfolgs riefen die Organisatoren nun sogar eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben.

Auch das Establishment reagierte auf die Plakate: In einer Pressemitteilung bezeichnen die Londoner Verkehrsbetriebe TFL ebendiese als "unauthorized fly tipping". Dies entspricht der technisch-juristischen Bezeichnung für das "unbefugte Abladen von Müll". Nach Ansicht des Portals watson.ch verleiht der Werbeaktion genau die Tatsache, dass sie eben nicht genehmigt ist, die Macht, repräsentiere sie doch damit die unverfälschte öffentliche Meinung. "Dies ist ein echter Moment, in dem die Menschen genug davon haben, dass sich Milliardäre in unsere Politik einmischen", konstatierte der anonyme Sprecher.

Ein Plakat der Kampagne von "Everyone Hates Elon" spielt auf Nürnberg an.

Ein Plakat der Kampagne von "Everyone Hates Elon" spielt auf Nürnberg an. © Instagram @overthrowmusk

Elon Musk fungiert unter US-Präsident Donald Trump als dessen Berater und als Leiter der Abteilung für "Government Efficiency". Seit dem Amtsantritt des Republikaners verloren die Aktien von Musks Unternehmen Tesla extrem an Wert, auf ein Jahr gerechnet liegt der Schwund bei 30 Prozent. Insbesondere in Europa sind die Tesla-Verkäufe verglichen mit 2024 stark zurückgegangen – in Deutschland sogar um satte 70,6 Prozent. Ähnliche Werte weisen Spanien und Frankreich auf.

Freilich ist nicht alleine die virale Guerilla-Kampagne von "Everyone Hates Elon" dafür verantwortlich, trug aber sicherlich einen Teil zu dieser Entwicklung bei. Die Hauptverantwortung liegt aber natürlich bei Musk selbst – etwa in Verbindung mit der Bundestagswahl in Deutschland: Der 53-Jährige habe laut der Aktionsgruppe den Rechtsextremen hierzulande zu ihrem besten Ergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg verholfen und ihnen danach noch während einer AfD-Veranstaltung über eine riesige Videoleinwand gratuliert.