Streit eskaliert komplett

Bei Abi-Feier in Bayern: Schulleiter weigert sich, Zeugnisse zu übergeben - und geht

3.7.2024, 08:08 Uhr
Ein Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife (Abiturzeugnis). Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa Ein Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife (Abiturzeugnis). Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Es gibt Momente, die erlebt man nur einmal im Leben. Irgendwann zwischen dem ersten Kuss und dem Gang zum Altar fällt unter diese Kategorie im Regelfall auch die Verleihung des Abschlusszeugnisses. Den Abiturienten aber auch Lehrern eines Gymnasiums in Oberbayern wird diese Zeremonie aber vermutlich aus anderen Gründen für immer im Gedächtnis bleiben, denn dabei kam es zu einer Eruption angestauter Emotionen, zum Höhepunkt einer Schlammschlacht, die lange vorher ihren Anfang genommen haben soll.

Wie die "dpa" unter Berufung auf den Bericht des "Münchner Merkur" meldet, ist es bei der geplanten Verleihung der Abitur-Zeugnisse an einem Gymnasium im oberbayerischen Dorfen am Freitag zum Eklat gekommen. Der Rektor weigerte sich demnach, den Abiturienten und Abiturientinnen ihre Abschlusszeugnisse auszuhändigen und verließ die Feier. Dem Bericht zufolge bekamen die Abiturienten ihre Zeugnisse dann von den Oberstufenkoordinatoren. Doch wie konnte die Situation sich so zuspitzen?

Eklat wegen "fehlender Reife"

Direktor Markus Höß und Vize Wolfgang Lanzinger weigerten sich laut "Merkur" am Freitagnachmittag erstmals, einem Jahrgang die Zeugnisse der Allgemeinen Hochschulreife zu überreichen. Wegen "fehlender Reife", wie Höß am Ende seiner Rede gesagt haben soll. Schon bei der Ansprache der Abiturienten lagen demnach enorme Spannungen in der Luft. Die Absolventen sollen etlichen ihrer ehemaligen Lehrer einen autoritären Stil vorgeworfen haben, der "keinen Platz für rebellierende Fragen" gelassen habe. "Die Schule könnte ein bisschen mehr Humor vertragen", ihre Aussage. Im Fokus der Kritik: der Schulleiter. Höß soll in der Rede sogar als "Gefängnisleiter" bezeichnet worden sein.

Dieser holte dann wohl zum Gegenschlag aus: Zunächst soll Höß die Leistungen des Jahrgangs gelobt haben. Immerhin hätten 46 Schüler besser als 2,0 abgeschnitten, fünf davon sogar mit der Traumnote 1,0. Dann aber kippt die Stimmung: Der Rektor kündigt an, die Zeugnisse nicht auszuhändigen und begründet das mit fehlender Reife der Schüler. "Für viele unserer Abiturienten tut es mir sehr leid, dass ich heute nicht das Reifezeugnis aushändigen werde", zitiert das Blatt den Pädagogen. Er verweist dabei offenbar auch auf "niveaulose Phrasen" in der Abi-Zeitung und den Abi-Streich eine Woche zuvor, der nicht dem "Niveau der Schule" entsprochen habe. Dem Bericht zufolge hatten Abiturienten Klassenzimmer und Gänge mit Rasierschaum überzogen. Angeblich soll es eine geköpfte Pappmaschee-Puppe gegeben haben - in ähnlicher Kleidung, wie sie der Rektor trägt.

"Für mich wurde bei der Ansprache der Abiturienten die rote Linie endgültig überschritten. Das Verhalten vieler Schüler kann ich nicht akzeptieren, es ging stark ins Persönliche", sagte er dem "Merkur" später im Interview. Immer wieder wurde er bei der Rede von Abiturienten unterbrochen. "Es reicht", soll er gesagt und mit weiteren Mitgliedern der Schulleitung die Feier verlassen haben.

In den Kommentarspalten sind aber auch viele Stimmen - auch von vermeintlichen Eltern - zu lesen, die dem Schulleiter Fehlverhalten ankreiden. Demnach soll er Schülerinnen und Schüler in einer Anspielung an eine bekannte Wutrede des ehemaligen Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni als "Flaschen" bezeichnet haben. Auf dpa-Anfrage wollte er sich offenbar am Montag nicht zu der Angelegenheit äußern. Er habe die Sicht der Schulleitung während der Abiturfeier dargelegt, schrieb er demnach per E-Mail. Für eine weitere Stellungnahme stehe er nicht zur Verfügung.