Studie: Sind wilde Eisbären in 80 Jahren ausgestorben?

21.7.2020, 11:13 Uhr
Laut einer Studie könnten Eisbären in freier Wildbahn bis zum Jahr 2100 ausgestorben sein.

© Ulf Mauder/dpa Laut einer Studie könnten Eisbären in freier Wildbahn bis zum Jahr 2100 ausgestorben sein.

Die Ergebnisse einer neuen Studie, die in der Zeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht wurden, lassen nichts gutes erahnen. Durch den Klimawandel könnten Eisbären, die in freier Wildbahn leben, bis zum Jahr 2100 ausgestorben sein. Zwölf der dreizehn untersuchten Bären-Populationen dürften somit die nächsten 80 Jahre nicht überstehen.

Das kontinuierliche Schmelzen des Eises durch immer weiter steigende Temperaturen und der damit schwindende Lebensraum der Eisbären sorgt laut den Forschern dafür, dass die Fleischfresser weniger Nahrung finden. Hungrige, entkräftete Tiere hätten so weniger Erfolg bei der Jagd und kämen in einen Teufelskreis. Diese Beobachtungen konnte man in einigen Regionen des Nordpols bereits beobachten, so die Forscher.

Das Schrumpfen des Eises hat noch weitere Konsequenzen: ein kleineres Zeitfenster für die Robbenjagd. Mit der ausbleibenden Beute verringert sich das Körpergewicht der Bären. "Für die Bären verlängert sich der Zeitraum ohne Nahrung, bevor das Eis wieder zufriert und sie sich erneut auf die Jagd machen können", so der Leiter der Studie, Steven Amstrup von der NGO Polar Bears International. Für sie werde es immer schwerer, durch den harten arktischen Winter zu kommen.

Die Temperaturen in der Arktis steigen doppelt so schnell

Das größte Problem sei laut der Studie der Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur. Die Forscher gingen in der Studie von einen Anstieg von 3,3 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aus. Doch bereits die Erwärmung um nur ein Grad führte zu einer Häufung von Dürren, Hitzewellen und Stürmen. Zudem steigen die Temperaturen in der Arktis doppelt so schnell wie im weltweite Durchschnitt.

Auch wenn der Anstieg auf 2,4 Grad begrenzt werden könnte, was jedoch laut Prognosen kaum realistisch ist, würde es das Aussterben der Eisbären nur verzögern.

"Das wäre immer noch viel mehr, als Eisbären während einer Million Jahre Evolutionsgeschichte erlebt haben", sagte Amstrup. Die Tiere hätten größte Schwierigkeiten, sich an eine veränderte Umwelt schnell genug anzupassen. "Ihr Lebensraum schmilzt sprichwörtlich", bezeichnete Amstrup die dramatische Lage.

Dass die Eisbären so stark vom Klimawandel betroffen sind, ist laut den Forschern nur ein Vorbote auf das, was in den kommenden Jahrzehnten auf die Tierwelt zukommen wird. Laut der Weltnaturschutzunion IUCN umfasst die Rote Liste aktuell 120.372 gefährdete Tier- und Pflanzenarten, davon mehr als 32.000 Spezies in den höchsten Gefährdungskategorien. Neben etlichen Lemurenarten sind inzwischen auch der Atlantische Nordkaper, eine im Nordatlantik verbreitete Art der Glattwale - und der Feldhamster existenziell bedroht.

Verwandte Themen


1 Kommentar