Aus Insekten gewonnen
Warum Äpfel, Birnen und Co. oft nicht vegan sind - Darauf sollten Sie achten
30.10.2023, 08:40 UhrInsektenprodukte gelten als alternative Proteinquelle zu Fleisch oder Fisch. Sie dürfen seit Beginn des Jahres unter anderem Brot, Nudeln oder Chips zugesetzt werden – aber nicht ohne entsprechende Kennzeichnung. Das entsprechende neue EU-Gesetz hat bei vielen für Ekel und sogar Wut gesorgt – und das, obwohl niemand gezwungen ist, diese Lebensmittel zu konsumieren. Alle, die sich an dieser Stelle wiedererkennen, müssen jetzt ganz stark sein: Denn Insekten, bzw. ihre Ausscheidungen essen wir oft, ohne davon zu wissen, in Form von Schellack: Betroffen sind unter anderem Äpfel, Birnen, Zitrusfrüchte, Kaugummis oder Schokolade.
Schellack verbinden viele Menschen eher mit Möbelpolitur, Farben und Haarspray als mit Obst und Süßigkeiten. Doch tatsächlich kommt Schellack auch in Lebensmitteln oft zum Einsatz. Das Harz, das im Lebensmittelbereich unter der E-Nummer 904 als Trenn- und Überzugsmittel zu finden ist, bildet nach dem Aushärten eine feste, glatte Schicht. Diese sieht nicht nur schön aus, sie verhindert auch das Verkleben, zum Beispiel bei Kaugummis oder macht Obst und Gemüse länger haltbar, indem es die Schale schützt.
Nicht alles was glänzt, ist Veggie-Gold
Schellack ist ein natürliches Harz, das aus den Ausscheidungen von Schildläusen gewonnen wird. Die weiblichen Läuse produzieren die Substanz zum Schutz ihrer Brut, erklärt die Verbraucherzentrale Bayern. Hinter dem makellos strahlendem Obst und dem appetitlich glänzendem Schokoladenbonbon, das Verbraucher offenbar besonders schätzen, stecken also oft die Ausscheidungen von Schildläusen, oft auch in Kombination mit Bienenwachs.
Schellack gilt zwar als gesundheitlich unbedenklich und darf den Lebensmitteln, für die es zugelassen ist, ohne Höchstmengenbegrenzung zugesetzt werden. Für Menschen, die Produkte tierischen Ursprungs oder Fleisch ablehnen, ist Schellack jedoch strenggenommen nicht geeignet. Im Harz sind zwar keine Läuse an sich enthalten, bei der Produktion von Schellack müssen diese jedoch getötet werden.
Synthetische Alternativen sind oft problematisch
Um Schellack zu gewinnen, wird das Harz von den Blättern und dem Baum entfernt. Die Masse wird in mehreren Durchgängen gewaschen und geschmolzen und zu einer dünnen Schicht geformt. Für ein Kilogramm Schellack wird das Sekret von circa 300.000 Lackschildläusen benötigt, erklärt "Utopia". Ein Vorteil gegenüber synthetischen Alternativen ist allerdings, dass bei der Herstellung keine giftigen Dämpfe freigesetzt werden, heißt es weiter.
Wer Shellack also vermeiden will, sollte bei abgepackten Produkten auf die E-Nummer 904 achten, bei losen Lebensmitteln wie bei Obst und Gemüse ist der Glanz ein guter Indikator. Sind Oberflächen von Obst und Gemüse mit Schellack behandelt, müssen diese mit der Angabe "gewachst" werden, so die Verbraucherzentrale NRW.
Da Schellack allerdings auch oft als Überzug für medizinische Tabletten benutzt wird, lässt sich der Konsum für manche Menschen wohl nie hundertprozentig vermeiden. Für besonders empfindliche Konsumenten womöglich eine bittere Erkenntnis – vielleicht lässt es den ein oder anderen aber nun doch darüber nachdenken, mal ein Brot mit Insekten zu probieren.