"Dieses Turbomäßige bei Dates, Sex jenseits von Beziehungen, One-Night-Stands oder einfach mal eine schnelle Nummer am Rande einer Feier und Alkohol, das fällt weg", schildert Heike Melzer.
Manch einer ihrer Klienten befasse sich jetzt auch in der Quarantäne intensiver mit sich selbst und wolle etwa den Pornokonsum drosseln oder gar stoppen. Das sei häufig schwerer als allgemein angenommen.
Andere wiederum vertrieben sich die Zeit genau damit und mit Selbstbefriedigung oder betäubten ihre Sorgen vor Arbeitslosigkeit und Krankheit auf diese Weise. "Die Zugriffsraten bei Seiten wie Pornhub oder xHamster sind seit der Quarantäne rasant gestiegen", so Melzer. Hier würden Themen der aktuellen Gefahrenlage aufgenommen, so erfreue sich "Corona-Sex" mit Schutzkleidung einer neuen Fangemeinde.
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Die vielfältigen starken Einschränkungen des Freiheitsgrades lassen den Stresslevel steigen, wie Melzer erklärte. Ein probates Mittel, um dem entgegenzuwirken, sei die Stimulation des Belohnungszentrums durch Sex und Essen - ein Grund dafür, dass auch der Konsum von Süßigkeiten und Mehlspeisen einen enormen Zuwachs verzeichne.
Und auch wenn zum Beispiel Bordelle geschlossen seien, laufe das Geschäft mit käuflichem Sex über Escort-Seiten im Internet weiter - wenn auch mit gewissen Einschränkungen und im Verborgeneren. Auch bei Portalen und Apps für unverbindlichen Sex gebe es weiter große Nachfrage. "Dating verschiebt sich dabei mehr ins Virtuelle, und so wie auch Videokonferenzen im Geschäftsleben zunehmen, so finden vermehrt Life-Cam-Sessions statt, um Lust zu befriedigen."
Auch wer sich nach wie vor zum Sex treffen wolle, finde dazu trotz Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverboten Mittel und Wege, ist die Therapeutin überzeugt. Die Anbahnung verlaufe aber vorsichtiger, beim ersten Date werde Abstand gehalten. Anstelle eines Treffens in der Bar oder in einem Restaurant stehe der gemeinsame Spaziergang ganz oben auf der Favoritenliste. Und bevor auf Tuchfühlung gegangen werde, müsse schon mal ein negativer Corona-Test vorgelegt werden.
Schwierigkeiten hätten womöglich diejenigen, die sich nun durch das Home-Office und Home-Schooling auf engstem Raum mit Partner und Familie vorfinden. "Die Schlupflöcher von Dienstreisen, Messebesuchen und Firmenworkshops fallen aktuell weg und damit auch die damit verknüpften Freiheitsgrade für sexuelle Eskapaden jeglicher Art" so Melzer. Dafür nehmen nicht selten handgreifliche Streits zu, denn es gebe kaum noch Ausweichmöglichkeiten, um den Partner zu umgehen.
Generell sei es auch nicht schlimm, wenn man mal über längere Zeit keine Berührungen habe, sagte Melzer. Singles seien dies gewohnt, aber nun fielen auch Besuche in Massagestudios weg. Im Gegenzug dazu steige die Nachfrage nach Haustieren zum Schmusen und Streicheln.
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