Studie liefert Erkenntnisse

Straßenverkehr als belastender Faktor: Machen Lärm und Feinstaub unfruchtbar?

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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5.9.2024, 20:09 Uhr
Feinstaub und Lärm wirken sich negativ auf die Fruchtbarkeit des Menschen aus (Symbolbild).

© IMAGO/Paul-Philipp Braun Feinstaub und Lärm wirken sich negativ auf die Fruchtbarkeit des Menschen aus (Symbolbild).

Einem Bericht der WHO zufolge waren im Jahr 2023 rund 17 Prozent aller erwachsenen Menschen weltweit unfruchtbar. Faktoren wie Rauchen, die Einnahme bestimmter Medikamente oder sogenannte Umweltöstrogene spielen dabei eine Rolle. Nun hat das Fachmagazin "British Medical Journal" eine Studie veröffentlicht, die nahelegt, dass auch der Straßenverkehr einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit des Menschen hat. Konkret geht es dabei um Verkehrslärm, der sich auf die Fruchtbarkeit von Frauen auswirkt - und um die Feinstaubbelastung, die negative Auswirkung auf die Qualität männlicher Spermien hat.

Die Studie stützte sich auf eine Datenbank bestehend aus rund 526.000 Männern und rund 378.000 Frauen, die zwischen den Jahren 2000 und 2017 in Dänemark lebten. Als Probanden wurden Menschen im Alter von 30 bis 45 Jahren ausgewählt, die weniger als zwei Kinder hatten und in einer Lebensgemeinschaft lebten oder verheiratet waren. So sollte eine Untergruppe mit einem hohen Anteil an Personen generiert werden, die aktiv versuchte, schwanger zu werden. Sterilisierte Männer und Frauen, die sich einer Operation zur Verhinderung einer Schwangerschaft unterzogen hatten, wurden ausgeschlossen.

Bei der Analyse berücksichtigten die Wissenschaftler, wie hoch die durchschnittliche Belastung durch Straßenlärm und Feinstaub zwischen 1995 und 2017 an der Wohnadresse der Probanden war. Als Grundlage dienten Schätzwerte, die auf Basis einer validierten Methode generiert worden waren.

Fruchtbarkeit: Feinstaub bei Männern schädlich, Lärm bei Frauen

Innerhalb des Untersuchungszeitraums wurde bei rund 16.200 Männern und rund 22.700 Frauen Unfruchtbarkeit diagnostiziert. Die Daten wurden an Faktoren wie Einkommen, Bildungsstand und Beruf angepasst. Die Forschenden stellten fest, dass eine Belastung mit Feinstaub einer Korngröße von bis zu 2,5 Mikrometern, die 2,9 Mikrogramm pro Kubikmeter über dem Fünfjahresdurchschnitt lag, bei den Männern das Risiko der Unfruchtbarkeit um 24 Prozent erhöhte.

Eine negative Auswirkung der Feinstaubbelastung auf die Fruchtbarkeit der untersuchten Frauen konnten die Wissenschaftler nicht feststellen. Dafür legen die Ergebnisse der Studie nahe, dass die Fruchtbarkeit von Frauen unter Straßenverkehrslärm leidet: Für Frauen über 35 Jahre, die einem Lärmpegel ausgesetzt waren, der den Fünfjahresdurchschnitt um 10,2 Dezibel überschritt, erhöhte sich das Risiko der Unfruchtbarkeit um 14 Prozent. Bei Frauen im Alter zwischen 30 und 35 Jahren wurde kein Zusammenhang zwischen Lärm und Unfruchtbarkeit festgestellt.

Lange Liste gesundheitlicher Risiken

Dass Feinstaub gesundheitliche Schäden im menschlichen Körper hervorrufen kann, ist hinlänglich bekannt. Das Umweltbundesamt weist beispielsweise darauf hin, dass sich an der Oberfläche von Stäuben Schwermetalle oder andere krebserregende Stoffe anlagern können. Die Staubpartikel selbst stellen auch ein Gesundheitsrisiko dar: Sie gelangen beim Einatmen - je nach Größe - tief in die Lungen. In menschlichen Zellen lösen sie Stress und Entzündungen aus, die Langzeitfolgen können von Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Lungenkrebs über Bluthochdruck bis hin zu Demenz reichen.

Auch Lärm wirkt sich in vielerlei Hinsicht belastend auf die menschliche Gesundheit aus. Dem Bayerischen Landesamt für Umwelt zufolge kann Lärm das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden beeinträchtigen. "Forschung und Wissenschaft" berichtet, dass Lärm, der von Autos verursacht wird, das Risiko einer Demenzerkrankung erhöht und Angststörungen sowie Depressionen auslösen kann.

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