"Megaproblem"

So viele Rentner betroffen wie noch nie: Altersarmut in Deutschland steigt auf Rekordhoch

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

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03.02.2025, 13:17 Uhr
Ein Brief von der Deutschen Rentenversicherung. (Symbolbild)

© IMAGO/Guido Schiefer Ein Brief von der Deutschen Rentenversicherung. (Symbolbild)

Wie das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) unter Berufung auf das Statistische Bundesamt berichtet, gelten in Deutschland gut 3,5 Millionen Rentnerinnen und Rentner über 65 Jahre als armutsgefährdet. Damit ist die Zahl der Betroffenen im vergangenen Jahr deutlich gestiegen: Bei den ab 65-Jährigen stieg die Quote im Vergleich zu 2023 von 18,4 auf 19,6 Prozent, berichtet das Nachrichtenportal. Die Daten des Statistischen Bundesamtes hat die im Bundestag vertretene Gruppe BSW erfragt.

In absoluten Zahlen bedeuten die Prozentpunkte eine Zunahme um rund 300.000 Menschen auf 3,54 Millionen. In Relation war die Armutsgefährdung-Quote bei den Rentnerinnen und Rentner stärker als in der Gesamtbevölkerung. Dort war die Quote nach früheren Angaben des Amtes um 1,1 Punkte auf 15,5 Prozent gestiegen. Gegenüber dem "RND" erklärt BSW-Chefin Sahra Wagenkencht, dass die Rente in Deutschland ein Megaproblem sei. Sie forderte deswegen ein Rentensystem nach dem Vorbild Österreichs, wo auch Beamte und Selbstständige einzahlen. "Dann hätten Rentner, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben, wie bei unseren Nachbarn im Schnitt rund 800 Euro mehr im Monat", erwartet die BSW-Chefin.

Altersarmut: Diese Personen sind besonders betroffen

Sobald das Einkommen eines Menschen im Alter unter 60 Prozent des Medianeinkommens liegt, ist die Person von relativer Altersarmut bedroht, erklärt die Aktion Deutschland Hilft. Bei Alleinstehenden in Deutschland liegt diese Grenze aktuell bei 13.628 Euro pro Jahr. Europaweit muss eine von fünf älteren Menschen in Europa mit einem Einkommen unter der Armutsgrenze auskommen, heißt es nach Angaben des Bündnisses. Über 80-Jährige seien am stärksten betroffen.

Seit Jahren steigt die Zahl der von Altersarmut betroffenen Menschen. Wie die Diakonie Deutschland im vergangenen Jahr erklärt, zeigen die Statistiken, dass soziale Benachteiligung, Armut und soziale Ausgrenzung in hohem Maße "geschlechtsspezifisch" sind. "Jede fünfte Seniorin ist betroffen. Bei den Männern ist das Armutsrisiko mit gut 15 Prozent deutlich spürbar, aber auch deutlich geringer. Aber auch hier nimmt die Altersarmut kontinuierlich zu".

Insgesamt erhöht sich bei Männern wie bei Frauen das Armutsrisiko nach unterbrochenen Erwerbsbiografien, Zeiten der Arbeitslosigkeit und Neuorientierung, Krankheit und auch Fluchterfahrungen. Die bisherige Rente sei darauf ausgerichtet, dass Menschen über viele Jahre kontinuierlich in Vollzeit sozialversichert beschäftigt sind, ordnet der Wohlfahrtsverband ein. Das gelinge immer mehr Menschen aber nicht.