Wohl einzige Überlebende
Untergang von Flüchtlingsboot: Elfjährige treibt tagelang allein in Mittelmeer - dramatische Rettung
12.12.2024, 17:06 UhrVor der italienischen Insel Lampedusa hat eine deutsche Hilfsorganisation nach eigenen Angaben ein elfjähriges Mädchen vor dem Ertrinken gerettet, das allein im Mittelmeer trieb. Die Crew des Segelschiffs "Trotamar III" habe das Kind am frühen Morgen an Bord genommen und anschließend auf die Insel gebracht, teilte die Organisation Compass Collective mit. Von der italienischen Küstenwache gab es zunächst keine Informationen.
Die Helfer gehen davon aus, dass das Mädchen mit mehr als 40 weiteren Menschen auf einem Migrantenboot im zentralen Mittelmeer unterwegs war, um nach Europa zu gelangen. Das Boot hatte sich demzufolge in der tunesischen Stadt Sfax auf den Weg gemacht. Infolge eines starken Sturms sei es vor einigen Tagen gesunken. Das Mädchen soll nun die einzige Überlebende sein.
"Sie hatte den mehrere Tage andauernden Sturm im zentralen Mittelmeer als wahrscheinlich Einzige der 45 Menschen an Bord überlebt", schreibt die Organisation in einer Pressemitteilung. Durch den Sturm konnten auch zahlreiche NGO Boote nicht auslaufen, "sodass für dieses Metallboot keine Hilfe vor Ort war", heißt es.
Crew hörte Schreie
Das Kind - nach Angaben der Hilfsorganisation aus dem westafrikanischen Staat Sierra Leone - habe seit dem Schiffbruch allein mit zwei Rettungsringen und einer Rettungsweste im Wasser getrieben. Die Crew sei durch laute Rufe auf das Mädchen aufmerksam geworden. Sie umsorgte das Mädchen und übergab es laut eigenen Angaben an den Rettungsdienst auf Lampedusa.
Skipper Matthias Wiedenlübbert erklärte: "Es war ein unglaublicher Zufall, dass wir trotz laufendem Motors die Stimme des Kindes gehört haben. Und natürlich haben wir noch nach weiteren Überlebenden gesucht. Aber nach dem tagelangen Sturm mit über 23 Knoten und 2,5 Meter hohe Wellen war das aussichtslos."
Die Crew der "Trotamar III" unterstützt nach Angaben von Compass Collective die zivile Seenotrettung im zentralen Mittelmeer. Derzeit ist sie südlich von Lampedusa im Einsatz.
Immer wieder versuchen Menschen, mit Booten übers Mittelmeer nach Lampedusa, Sizilien oder auf Italiens Festland zu gelangen. Dabei kommt es immer wieder zu Unglücken mit Toten und Vermissten. Das Innenministerium in Rom zählte dieses Jahr etwa 64.000 Menschen, die auf Booten Italien erreichten. Im Vorjahreszeitraum waren es mit etwa 153.100 mehr als doppelt so viele.