"Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt"
Stadt in Bayern soll Tausende Euro für Fundtier zahlen - weigert sich aber
22.12.2024, 12:33 UhrIm Frühjahr hatten Hochwasser in Bayern und Rheinland-Pfalz exotische Fundtiere an Land gespült: Wie die "Deutsche Presseagentur" mitteilt, wurde eine der exotischen Schnappschildkröten Ende Mai nach einem Hochwasser im oberbayerischen Olching (Landkreis Fürstenfeldbruck) gefunden. Die Experten der Auffangstation für Reptilien München e.V. vermuten, dass die Schildkröten früher als Haustiere gehalten und dann von ihren Besitzern ausgesetzt wurden. Anschließend hätten sich die anpassungsfähigen Tiere offenbar in Badeseen angesiedelt.
Jennifer Vogl, Mitarbeiterin der Reptilienauffangstation, erklärt im Gespräch mit dem Nachrichtenportal, dass die Schildkröten in der Regel für den Rest ihres Lebens in der Auffangstation bleiben: "Es gibt meist keine Vermittlungsmöglichkeit." Da die Schildkröten zuschnappen können und somit potenziell gefährlich sind, dürfen sie inzwischen nicht mehr als Haustiere gehalten werden.
Die Reptilienauffangstation ist ein gemeinnütziger Verein und nach eigenen Angaben die bundesweit größte Auffangstation für exotische Haustiere. In einem Video teilte die Tierschützer mit, dass das Fundtier schlussendlich in Freimann unterkommen soll. Beim Standort "Chelonia" habe man mehrere Gewächshäuser und Grünflächen angemietet, um die große Anzahl an Schildkröten unterbringen zu können. Vor Ort gäbe es auch eine recht große Fläche, speziell für Schnappschildkröten. Billig ist die Angelegenheit keinesfalls. In Summe kostet die Unterbringung 6500 Euro. Problem ist: Für die Kosten möchte niemand aufkommen.
Stadt Olching wird vorerst nicht zahlen
Zunächst hatte die Stadt Olching als Finder die Rechnung erhalten, berichtet "Merkur.de". Nach Angaben der Verwaltung hatte sie von den Tierschützern eine Rechnung in Höhe von 6500 Euro erhalten. Die Überweisung hatte CSU-Stadtrat Tomas Bauer aber nun gestoppt.
Nachdem der Hauptausschuss die Mittel freigegeben hatte, recherchierte Bauer: "Es kann doch nicht sein, dass wir für eine Schildkröte, die einen Wert von 200 Euro hat, so eine Summe bezahlen müssen", erklärt er gegenüber "Merkur.de". Einer alten Regel nach müsse die Kommune nur maximal vier Wochen für Fundtiere aufkommen. Christian Richter, Leiter des Ordnungsamtes, hatte sich inzwischen bei umliegenden Kommunen erkundigt und erklärt, dass andere Städte und Gemeinden sich schon geweigert haben, solche "horrenden Summen" für ein solches Tier zu zahlen. "Die Verhältnismäßigkeit ist nicht gewahrt", zitiert das Nachrichtenportal Richter. Und es geht um Steuergelder.
Aktuell bleiben die ehrenamtlichen Tierärzte also auf den Kosten sitzen. Im Juni lebten bereits etwa 20 Schnappschildkröten in der Auffangstation. Demnach könne allein die Station in München die Tiere beherbergen.