Vorsicht vor Wiesn-Abzocke

Über 6000 Euro pro Tisch: Verbraucher-Zentrale warnt vor Wucherpreisen für Reservierungen

Erik Thieme

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28.8.2024, 13:00 Uhr
Das Oktoberfest in München findet dieses Jahr vom 21. September bis zum 6. Oktober statt.

© IMAGO/Wolfgang Fehrmann/ZUMA Wire Das Oktoberfest in München findet dieses Jahr vom 21. September bis zum 6. Oktober statt.

Ein Besuch der Wiesn kann schnell ins Geld gehen. Zwar ist der Eintritt kostenlos, der Aufbau der Zelte, die Musik und die Sicherheitsvorkehrungen müssen die Veranstalter aber natürlich trotzdem finanzieren. Das passiert vor allem über den Verkauf von Getränken, in erster Linie Bier. Dieses Jahr kostet eine Maß Bier auf dem Oktoberfest zwischen 13,60 Euro und 15,30 Euro. Damit stieg der Preis um Vergleich zum letzten Jahr um knapp vier Prozent.

Doch auch eine Tischreservierung, die vor allem größeren Gruppen dringend empfohlen wird, kann teuer werden. Die Verbraucherzentrale Bayern warnt vor unseriösen Angeboten von Drittanbietern. Demnach werde die hohe Nachfrage ausgenutzt und Reservierungen zu horrenden Preisen über das Internet weiterverkauft.

Preissteigerung um das Achtfache

Das Oberlandesgericht München verurteilte im Sommer 2022 eine Agentur, die Reservierungen schamlos zu deutlich höheren Preisen weiterverkaufte. In der Ochsenbraterei kostete dem "Bayerischen Rundfunk" zufolge ein Tisch für bis zu zehn Personen inklusive Gutscheinen für Bier und Brotzeit im Sommer 2020 maximal 400 Euro. Eine Agentur verkaufte diese Tischreservierungen weiter - für bis zu 3.299 Euro. Das entspricht einer Preissteigerung von mehr als 800 Prozent. Die deutsche Presseagentur spricht sogar von Preisen bis zu 6500 Euro - für einen Tisch für acht bis zehn Personen im Hackerzelt.

Die Ochsenbraterei zog vor Gericht und bekam Recht. Dem Gericht zufolge vermittle die Agentur den Eindruck, mit einer Reservierung über deren Seite erhalten die Kunden einen "sicher durchsetzbaren Anspruch auf Einräumung eines Tisches im Festzelt" - was so aber nicht der Fall sei. Viele Wirte verbieten in ihren AGBs sogar den Weiterverkauf von Tischreservierungen. Dadurch haben Kunden ausdrücklich keinen festen Anspruch, einen teuer bezahlten Tisch von einem Drittanbieter auch wirklich zu erhalten.

Der Verbraucherzentrale sind nach Angaben der "dpa" sogar schon Fake-Angebote bekannt, bei denen es kaum möglich ist, sein Geld anschließend zurückzubekommen. Trotzdem kann man solche Zweitverkäufe im Internet immer noch erwerben. Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern rät von derartigen Angeboten ab. "Das Risiko ist hoch, dass der Eintritt ins Zelt trotz teurer Reservierung verweigert wird".

Verbraucherzentrale empfiehlt Reservierung direkt bei den Wirten

"Um auch wirklich mit einer gültigen Tischreservierung Einlass ins Festzelt zu erhalten, sollten Interessenten ihre Reservierungen ausschließlich über die Webseiten der Festzelte buchen", empfiehlt die Juristin stattdessen. Seit letztem Jahr gibt es außerdem ein eigenes Portal der Wiesnwirte, auf dem Besucher ihren Tisch vorab und risikofrei buchen können. Unter www.oktoberfest-booking.com können Reservierungen auch zurückgegeben und ohne zusätzliche Kosten von anderen Interessenten übernommen werden, so die Verbraucherzentrale.

Eine Reservierung ist aber gar nicht immer nötig. Der Stadt München zufolge sei es vor allem für kleinere Gruppen unter der Woche in aller Regel kein Problem, einen Platz zu finden.

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