Schön schrecklich!
"Ugly Christmas Sweater": Ursprung und Tradition einer Modesünde
20.12.2023, 15:52 UhrSchön anzusehen sind sie wirklich nicht, in den USA haben sie dennoch schon lange Tradition. Vor einigen Jahren hat es der Trend zum betont schrecklichen Weihnachtspullover auch über den großen Teich nach Deutschland geschafft. Dort mag er zwar weiterhin die Geister scheiden, gehört für seine Befürworter aber inzwischen so selbstverständlich zur Vorweihnachtszeit, wie Glühwein und Plätzchen.
Verkaufsschlager Modesünde
Die Motive sind dabei äußerst vielseitig, in den meisten Fällen aber gleichermaßen albern-überladen. Egal ob kitschige Ornamente, Schneemänner, Rentiere, betrunkene Weihnachtsmänner oder ein feierndes Jesuskind: Der Fantasie (und der Geschmacksverirrung) scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Gleiches gilt im übrigen für den Willen von Verbrauchern, neue Versionen zu erwerben. Nicht ohne Grund launchen Fast-Fashion-Riesen wie H&M oder Asos Jahr für Jahr neue Versionen des schrecklichen Weihnachtspullis. Die einstige Modesünde hat sich zum Verkaufsschlager entwickelt. Sogar die Luxusmarke Dolce & Gabbana hat 2011 eine Kollektion von "so-ugly-it’s-beautiful" (so hässlich, dass es schon wieder schön ist) Sweatern auf den Markt gebracht. Andere, darunter Gucci und Prada, folgten.
Und auch fernab der Fashionindustrie die Tendenz zum "Ugly Christmas Sweater" angekommen. Inzwischen sind sogar Supermärkte auf den Trendzug aufgesprungen. So haben etwa Aldi und Lidl eigene Weihnachts-Kollektionen herausgebracht, inklusive prominenter Platzierung der eigenen Marke. Mit Erfolg: Im vergangenen Jahr wurden die Pullis vom Discounter für ein Vielfaches ihres eigentlichen Preises auf Verkaufsplattformen im Internet gehandelt.
Von Großbritannien bis in die USA
Doch woher kommt der Trend zum ironischen Textilunfall in der Weihnachtszeit eigentlich? Über den Ursprung gibt es unterschiedliche Theorien. Eine davon besagt, dass die Tradition in den 1980er-Jahren in Großbritannien geboren wurde, als Moderatoren in nur halb ernst gemeinten "Ugly Christmas Sweaters" ihre Fernsehsendungen moderierten. Damit hätten sie ihren Weihnachtssendungen eine witzige Note verleihen wollen. Andere behaupten, dass sie ihren Ursprung in den USA der 1950er Jahre haben. Damals seien die ersten massenproduzierten Weihnachtspullis unter dem Namen "Jingle Bell sweaters" auf den Markt gekommen. Zum Mainstream wurden sie aber erst rund drei Jahrzehnte später. Während ihre Popularität in den 1990ern wieder abnahm, brachte Schauspieler Colin Firth als Mark Darcy in "Bridget Jones" den hässlichen Weihnachtspulli 2001 wieder zurück auf die Bildfläche. Und dort ist er geblieben. Fans des "Ugly Christmas Sweater" tragen ihn mit Stolz und einem Lächeln, Gegner ertragen ihn zähneknirschend. Verpönt ist die Stilsünde schon lange nicht mehr. Anscheinend nicht einmal für Politiker: Ministerpräsident Markus Söder präsentierte sich jüngst auf Instagram mit einem besonders schrecklichem Modell.
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