Verschiedene Gründe

Warum sich manche Menschen nicht mit Corona anstecken - Arzt liefert kuriose Erklärung

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

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4.4.2022, 13:31 Uhr
Das Coronavirus wird unter anderem anhand von PCR-Tests nachgewiesen. Bleibt dieser trotz Kontakts zu Infizierten negativ, gibt es verschiedene Gründe.

© Henning Kaiser, dpa Das Coronavirus wird unter anderem anhand von PCR-Tests nachgewiesen. Bleibt dieser trotz Kontakts zu Infizierten negativ, gibt es verschiedene Gründe.

Über 21 Millionen Menschen haben sich mittlerweile in Deutschland nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Täglich werden es mehr. Manche Personen trifft die Krankheit sogar schon zum zweiten oder dritten Mal. Doch es gibt immer noch viele Menschen in Deutschland (62,1 Millionen), die sich bislang noch nicht infiziert haben (zumindest nicht nachweislich). Warum ist das so?

Der koreanische Arzt Ma Sang-hyuk versucht das Phänomen auf einfache Art und Weise zu erklären: "Die Erwachsenen, die sich bis jetzt noch nicht mit Covid-19 infiziert haben, haben zwischenmenschliche Probleme", schrieb der Experte koreanischen Medienberichten zufolge bei Facebook. Das Posting wurde allerdings wieder gelöscht. Sang-hyuk begründete seine Aussage später gegenüber dem koreanischen Portal New Daily damit, dass er dies lediglich "metaphorisch" gemeint hätte. Er wollte damit betonen, wie schwierig es sei, das Virus zu umgehen, wenn die Infektionszahlen in einer Region hoch sind.

Denn ganz so einfach wie Ma Sang-hyuks Erklärungsansatz ist es nicht. Das Kontaktverhalten von Menschen ist zwar ein entscheidender Faktor bei der Verbreitung des Virus, wie die letzten Lockdowns gezeigt haben. Doch auch Personen, die mit infizierten Familienmitgliedern zusammenwohnen und sich teilweise sogar das Bett mit ihnen teilten, blieben negativ.

Coronatest ist negativ trotz Kontakt mit Infizierten: Das könnten die Gründe sein

Eine These von Wissenschaftlern beruft sich auf die Genetik. Das Erbgut einer Person kann Einfluss darauf haben, wie leicht sich jemand ansteckt. Entscheidend dafür sind die ACE-2-Rezeptoren, die das Virus verwendet, um in die Wirtszellen zu gelangen und sich zu vermehren. Nachdem jeder Mensch eine andere Höhe, Breite oder Tiefe bei seinem Gen hat, passt das Virus bei einem Menschen besser auf den Rezeptor als bei anderen, erklärt Carsten Watzl, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie am Leibnitz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund gegenüber der Welt. Somit stecken sich manche Menschen leichter an als andere, weil bei ihnen das Virus besonders gut andocken kann.

Nicht mit Corona infiziert - welchen Einfluss die Blutgruppe hat

Ein weiterer möglicher Indikator ist französischen Forschern zufolge die Blutgruppe einer Person. Demnach wurde Sars-CoV-2 am häufigsten zwischen Paaren übertragen, wenn die Blutgruppen der Partner kompatibel waren - also wenn sie bei einer Bluttransfusion zueinander passten.

Das niedrigste Infektionsrisiko haben der Studie zufolge Menschen mit der Blutgruppe Null. Sie können das Virus aber am besten weitergeben. Daher werden Menschen mit dieser Blutgruppe oft als Superspreader bezeichnet. Das höchste Infektionsrisiko haben Personen mit der Blutgruppe AB. In absoluten Zahlen infizierten sich hierzulande am meisten Menschen mit der Blutgruppe A. Allerdings ist diese in Deutschland auch am meisten verbreitet, was die Statistik etwas verzerrt.

Ein weiterer Faktor bezüglich des Infektionsrisikos ist das Immunsystem: Das körpereigene Abwehrsystem besteht aus einem angeborenen Teil und einem erworbenen. Zweiterer ist lernfähig und passt sich immer wieder an. Nachdem das Coronavirus keine komplett neuartige Erkrankung darstellt, da Coronaviren bereits in den 1960er-Jahren entdeckt wurden, könnte es sein, dass manche Immunsysteme bereits mit ähnlichen Erregern in Kontakt gekommen sind und sich Menschen deshalb nicht so leicht infizieren.

Teil-Immunität gegen Corona wegen T-Zellen

Zudem gibt es auch eine sogenannte Teil-Immunität gegen das Virus. Dies fanden Forschende am renommierten Karolinischen Institut in Stockholm heraus. Grund für die Teilimmunität sind die T-Zellen. Sie sind Teil der körpereigenen Abwehr und erkennen Zellen, in die ein Krankheitserreger eingedrungen ist und zerstören diese. "Es gibt T-Zellen, die wahrscheinlich Relikte früherer Infektionen mit Coronaviren sind. Sie sind imstande, ein Sars-CoV-2 oder Bruchstücke davon zu sehen", erklärt Professor Watzl der Welt. Die T-Zellen-Immunität kann auch bei Menschen mit einem leichten Corona-Verlauf beziehungsweise bei Infizierten ohne Symptome bestehen - selbst wenn keine Antikörper nachgewiesen werden. Neben dem Faktor "zwischenmenschliche Kontakte" gibt es also gleich mehrere medizinische Erkläransätze, warum sich manche Menschen nicht mit dem Coronavirus infizieren.

Dieser Artikel wurde um 16.17 Uhr um konkrete Zahlen im ersten Absatz ergänzt.

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