"Aufgelöst in Tränen"

Saarbrücken: Mädchen muss wegen 40 Cent 7 Kilometer nach Hause laufen

Nina Eichenmüller

Volontärin

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17.5.2023, 10:26 Uhr
Obwohl es gleich dunkel wurde, wollte der Busfahrer die 14-Jährige nicht mitnehmen.

© imago stock&people Obwohl es gleich dunkel wurde, wollte der Busfahrer die 14-Jährige nicht mitnehmen.

An einem Freitagabend im April ist eine 14-Jährige in Saarbrücken wie gewohnt beim Leichtathletik-Training. Sie hat, so berichtet es die "Saarbrücker Zeitung", an diesem Tag ihr Handy zuhause vergessen, doch schon vorab mit ihrem Vater die Uhrzeit ausgemacht, zu der er sie an der Bushaltestelle abholen soll. In ihrer Handyhülle bewahrt das Mädchen auch ihre Jahreskarte für den Bus auf, sie leiht sich deshalb beim Training fünf Euro und macht sich keine weiteren Gedanken über den Nachhauseweg. Sie muss zwei Tickets kaufen, da sie einmal umsteigen muss. Bei der ersten Fahrt verläuft alles ohne Probleme, doch dann will sie in den zweiten Bus einsteigen und erlebt eine Situation, die sie vermutlich so schnell nicht wieder vergessen wird.

Sie hat noch 2,30 Euro in der Tasche und möchte beim Busfahrer eine Einzelfahrkarte für Kinder kaufen, die 2,10 Euro kostet - da ist es gerade halb neun am Abend und langsam bricht die Dunkelheit ein. Doch der Busfahrer glaubt ihr nicht, dass sie erst 14 sei und verlangt einen Ausweis oder den vollen Fahrpreis von 2,70 Euro. Da sie weder das eine noch das andere dabei hat, redet sie auf den Fahrer ein und beteuert, dass sie wirklich noch ein Kind sei. Doch der zeigt keine Gnade und schickt das Mädchen wieder aus dem Bus, schließt die Türen und fährt weg.

Sieben Kilometer läuft das Mädchen im Dunkeln nach Hause

Völlig entsetzt über die Situation und hilflos, weil sie ohne Handy ihre Eltern nicht erreichen kann, entscheidet sich die 14-Jährige die Strecke nach Hause zu laufen. Sie hat Angst am Freitagabend um diese Uhrzeit durch die Stadt zu laufen und wählt die sieben Kilometer lange Strecke an der Saar entlang. Zur gleichen Zeit steht der Vater an der vereinbarten Haltestelle und wird nervös, weil seine Tochter nicht unter den Fahrgästen im Bus ist. Er wartet noch eine Weile und fährt dann nach Hause, um gemeinsam mit dem Sohn die Strecke abzufahren und nach seiner Tochter zu suchen. Die Mutter sucht ebenfalls in den Straßen nach ihrem Kind und ist kurz davor die Polizei zu verständigen.

Doch gegen 22 Uhr kommt die 14-Jährige "aufgelöst in Tränen und fertig mit den Nerven" nach Hause, berichtet der Vater der "Saarbrücker Zeitung". Die Familie ist erleichtert, dass dem Kind nichts passiert ist und gleichzeitig kocht in ihnen die Wut darüber hoch, dass der Busfahrer das Mädchen in so eine Situation gebracht hat. Der Vater sagt zu dem Vorfall der "Saarbrücker Zeitung": "Ich hätte mir einfach ein bisschen Fingerspitzengefühl erwartet. Stellen Sie sich vor, es wäre etwas Schlimmes passiert.“ Nach mehreren Mails entschuldigt sich die zuständige Verkehrsbehörde für den Vorfall und versichert, mit dem Busfahrer zu sprechen und ihn konsequent zu belehren.

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