Retter der Innenstädte?
Saubere Luft dank "Flüssigbäumen": Das steckt hinter der verrückten Idee
14.5.2023, 15:52 UhrLaut Statistischem Bundesamt kamen im Jahr 2021 580 Pkw auf 1000 Einwohner. Im Jahr 2011 gab es noch 517 Pkw je 1000 Einwohner. In den letzten zehn Jahren hat die Pkw-Dichte laut demnach durchgehend zugenommen. Zwar sind laut ADAC mittlerweile rund eine Million Pkw mit Elektroantrieb in Deutschland zugelassen, ein Großteil der Autos, die auf Deutschlands Straßen unterwegs sind, sind allerdings immer noch Benziner oder Diesel.
Selbstverständlich sind Autos nicht die einzigen Luftverschmutzer, auch die Industrie trägt einen großen Teil zur Luftqualität bei. Und die hat sich in den letzten Jahren erfreulich entwickelt. Das Bundesumweltamt teilt 2022 mit:
"Die Belastung der Luft mit Schadstoffen nahm in den vergangenen 25 Jahren deutlich ab. Mittlerweile gibt es in Deutschland keine Überschreitungen der europaweit geltenden Grenzwerte für Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Benzol und Blei mehr. Die Entwicklung von PM10 und NO2 ist zwar rückläufig, jedoch werden noch immer geltende Grenzwerte und Empfehlungen der WHO überschritten."
Auch wenn sich das erstmal gut liest, sind die regionalen Unterschiede nach wie vor drastisch. Laut einem Bericht der EU-Umweltagentur (EAA) aus dem November 2022 starben im Jahr 2020 in der EU geschätzt 238.000 Menschen an den Folgen von Feinstaubbelastung. In Deutschland belief sich die Zahl der geschätzten Todesfälle demnach auf 28.900. Menschen die in Städten leben, seien dabei besonders gefährdet: Rund 96 Prozent der Innenstadtbewohner seien Feinstaubwerten ausgesetzt die über den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegen.
Mehr Grün in Städten - leichter gesagt als getan
Eine Möglichkeit dieses Problem zu lösen ist mehr Grün: Bäume und Grünflächen in der Stadt können sowohl das Klima als auch die Luftqualität erheblich zu verbessern. Doch das braucht Platz - der angesichts des akuten Wohnungsmangels in Metropolen allerdings Mangelware ist. Zudem haben es Stadtbäume nicht leicht: Verdichtete Böden, versiegelte Flächen oder auch Wurzelverletzungen durch Arbeiten an Leitungen machen ihnen zu schaffen. Zunehmende sommerliche Hitze- und Trockenperioden und Stürme stellen die Stadtbäume vor neue Herausforderungen und machen sie anfälliger für Krankheiten, so der Bund Naturschutz (BUND).
Forscher aus Belgrad erfinden "Flüssigbäume"
Eine Idee aus Serbien könnte all diese Herausforderungen auf einen Schlag lösen: Forscher der Universität Belgrad haben sogenannte "Flüssigbäume" erfunden. Was klingt und aussieht wie eine Maschine aus einem Science-Fiction Film, ist tatsächlich eine relativ simple aber dennoch clevere Erfindung: Liquid 3 ist eine Art Photo-Bioreaktor, der CO2 absorbiert und so die Luftqualität in der Stadt verbessern können soll. Der Reaktor besteht zum größten Teil aus Wasser, das sich in Tanks mit einem Fassungsvermögen von 600 Litern befindet. In dem Wasser sind Mikroalgen, die im Tank blühen und so Co2 absorbieren und durch Photosynthese in Sauerstoff umwandeln - wie ein Baum, nur eben flüssig.
In Sachen Co2-Kompensation ersetzt ersetzt ein Liquid-3-Tank nach Angaben der Entwickler einen ausgewachsenen Baum oder eine 200 Quadratmeter Rasenfläche und ist dabei flexibel einsetzbar, da der Bioreaktor gerade mal drei Quadratmeter Platz benötigt.
Außerdem sollen die Mikroalgen Kohlendioxid laut den Entwicklern 10-bis 50-fach effizienter binden können, als Bäume. Über das innovative Konzept zur Stadtbegrünung und dessen Erfinder Danica Stojiljković und Ivan Spasojević wurde weltweit berichtet, zudem gab es bereits Preise wie den "Green Product Award".
Einen Baum zu pflanzen kostet die Städte sicherlich weniger Geld, als einen der Photo-Bioreaktoren anzuschaffen. Allerdings müssen die meisten Bäume auch erstmal wachsen, bis sie groß genug sind um wirklich viel Co2 zu kompensieren. Daher könnte der Liquid 3 tatsächlich eine gute und vor allem schnelle Ergänzung in dicht besiedelten Großstädten sein.
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