Sintflutartige Regenfälle in Bayern und Österreich: Zwei Tote und Millionenschaden
18.7.2021, 11:05 UhrErst traf es den Westen Deutschlands, dann den Süden und Osten: Überflutete Straßen, Erdrutsche, evakuierte Häuser und möglicherweise zwei Todesopfer - nach starkem Regen hat der Landkreis Berchtesgadener Land in Oberbayern am späten Samstagabend den Katastrophenfall ausgerufen. Zwei Menschen starben in dem Hochwassergebiet. Landrat Bernhard Kern (CSU) erklärte am Sonntagmorgen auf einer Pressekonferenz in Bad Reichenhall, dass ein Opfer allerdings an einer natürlichen Ursache verstorben sei. Aber auch das könne mit dem Unwetter zusammenhängen, sagte Kern. Auch in der Sächsischen Schweiz gingen gewaltige Regenmassen nieder.
Die Feuerwehr war seit Samstagabend in dem Landkreis mit rund 500 Einsatzkräften nach sintflutartigem Regen im Dauereinsatz. Das Wasser schieße aus den Bergen, gleichzeitig stiegen die Pegelstände des Flusses Ache an.
Betroffen waren vor allem die Orte Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau am Königssee, Marktschellenberg und Ramsau im äußersten Südosten Bayerns. Dort trat das Wasser stellenweise über die Ufer und überflutete Straßen. Hänge rutschten ab. Rund 65 Personen wurden evakuiert.
Feuerwehr im Dauereinsatz
Medien berichteten von Rekord-Pegelständen an der Ache - bis 22 Uhr lagen sie schon bei etwa 3,75 Metern. Bilder zeigen Straßen, die sich in reißende Bäche verwandeln. Menschen waten knietief im Wasser. Alle paar Hundert Meter sei die Feuerwehr im Einsatz, berichtet ein Augenzeuge. Traktoren räumten Schutt beiseite. Zum Teil stehe das Wasser bis zu 50 Zentimeter hoch.
Ebenso ist in Chamerau in der Oberpfalz der Roßbach wegen Starkregens über die Ufer getreten. Ein Gebäude sei mit Sandsäcken vor den Wassermassen geschützt worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Im gesamten Landkreis gab es fünf weitere Einsätze der Feuerwehr aufgrund von vollgelaufenen Kellern oder überschwemmten Straßen.
Weiterhin Hochwassergefahr
Die Hochwasserlage in Teilen Bayern bleibt angespannt. Im Osten Bayerns besteht weiterhin Hochwassergefahr. An den Zuflüssen zum Inn, am Inn selbst sowie im Gebiet von Iller und Regen gebe es an vielen Flüssen Überschwemmungen der Meldestufe 1. An der Donau könne es bis Kelheim zu Überschwemmungen bis zur Meldestufe 2 kommen.
Die Niederschläge sollten laut DWD im Osten Bayerns noch bis in den Sonntagvormittag andauern, im Südosten des Freistaats auch bis Mittag. Danach werde es langsam trockener. Die Wasserstände an den Flüssen und Seen seien dann im Sinken.
Wassermassen in Österreich
Sintflutartige Regenfälle haben in der Nacht zum Sonntag auch weitere Teile Österreichs erfasst. Sowohl in Salzburg als auch in Tirol und der Bundeshauptstadt Wien waren die Feuerwehren im Dauereinsatz, wie die Agentur APA meldete. Im Stadtgebiet von Hallein sei Zivilschutzalarm ausgelöst worden, ebenso wie in Mittersill im Pinzgau sowie in Kufstein in Tirol. In der Stadt Salzburg wurde der Hochwasserschutz entlang der Salzach aufgebaut
In Hallein überfluteten die Wassermassen Teile der Altstadt. Ein Bach hatte sich am Abend zu einem reißenden Strom entwickelt, bestätigte die Polizei am Samstag entsprechende Videos, die im Internet zu sehen waren. Nach Angaben der Feuerwehr lagen am späten Abend keine Meldungen über Vermisste, Verletzte oder gar Tote vor.
In Kufstein werden die Menschen aufgefordert, Gebäude nicht zu verlassen und sich in höhere Stockwerke zurückzuziehen. Im Stadtgebiet erreichte das Wasser der Zulaufbäche des Inns bereits die Straßen. Wegen möglicher Erdrutsche wurde ein Teil der Felbertauernstraße gesperrt.
Aufräumarbeiten im Gange
In Wien sorgten starker Regen und Gewitter für Hochbetrieb bei den Feuerwehren. Meist wurden die Feuerwehrleute wegen überfluteter Keller oder Unterführungen gerufen, bis zum Sonntagmorgen berichtete die Berufsfeuerwehr von über 500 Einsätzen.
Die Lage in Hallein ist nach den sintflutartigen Regenfällen weiter angespannt. Die Behörden seien dabei, tiefer gelegene Teile der Stadt gegen eine neuerliche Überflutung zu sichern, sagte ein Sprecher am Sonntag. Mehrere Dutzend Bewohner einer Siedlung in einem Stadtteil mussten vorsorglich ihre Wohnungen räumen.
Zugleich seien Aufräumarbeiten in der Altstadt im Gange. "Wir gehen von einem Millionenschaden aus", so der Stadtsprecher. Einige Gebäude sowie Teile der Infrastruktur seien schwer beschädigt. Zum Glück werde nach bisherigen Erkenntnissen niemand vermisst oder sei verletzt worden.
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