Freude im Tierreich
So lieben die Zoobewohner: Ob hetero oder homo, diese Pinguine bleiben sich treu
14.11.2022, 08:12 UhrTiere haben ein reges Sexualleben. Zoopädagoge Christian Dienemann kennt die Vorlieben seiner Schützlinge besonders gut. Die gehen von lebenslanger Monogamie bis zu wilden Orgien. Und er weiß: Das Sexualverhalten der Tiere ist nicht nur triebgesteuert. "Tiere haben Persönlichkeiten", erzählt Dienemann. Und eine Sexualität. Der Experte stellt jede Woche eine Tierart und deren Bezug zum Thema Fortpflanzung vor.
Entscheiden sich zwei Humboldt-Pinguine für eine Partnerschaft, bleiben sie zusammen, erzählt Dienemann. Dabei sind sie menschlichen Liebespaaren sogar ein wenig ähnlich: "Am Anfang balzen sie die ganze Zeit. Wie frisch verliebte knutschende Paare. Dafür klappt das mit dem Brüten nicht so gut", erzählt der Zoopädagoge. Steht das Weibchen auf, merkt das junge Männchen manchmal gar nicht, dass er jetzt dran ist mit brüten. Bei älteren Beziehungen ändere sich das: "Da balzen sie dann kaum noch, sind aber ein eingespieltes Team."
Übrigens sind die Humboldt-Pinguine bei ihrer Paarbildung auch queer unterwegs: "Es gibt immer wieder gleichgeschlechtliche Paare", erzählt Dienemann und nennt das Beispiel Bremerhaven: Dort gab es mal zehn Pinguine, die partout keine Küken ausbrüteten. Obwohl sich die Pärchen eifrig paarten. Irgendwann merkte der Tiergarten, dass neun der zehn Tiere Männchen waren. "Die haben das mit der Kommunikation aber nicht so gut hinbekommen", sagt Dienemann. Der Zoo setzte nämlich Damen dazu und bekam kurz darauf einen Shitstorm von diversen Queerverbänden, die wissen wollten, warum man die Tiere denn unbedingt "zwangsheterosexualisieren" wollte. "Wollte man gar nicht", sagt Dienemann. Konnte man wohl auch gar nicht, denn trotz der neuen Damen blieben sich die Pinguinmännchen treu.
Dass Menschen ein Problem mit den Sexualgewohnheiten der Tiere haben hat eine lange Geschichte, erzählt Dienemann: Um 1911 ist ein englischer Forscher in die Antarktis gereist. Dort hat er beobachtet, wie Pinguinmännchen ihre Frauen mit Geschenken bestechen, um Sex zu bekommen. Er sah gleichgeschlechtliche Pinguinpaare und er beobachtete Pinguine, die sich an toten Artgenossen austobten. "Er nannte das alles 'verdorben' und lies die Aufzeichnungen in der Schreibtischschublade verschwinden." Erst hundert Jahre später fand man die Dokumentation.
Wie Delfine, Strauße oder Fische mit Liebe, Partnerschaft und Fortpflanzung umgehen, lesen Sie in unserem exklusiven Artikel auf NN.de.
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