Seafood aus Österreich
Veganer Lachs aus dem 3D-Drucker schon bald im deutschen Supermarkt?
4.10.2023, 17:17 UhrDas Start-Up "Revo Foods" aus Österreich verkauft ein veganes Lachsfilet aus dem 3D-Drucker. Das schmeckt, riecht und sieht angeblich ähnlich wie das Original aus, kostet allerdings sieben Euro und ist damit etwas teurer, als Lachs, der mal gelebt hat. Die Firma sitzt in Wien, hat 40 Angestellte und arbeitet daran, das Produkt auch in die deutschen Regale zu bringen.
Der Drucker-Lachs besteht aus Mycoprotein, das die Hersteller aus einem speziellen Pilz gewinnen, erklärt CEO Robin Simsa. Das Filet soll in Struktur, Textur und Geschmack dem klassischen Lachs ähneln - die Konsumenten können es genauso verarbeiten wie das Original. Außerdem sei der Druck-Lachs gesund und habe viel Eiweiß und Omega-3-Fettsäuren.
In Österreich kommen Kundinnen und Kunden seit September bei der Supermarktkette "BILLA Pflanzilla" in den fischigen 3D-Genuss. Online können auch deutsche Lachs-Liebhaber das Filet seit Oktober im Shop des Unternehmens "Revo" bestellen. Bis es in die deutschen Supermärkte kommt, dauert es aber noch ein bisschen, sagt Simsa: "Wir skalieren momentan unsere Produktionskapazitäten hoch und können das Filet hoffentlich ab Mitte des kommenden Jahres auch in deutschen Supermärkten anbieten."
Die "Zeit" nennt den 3-D-Lachs "Vorhut einer erhofften Lebensmittelrevolution". Gedruckte Lebensmittel sollen dabei helfen, Meere, Umwelt und Klima zu schützen. Laut Angaben des Herstellers verbraucht der Lachs auf Pilzbasis bis zu 86 Prozent weniger CO₂ als der echte und bis zu 95 Prozent weniger frisches Wasser. Außerdem ist der Lachs "um einiges nachhaltiger als tierischer Lachs, da Lachs (wie auch alle anderen Tiere) eine Vielzahl mehr an pflanzlichen Kalorien aufnehmen muss, um eine Kalorie an tierischem Fleisch aufzubauen, während pflanzliche Inhaltsstoffe nahezu eins zu eins aufgenommen werden können", erklärt Simsa.
Deshalb ist Lachs umweltschädlich
Fische, die auf dem Teller landen, verbrauchen also viele Ressourcen. Und: Wir Menschen essen gerne viel Fisch. So viel, dass die Zuchtfirmen in Norwegen, aus denen der Großteil der Produkte stammt, ihre Produktion laut "SWR" in den nächsten 25 Jahren verfünffachen wollen. Dabei belasten die Farmen die Umwelt laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen schon jetzt massiv: Die bis zu 200.000 Lachse pro Zuchtnetz produzieren eine Menge Kot und lassen einiges an Futter übrig. Das sinkt zu Boden. Dort bauen Bakterien die Stoffe ab, verbrauchen dabei aber viel Sauerstoff. Der fehlt anderen kleinen Lebewesen wie Würmern, Seeigeln oder Krebsen und die Meeres- und Fjordbewohner sterben. Außerdem werden die Fische mit Pestiziden behandelt. Die sind aber nicht nur für Lachs-Läuse tödlich, sondern auch für andere kleine Meeresbewohner wie etwa Krill. Und: Für den Lachs wird Regenwald abgeholzt. Denn die Tiere werden zum großen Teil mit Soja gefüttert, das in Südamerika angebaut wird.
Außerdem ist die Produktion im großen Stil eine Qual für die Tiere. Die Tierrechtsorganisation "Peta" kritisiert zum Beispiel: "Die empfindungsfähigen Fische leiden während ihres Lebens inmitten ihrer Fäkalien unter Stress und Krankheiten." Die Tiere hätten zu wenig Platz und "können kaum schwimmen, geschweige denn ihre Wanderungen vollziehen". Das erzeuge Dauerstress und die Tiere würden sich gegenseitig angreifen und schnell Pilze und Parasiten bekommen. 20 Prozent der Fische würden noch während der Aufzucht sterben.
Die Fischproduzenten sehen das anders. "Das ist keine Massentierhaltung", schreibt die Firma "Plotz Spezialitäten" auf ihrer Website, die Fischprodukte aus Norwegen vertreibt. "Der norwegische Lachs hat viel Freiraum", so die Firma. Es gebe gesetzliche Regeln, die das Verhältnis zwischen Fisch und Wasser pro Netzgehege definieren. Auch der Einsatz von Medikamenten werde auf ein Minimum reduziert, um die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten.
Generell scheint sich die Fischindustrie an den veganen Alternativen zu stören. Das Handelsblatt schreibt: "Unwillen lösen die pflanzenbasierten Erzeugnisse in der Fischereiindustrie aus, die von der EU und vielen Ländern mit hohen Beträgen subventioniert wird." Simsa bestätigt: "Es gibt viele Lobby-Interessen die gegen die Verbreitung von veganen Alternativ-Produkten sind". Auch das Startup hat Förderungen erhalten, bestätigt Simsa: Insgesamt rund 7 Millionen Euro, davon 1,5 Millionen von der EU.