Privatsphäre ja oder nein
Wann Whatsapp Ihre Nachrichten mitliest
13.9.2021, 12:58 UhrWhatsapp-Nachrichten sind Ende-zu-Ende verschlüsselt. Das soll nicht nur den Nutzern größtmögliche Privatsphäre bieten und sie vor Hackerangriffen schützen, sondern hindert auch Whatsapp selbst daran, Nachrichten mitzulesen.
Eine Ausnahme bilden allerdings von den Usern selbst gemeldete Kontakte. Nach dem Klick auf "Kontakt melden" werden automatisch die letzten fünf Nachrichten - Texte, Bilder, Videos und Gifs - an Accenture-Mitarbeiter gesendet. Das ist ein Dienstleister, der im Auftrag von Whatsapp Nachricht überprüft und beurteilt. Über 1000 Personen sind laut dem US-amerikanischen Investigativjournalismus-Portal Pro Publica damit beschäftigt.
Jeder Mitarbeiter erhält bis zu 600 Tickets am Tag, die er auf Verstöße gegen Gesetze und die Nutzungsbedingungen durchsieht - beispielsweise auf Spam, Hassnachrichten, Falschinformationen, Terrorismusgefahr und Kinderpornografie. Pro Woche werden also mehrere Millionen Nachrichten überprüft.
2020 habe Whatsapp rund 300.000 Bilder an das "National Centre for Missing Exploited Children" in den USA gemeldet, sagte Whatsapp-Chef Will Cathcart in einem Interview. Die Organisation bearbeitet Fälle von ausgebeuteten und vermissten Kindern.
Die Beurteilung der gemeldeten Kontakte sei dabei nicht immer einfach, berichten Moderatoren. Whatsapp wird in etwa 180 Ländern genutzt, und nicht für jede Sprache gibt es im Team einen Muttersprachler. Deshalb müssen die Mitarbeiter oftmals auf ein Übersetzungstool zurückgreifen, das aber nicht alle Chats sicher zuordnen kann. Arabisch sei für Spanisch gehalten worden, berichtet ein Moderator, Slangbegriffe seien in diesem Programm kaum vorhanden. "In den drei Jahren, die ich hier bin, war es immer furchtbar."
Automatisierte Prüfung aller Konten
Zusätzlich prüfe Whatsapp auch automatisiert die unverschlüsselten Informationen, so Pro Publica. Auch hier sollen verdächtige Accounts, beispielsweise Spammer, herausgefiltert werden.
Zu den unverschlüsselten Inhalten zählen unter anderem Namen, Profilbilder, Statustexte, die Anzahl an versendeten Nachrichten, die Zeitzone und wann der User zuletzt online war. Durch die Software aufgespürte Accounts werden von den Mitarbeitern entweder als harmlos eingestuft, auf eine Beobachtungsliste gesetzt oder gesperrt.
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