Studie

Schneller, schlauer, leistungsstärker? Wieso Abendmenschen Frühaufstehern überlegen sind

Sara Denndorf

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23.7.2024, 13:27 Uhr
Sieben bis neun Stunden sollten Erwachsene im Idealfall schlafen, um beste kognitive Leistungen erbringen zu können.

© Christoph Soeder/Christoph Soeder/dpa Sieben bis neun Stunden sollten Erwachsene im Idealfall schlafen, um beste kognitive Leistungen erbringen zu können.

Eine Stunde Workout im Gym, eine kurze Yoga- und Meditationssession, die alltägliche Selbstreflektion im Journal, eine ausgiebige Skincare und eine Runde "Deep Focus Work" haben einige Influencer schon um 8 Uhr morgens hinter sich – zumindest wenn man diversen "Productive Morning Routine"-Videos in den sozialen Medien Glauben schenken mag. Durch derartige Instagram Reels und TikToks erlebt der "frühe Vogel" zunehmend ein Revival. Doch ist man tatsächlich leistungsfähiger, wenn man früher aufsteht?

Nein, ist man nicht – im Gegenteil. Das ergab eine Studie von Forschern des Imperial College London um Dr. Raha West. Die Querschnittsuntersuchung, welche Mitte Juli im Fachmagazin BMJ Public Health erschienen war, untersuchte, inwiefern sich verschiedene Aspekte des Schlafs auf die Gehirnleistung auswirkt. Dazu analysierten Dr. West und ihre Kollegen die Daten von über 26.000 Personen im Alter zwischen 53 und 86 Jahre – und kam zu durchaus aufsehenerregenden Erkenntnissen.

So fanden die englischen Forscher unter anderem heraus, dass das Abschneiden der StudienteilnehmerInnen in verschiedenen kognitiven Tests in einem direkten Zusammenhang damit stand, ob die Menschen eher eine Vorliebe für Abend- oder Morgenaktivitäten haben – also ob sie eher eine Nachteule oder ein "früher Vogel" sind. "Unsere Studie ergab, dass Erwachsene, die von Natur aus abends aktiver sind, bei kognitiven Tests tendenziell besser abschnitten als diejenigen, die ‚Morgenmenschen‘ sind", wird Dr. Raha West in einer Pressemitteilung zitiert.

Konkret schnitten Erwachsene, die abends natürlicherweise aktiver sind als morgens, bei den Tests unter anderem in Sachen logisches Denken, Gedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit um 13,5 Prozent besser ab als Morgenmenschen. Und: Auch intermediäre Schläfer, also eine Mischform aus Abend- und Morgenmenschen, erzielten bessere Ergebnisse als die klassischen Frühaufsteher. Die Werte sind laut der Studie statistisch hoch signifikant, also sehr wahrscheinlich nicht zufällig.

So lange sollten Erwachsene schlafen

Allerdings ordnete Dr. West die Ergebnisse ein: Die Untersuchungserkenntnisse bedeuteten nicht grundsätzlich, dass alle Morgenmenschen eine schlechtere kognitive Leistung besitzen, aber legten zumindest einen Trend nahe.

Sollen "frühe Vögel" nun ihre Gewohnheiten über Bord werfen, um von einer besseren Gehirnleistung profitieren zu können? Jein. Laut Dr. West müsse diese komplexe Umstellung von einem Morgen- zu einem Nachtmenschen schrittweise statt radikal erfolgen. Unter anderem raten die Forschenden, die Schlafenszeit allmählich anzupassen, am Abend vermehrt helle Lichtsituationen zu suchen und einen konsequenten Schlafrhythmus beizubehalten.

Ganz grundsätzlich, das ergab selbige Studie, empfiehlt sich eine Schlafdauer von sieben bis neun Stunden. Probanden mit dieser Schlafdauer erzielten bei der Untersuchung der kognitiven Fähigkeiten die besten Ergebnisse.