Kein spezieller Tarif

Verhandlungen erfolglos: Nürnberger Christkindlesmarkt dieses Jahr ohne Weihnachtslieder?

Erik Thieme

E-Mail zur Autorenseite

16.9.2024, 08:55 Uhr
Dem Nürnberger Christkindlesmarkt stehen dieses Jahr ungewollte Änderungen bevor.

© xDreamstimexPhotopassjonatax//Dreamstime Dem Nürnberger Christkindlesmarkt stehen dieses Jahr ungewollte Änderungen bevor.

"Weihnachtsmärkte sind ohne Musik kaum vorstellbar". Das schreibt die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) auf ihrer eigenen Website. Die Musik trage maßgeblich zur stimmungsvollen Atmosphäre bei, heißt es dort weiter.

Mit dieser Meinung steht die GEMA vermutlich nicht allein. Trotzdem wird es auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt dieses Jahr voraussichtlich nicht die gewohnte musikalische Untermalung geben.

Kein eigener Weihnachtsmarkttarif der GEMA

Bis vor Kurzem hatten der Deutsche Städtetag sowie die Bundesvereinigung der Musikveranstalter (BVMV) mit der GEMA über einen speziellen Tarif der GEMA extra für Weihnachtsmärkte verhandelt, wie die Stadt Nürnberg mitteilt. Dieses Vorhaben ist wohl gescheitert. Eine "angemessene Gebührenregelung für kommunale Weihnachtsmärkte", wie von BVMV und dem Deutschen Städtetag gefordert, wird es nicht geben.

Von der Stadt Nürnberg hieß es, dass weitere Verhandlungen geplant waren. Stattdessen veröffentlichte die GEMA selbst eine Pressemitteilung, in der die aktuelle Vorgehensweise für die Lizenzierung von Musik auf Weihnachtsmärkten noch einmal erklärt wird. Einen gesonderten Tarif findet man in dieser Mitteilung nicht.

30.000 Euro Gebühren allein am Nürnberger Christkindlesmarkt

Das wird sich nicht nur auf kleine Weihnachtsmärkte aus, auch der Nürnberger Christkindlesmarkt ist davon betroffen. Mit dem von der GEMA veröffentlichten Tarif müssten die Veranstalter des Christkindlesmarktes knapp 30.000 Euro bezahlen.

Die weitere Musikgestaltung ist dabei stets unentgeltlich und freiwillig. Wie die Stadt Nürnberg weiter schreibt, treten pro Jahr rund 90 Kinder-, Erwachsenen- und Posaunenchöre auf. Die Sängerinnen und Sänger erhalten keine Gage für ihre Auftritte, sie bekommen als kleines Dankeschön einen fünf Euro Gutschein für den Christkindlesmarkt.

Kein Verständnis für die hohen Forderungen

Für Dr. Andrea Heilmaier, Nürnbergs Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin, ist das Handeln der GEMA weder nachvollziehbar noch kooperativ. Sie zeigt zwar Verständnis für eine faire Vergütung der Künstler, fordert aber ebenso eine tragbare Gebührenstruktur für kommunale Veranstalter.

"Diese Haltung der GEMA schadet nicht nur den Veranstaltern, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern, die unsere traditionellen Weihnachtsmärkte schätzen. Wir werden daher weitere Schritte prüfen, wie vollständig GEMA-freie Musik. Hier würde die GEMA dann gar keine Gebühren mehr erhalten", so Heilmaier. Ob die GEMA noch einmal an den Verhandlungstisch zurückkehrt, ist unklar.

Drastische Erhöhung der Lizenzgebühren in 2023

Hintergrund ist ein genaueres Vorgehen der GEMA bei der Kontrolle der Marktflächen. Wer öffentlich urheberrechtlich geschützte Musik abspielen möchte, muss dafür Lizenzen erwerben. Diese Lizenzgebühren zieht die GEMA im Auftrag der Künstler ein. Im Gegenzug dürfen lizenzierte Märkte nahezu alle Musikwerke weltweit abspielen, darunter auch jede Menge Weihnachtslieder.

Die Höhe der Gebühren ist bei eintrittsfreien Freiluftveranstaltungen, wie beispielsweise dem Christkindlesmarkt, abhängig von der Veranstaltungsfläche. Bislang nahm die GEMA die Berechnung der Lizenzgebühren anhand der Angaben der Veranstalter vor. Als die GEMA diese Informationen in den vergangenen Jahren selbst überprüfte, stellte sie einen großen Unterschied zu den Angaben der Veranstalter fest. Das führte zu drastischen Preiserhöhungen auf den Weihnachtsmärkten, teils um das Zehnfache.

In Mainz wurden statt der bisherigen knapp 4670 Euro im vergangenen Jahr ganze 60.000 Euro fällig. Auch in Leipzig führte die Preiserhöhung zu einem Anstieg von 3800 Euro auf über 35.000 Euro in 2023.

Verwandte Themen


9 Kommentare