Ex und hopp

"Toxische Männlichkeit"? Macron trinkt Bier auf ex - und erntet Kritik

Isabel Pogner

Online-Redaktion

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20.6.2023, 16:28 Uhr
Am Wochenende hat Emmanuel Macron ein Bier geext - und erntet dafür Kritik von Politik und Medien. 

© Ludovic Marin/AFP POOL/AP/dpa Am Wochenende hat Emmanuel Macron ein Bier geext - und erntet dafür Kritik von Politik und Medien. 

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat beim Finale der Top 14, der höchsten französischen Rugby-Liga, ordentlich gefeiert. Das Corona-Bier, das ihm jemand in der Umkleide in Toulouse in die Hand gedrückt hat, ext der Präsident in 17 Sekunden leer. Das berichten französische Medien, wie etwa das Portal "L'Union". In der Umkleide erntet der sportbegeisterte Politiker viel Jubel - doch der kommt mit gehörig Gegenwind. Kritiker und Oppositionelle werfen ihm vor, falsche Ideale zu vermitteln.

Die Pariser Tageszeitung "Le Parisien" berichtet am Sonntag: Das Top-14-Finale begann für Macron mit lautstarken Pfiffen und Buhrufen. Deshalb habe sich der Präsident sogar regelrecht auf den Rasen geschlichen, um die Mannschaften zu begrüßen. Am Ende des Spiels erntete er Standing Ovations. Denn nach dem Sieg der Mannschaft aus Toulouse gegen den Verein Stade Rochelais (29-26) hat Macron mit den Spielern in deren Umkleide ordentlich gefeiert. Die waren schon gut angetrunken und jubelten dem Präsidenten zu, während der auf die Gesundheit der Spieler anstieß und sich ein Bier ohne abzusetzen hinunterkippte. Die Szene, die ein französischer TV-Sender, aber auch Spieler und Mitarbeiter mit ihren Smartphones einfingen, dauert nur rund 20 Sekunden - lange genug, sodass kurz darauf ganz Frankreich darüber spricht.

Sportfans sind von der lockeren Art des Präsidenten begeistert. Politik-Kollegen eher weniger. Die französische Grünen-Chefin Sandrine Rousseau twitterte, die Aktion sei "Symbol toxischer Männlichkeit der politischen Führung". Darüber hat unter anderem die französische Zeitung "Le Figaro" berichtet. Laurence Rossignol von der Sozialistischen Partei zeigte ebenfalls wenig Verständnis: "Ein Bier auf ex? Was will der sich denn beweisen?"

Andere Politikerinnen und Politiker kritisierten ebenfalls die fehlende Vorbildfunktion des Präsidenten. Schließlich stecke man viel Energie in die öffentliche Gesundheitspolitik, während Macron durch das Video Rauschtrinken bewerbe.

Auch die Medien werden deutlich. In einem Kommentar der französischen Zeitung "Libération" schreibt der Autor: "Wir hätten nichts gesagt, wenn private Bilder von Emmanuel Macron durchgesickert wären, wie mit Freunden ein paar Bier trinkt. Schließlich hat jeder das Recht, sich von Zeit zu Zeit wie ein Student zu verhalten." Allerdings habe sich der Präsident vor ein paar Jahren selbst noch über junge Menschen ausgelassen, die sich druckbetanken. Inkonsequent, findet der Autor.

Von den Twitter-Nutzern hagelt es in erster Linie spöttische Kommentare. Einer schreibt: "Wenn er nur unsere Steuern so gut schlucken könnte." Aber auch im Netz finden sich Trink-Fans, die Macrons Auftritt begrüßen. Ein Nutzer twittert: "Endlich ein echter Alpha-Mann als Präsident." Und dann gibt's noch die, die der Auftritt schlichtweg kaltlässt. Einer kommentiert: "Macron scheißt und schläft ja auch. Wen interessiert's?"

Macron selbst hat sich zu dem Vorfall bislang in der Presse oder auf Twitter nicht geäußert.

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