Bundesparteitag in Riesa
Tierquälerei und Polizeigewalt? Eskalation bei Demo gegen AfD - Video geht viral
12.1.2025, 14:53 UhrDiese Demonstration dürfte an so gut wie niemandem vorbeigegangen sein: Am vergangenen Samstag, 11. Januar, kam es zu einer Versammlung in Riesa im sächsischen Landkreis Meißen. Tausende demonstrierten dabei gegen den Bundesparteitag der AfD - und auch eine Vielzahl von Polizeikräften war vor Ort.
Dass eine solche Demonstration eskalieren kann, war wohl von Anfang an klar. Was ein Video, das auf Social Media kursiert, zeigt, schockiert jedoch viele. In dem Video ist zu sehen, wie ein Polizist einen Polizeihund eng an der Leine hält, am Geschirr am Oberkörper in die Luft hebt, an einen Demonstranten hält und mehrfach "fass" ruft. Der angegriffene Mann versucht währenddessen über eine Leitplanke zu klettern und sich zurückzuziehen, der Polizist schleudert das Tier dabei einmal gegen das Bein des Mannes, dann auch noch gegen die Leitplanke, um diesen mit dem möglichen Biss des Hundes zu erwischen.
Auf Social Media sorgt das Video für heftige Aufregung, in vielen Instagram-Stories - die auch wir von nordbayern.de zahlreich gesehen haben - wird das Video geteilt. Wie kann eine Situation derart eskalieren und wieso handelt die Polizei so aggressiv?
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Auch Userinnen und User, die das Video gesehen haben, stellen sich diese Frage. "Wenn Polizeibeamte sich nicht unter Kontrolle haben. Kann man ihn anzeigen, auch wegen Tierquälerei. So jemand darf niemals einen Hund führen aber eigentlich auch keine Waffe tragen", lautet nur einer von Tausenden Kommentaren unter dem Video. "Ich bin gerade als Bedienstete der Polizei entsetzt über den Umgang mit dem Hund. Der ist dem Polizeibeamten offenbar nicht aggressiv genug und er zwingt ihn quasi zu beißen. Dabei sollte er die Rolle eines Diensthundes doch wissen. Er fügt seinem ihm vertrauten Diensthund sogar Schmerzen zu. Unabhängig davon, was das mit den Menschen macht. Haben die Waffen in der Hand, besteht Gefahr für Leib und leben des Polizisten oder andere?", schreibt eine Nutzerin, die offenbar selbst bei der Polizei arbeitet.
Video mehrfach geteilt und kritisiert
"Wurde Anzeige und Dienstaufsichtsbeschwerde erstattet?", fragt eine weitere Nutzerin. Der Beamte solle sofort aus dem Dienst genommen werden, bezüglich des Tierschutzes sei das Vorgehen des Mannes grenzwertig - darüber sind sich viele in den Kommentaren einig.
Aber was sagt eigentlich die Polizei nach den Vorfällen? Wie der "MDR" zitiert, äußerte sich Marko Laske, Sprecher der Polizeidirektion Dresden, so: "Wenn Polizeiketten durchbrochen werden sollen, wird zum Teil auch unmittelbarer Zwang eingesetzt. Das sieht auf Bildern sehr robust aus, das gebe ich zu, ist aber notwendig, um die Aufgaben, die die Polizei hat, zu erfüllen." Auch die Polizei aus Sachsen habe laut mehrere Medienberichte inzwischen reagiert und schrieb: "Das Video ist uns bekannt und wird im Rahmen der Einsatznachbereitung besprochen und geprüft."
Linke-Politiker bewusstlos geschlagen
Auch weitere Zwischenfälle und Aufnahmen aus Riesa sorgen für Aufregung. Der sächsische Linke-Politiker Nam Duy Nguyen wurde nach Angaben seiner Partei bei den Protesten von einem Polizisten geschlagen. Er sei zwischenzeitlich bewusstlos gewesen. Auch ein Begleiter des Landtagsabgeordneten habe Schläge ins Gesicht erhalten und sei verletzt worden, teilte die Parteispitze in Berlin mit.
Nguyen erstattete Anzeige. "Es ist besorgniserregend, wie brachial die Polizei heute teils gegen die Demonstrierenden vorgegangen ist, um der AfD den Weg freizumachen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Dass sie dabei zusätzlich derart rücksichtslos gegen parlamentarische Beobachterinnen und -beobachter vorgegangen ist, überschreitet jede rote Linie."
Sachsens Innenminister Armin Schuster kündigte rasche Aufklärung an. "Diesem Fall wurde sofort nachgegangen, und ein Ermittlungsverfahren ist eingeleitet", sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist völlig klar, dass im Rahmen der Einsatzauswertung diesem Vorfall eine ganz besondere Aufmerksamkeit zukommen muss." Einzelne Situationen in Riesa hätten schwierige Polizeieinsätze erforderlich gemacht, erklärte Schuster. "Es gab verschiedene Gemengelagen und hitzige Situationen, in denen die Polizei mit robustem Handeln Ordnung durchgesetzt hat", sagte der Minister.