Strenge Schule der Trainees
"Verrat": K-Pop Sängerin muss sich bei ihren Fans für ihre Beziehung entschuldigen
7.3.2024, 15:17 UhrK-Popstar Karina, bürgerlich Yu Ji-min, wird derzeit der "Verrat" an ihren Fans vorgeworfen. In der vergangenen Woche ist bekannt geworden, dass die südkoreanische Rapperin und Tänzerin in einer Beziehung mit Schauspieler Lee Jae-wook ist. Es ist eine Nachricht, die ihre Fans schockiert und auch wütend zurücklässt. Die 23-Jährige wendete sich aus diesem Grund über Instagram an ihre Anhänger, die MYs: "Ich weiß, wie enttäuscht und verärgert sie sein müssen", erklärt sie.
Karina veröffentlichte auf Instagram eine handgeschriebene Entschuldigung an ihre Fans. "Es tut mir leid, dass ich euch so überrascht habe", schreibt die Künstlerin. Zuvor hatten Fans sich in den sozialen Medien zu Wort gemeldet und sogar vor dem Büro von Karinas Management ihren Unmut klargestellt. Wie "BBC" berichtet, haben MYs nach Bekanntgabe der Beziehung einen Van gemietet und diesen vor dem Büro geparkt. Auf dem Fahrzeug war ein elektronisches Schild angebracht, auf dem stand: "Ist die Liebe, die deine Fans dir geben, nicht genug?" Dabei handele es sich wohl um eine gängige Praxis, berichtet der "Spiegel". Demnach drücken K-Pop-Fans in Form von den Trucks ihre Unterstützung oder Unzufriedenheit aus.
Trainee-Bootcamp, Infrastruktur und globaler Erfolg
Nachdem das Label SM Entertainment Aespa 2020 gegründet hatte, debütierte die Band noch im selben Jahr mit der Single "Black Mamba". SM Entertainment ist eine südkoreanische Talentagentur und ein Plattenlabel und brachte bereits Bands wie Super Junior, Girls' Generation, EXO, Red Velvet, NCT, SuperM und SHINee hervor.
Unter K-Pop, ausgeschrieben Korean Popular Music, versteht man im weitesten Sinne Musik, die aus Südkorea kommt. Im Gespräch mit dem amerikanischen Nachrichtenportal "CBS News" erklärt Suk-Young Kim, Professorin an der UCLA, weiter: "Es ist viel mehr als nur Musik. Es ist ein komplettes Unterhaltungsprogramm, das Choreografie, Mode, Lifestyle beinhaltet". Zuvor war die westliche Musikwelt in den 90ern und den frühen 2000ern von Boybands und Girl-Groups wie Spice Girls oder One Direction geprägt. "Ich denke, K-Pop trifft wirklich eine Art Vakuum, den westliche popkulturelle Trends hinterlassen haben", glaubt Kim.
Das Massenphänomen K-Pop hat in den vergangenen Jahren auch die westliche Musikwelt erobert. Gruppen wie BTS und Black Pink begeistern ein Millionenpublikum, auch außerhalb von Südkorea. Die Stars, oder in der Industrie auch genannt "Idols", zeichnen sich besonders durch ihre Bühnenperformances aus. Neben Gesangseinlagen liefern die Künstlerinnen und Künstler auch komplizierte Tanzchoreografien ab. Ein Produkt, das aus einer harten Industrie hervorgeht - es ist eine "turbo kapitalistische Kaderschmiede" für Pop-Musik, sagt Host Victoria Koopmann in ihrem "11KM: der tagesschau-Podcast".
Schattenseiten der K-Pop-Industrie
Kevin Woo erklärt, dass man als Trainee bis zu zehn Jahre in entsprechende Trainingscentern verbringt. Woo ist ein südkoreanischer-amerikanischer Singer-Songwriter und Fernsehmoderator und wurde mit seiner ehemaligen K-Pop-Gruppe Xing bekannt. Diese war zwischen 2006 und 2008 aktiv. Der Musiker erklärt, dass die von den Labels geführten Trainingscenter wie "eine Art Bootcamp" seien. Demnach gehe man da zum Schauspiel-, Gesangs- und Tanzunterricht. Auch das Auftreten einer Person wird gemanagt und erprobt: "Die Kamera testet jeden Winkel, Haare und Make-up. Sie ändern, probieren Frisuren, verschiedene Farben".
Es ist jedoch nicht nur die Industrie, die ihre Stars mit einem hohen Maßstab bemisst. Musikkritiker Do Heon Kim erklärt gegenüber "Time", dass durch die globale Expansion von K-Pop auch Fans mit einer anderen Erwartungshaltung an die Idols gehen: "Wir haben den Maßstab zu hoch gesetzt." Immer mehr K-Pop-Gruppen genießen mittlerweile auch internationalen Erfolg. Jüngst schaffte es neben BTS und Black Pink auch die 2022 debütierte Band NewJeans auf die Billboard Charts. Kim glaubt, dass dadurch der globale Erfolg von den Musikerinnen und Musikern beinahe erwartet wird. Die K-Pop-Industrie sei dafür jedoch nicht ausgelegt und es fehlt an Infrastruktur und System, um diesen Prozess weiter tragen zu können. Wie "Time" berichtet, variieren die Probleme von ungesunden Managementstrukturen bis hin zu reglementierten Produktionssystemen.
In den vergangene Jahren befand sich die gesamte Industrie jedoch im Wandel. "CNN" berichtet, dass Agenturen mittlerweile von umstrittenen Vertragsbedingungen abrücken. Es ist weiter ungewöhnlich, dass die Agenturen romantische, private Beziehungen ihrer Idols bestätigen. Einige Künstlerinnen und Künstler wagten diesen Schritt jedoch bereits. Neben Blackpink Sängerin Jisoo machte beispielsweise auch Solokünstlerin IU ihre Beziehung publik.
Auch Fans zeigen nach und nach mehr Verständnis. Besonders die internationalen Fans verteidigen Karina unter ihrer Entschuldigung: "Kein Idol sollte sich 2024 dafür entschuldigen, dass es datet", schreibt eine Person. Ein weiterer Nutzer kommentiert: "Karina hat jedes Recht zu lieben, wen sie will, und sie sollte niemals um Vergebung für ihre Liebe bitten." Andere Unterstützer halten an der alten Schule fest. Ein User schreibt unter dem Post: "Liebe fällt ein bisschen aus dem Rahmen".