Undercover-Recherche
Schimmel und Mäuse: Kaufland kündigt nach heftigen Hygiene-Vorwürfen Investitionen an
11.04.2025, 17:30 Uhr
Schimmel und Mäusekot stehen auf der Liste der Sachen, an die man beim Essen nicht denken möchte, sicherlich weit oben - vor allem dann, wenn sie direkt dort zu finden sind, wo man sein Essen kauft. Eine TV-Recherche von „Team Wallraff“ hat gravierende Missstände bei Kaufland aufgezeigt, die von schimmeligem Käse über Mäusekot bis hin zu verdorbenen Lebensmitteln reichen.
Undercover-Reporter hatten sich als Mitarbeitende getarnt und in mehreren Kaufland-Filialen regelrechte Hygieneskandale festgestellt. In über 80 Prozent der 50 überprüften Märkte dokumentierten die Reporter verschimmelte Kühltruhen, in zwei Filialen wurden offenbar abgelaufene oder verdorbene Waren verkauft.
Zwei Märkte standen besonders im Fokus der Recherche, einer davon in Bayern: In dem Markt im oberbayerischen Bad Tölz sollen Beschäftigte demnach unter anderem an der Frischetheke mit dem Haltbarkeitsdatum von Waren getrickst haben. In dem Geschäft im saarländischen Homburg soll es Mäuse gegeben haben. Eine Sprecherin hatte einen „Schädlingsbefall“ eingeräumt.
So reagiert Kaufland auf die Wallraff-Recherche
Nach den Berichten über diese Hygieneprobleme hat Kaufland diese zwei Märkte im Saarland und in Oberbayern vorübergehend geschlossen. „Wir haben zwei erschreckende Filialen gesehen“, sagte der Chef von Kaufland Deutschland, Jochen Kratz, der „Bild“-Zeitung. Das Unternehmen kündigte außerdem an, in den kommenden Wochen alle Filialen hierzulande einer Grundreinigung zu unterziehen und Kühlgeräte auszutauschen.
Die Filiale in Homburg wurde dem Kaufland-Chef zufolge sofort geschlossen. „Die ursprünglich geplante Renovierung im zweistelligen Millionenbereich machen wir jetzt während der Schließzeit“, sagte Kratz. Was dort zu sehen gewesen sei, werde es so nicht mehr geben. Belegschaft und Betriebsrat seien informiert worden. Die rund 100 Beschäftigen werden während der Arbeiten bezahlt freigestellt. Der Markt soll in fünf bis sechs Monaten wieder öffnen.
In dem Markt in Bad Tölz habe es bereits umfassende Schulungen gegeben. „Aus Sicherheitsgründen haben wir zudem entschieden, die betroffene Filiale nochmals für eine Woche zu schließen“, sagte Kratz. Diese Entscheidung sei heute getroffen worden. Sämtliche Abläufe und Bedingungen sollen gründlich überprüft werden. „Wir drehen alles von links nach rechts und von rechts nach links“. Der genaue Zeitraum der Schließung ist bisher offen.
Personelle Konsequenzen und umfangreiche Investitionen
Das Unternehmen hatte bereits mitgeteilt, dass in den zwei Märkten personelle Konsequenzen gezogen wurden und eine neue Führung im Einsatz ist. „Unsere Kunden erwarten zu Recht höchste Standards in Sauberkeit und Hygiene“, sagte Kratz. Es sei dennoch zu Verstößen gekommen. In die Aufarbeitung sollen deshalb auch externe Experten einbezogen werden. „Gemeinsam mit ihnen werden wir unsere Abläufe, Schulungssysteme und Kontrollmechanismen umfassend prüfen – ich nenne es einen Qualitäts-Tüv für unsere Prozesse.“
Darüber hinaus kündigte Kaufland nun Investitionen an: Einem Bericht der „Lebensmittel Zeitung“ plant Kaufland Modernisierungen deutscher Filialen mit einem Kostenpunkt von bis zu zwei Milliarden Euro. Das Investitionsprogramm, das auf drei bis vier Jahre angelegt ist, soll demnach insbesondere neue Kühlgeräte und Kältetechnik betreffen. Außerdem sollen zusätzliche Kühlregale eingebaut und die Struktur des Angebots überarbeitet werden.
“Um diesen Modernisierungsprozess zu beschleunigen, investiert Kaufland jetzt jährlich eine halbe Milliarde Euro“, sagte Jochen Kratz, Vorstand von Kaufland Deutschland, zum Vorhaben. Weiter lässt er verlauten: „Diese Kühlmöbel-Offensive ermöglicht es uns, den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden und das Angebot an die aktuellen Kundenerwartungen anzupassen.“
Kaufland hat seinen Hauptsitz in Neckarsulm im Norden Baden-Württembergs. Die Supermarktkette hat nach eigenen Angaben mehr als 770 Filialen und über 90.000 Beschäftigte in Deutschland. Kaufland ist wie der Discounter Lidl ein Tochterunternehmen der Schwarz-Gruppe.
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