Pikante persönliche Einladung
Wegen dieses Details: Tierschutzverein startet Shitstorm gegen Landwirtschaftsministerin Kaniber
4.3.2024, 07:58 UhrManche Vorkommnisse brauchen ein wenig, um dann mit Verzögerung umso höhere Wellen zu schlagen. So geschehen jetzt im Fall der Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). Wochenlang war ein Detail in ihren Videos nicht aufgefallen, doch nun bricht ein Shitstorm über sie herein - weil Tierschützer genau hingesehen haben. Doch was ist passiert?
Im Rahmen der Bauerndemos hatte Kaniber Mitte Januar Stellung bezogen und den Landwirten den Rücken gestärkt. Auslöser für den aktuellen Aufruhr waren aber die nicht die Inhalte ihrer Aussagen, sondern das Outfit, in dem sie sich präsentierte. Konkret geht es um den Kragen ihrer Winterjacke - dieser ist nämlich mit Echtpelz besetzt. Es soll sich dabei um ein Modell des italienischen Edel-Labels Montcler handeln, bei dem laut Produktbeschreibung Felle aus Finnland verwendet werden. Tierschützer sind deshalb empört.
Der Verein "ANINOVA" - zusammengesetzt aus von dem lateinischen Wort “animalia” für Tiere und "nova" für neu - deckt seit etwa einem Jahrzehnt rechtswidrige Praktiken und Tierquälerei in Zucht- und Mastbetrieben sowie in Pelzfarmen auf. Erst vor kurzem soll ein Tierschützer-Team Undercover nach Finnland gereist sein, um sich zwei Farmen vor Ort genauer anzusehen - darunter auch Vorzeige-Farmen des Qualitätssiegels Saga Furs. Selbsterklärtes Ziel der Tierschützer: die Produktion und das Tragen von Pelz beenden.
"Keine tiergerechte Haltung möglich"
"Eine tiergerechte Haltung von Pelztieren gibt es nicht. Alle Tiere werden in Käfigen gehalten", so Lisa Wilhelm von ANINOVA in einer Pressemitteilung. In Deutschland gebe es seit Jahren keine Pelzfarmen mehr, auf EU-Ebene werde zudem über ein Farm- und Handelsverbot von Pelzen diskutiert. Es sei komplett unpassend, sich in der heutigen Zeit mit einem Echtpelz-Mantel zu zeigen, empört sich der Verein. Besonders absurd sei, dass Kaniber von strengen Tierwohl-Auflagen gesprochen habe "und dabei einen Echtpelz trug, der nachweislich aus dem Ausland kommt, wo Tiere brutal gequält werden", heißt es weiter.
"ANINOVA" kritisert unter anderem die Käfighaltung und deren Folgen, Auslauf oder ein tiergerechtes Leben gebe es dort nicht - auch nicht auf sogenannten Vorzeige-Farmen wie der des Qualitätssiegels Saga Furs. Die Tierschützer prangern zudem die Interpretation von Holzstücken als Spielzeug oder zusätzliche Gitterböden an. "Das ist alles Täuschung", sagt Wilhelm. Auf einer anderen Farm habe man sogenannte "Monsterfüchse" gefunden - spezielle Züchtungen, die zum Teil bis zu 30 Prozent mehr Fell als konventionelle Tiere bilden. Die Produzenten hätten vor Jahren versprochen, diese Art der Züchtung einzustellen, doch umgesetzt wurde das offenbar nicht.
Persönliche Einladung auf Pelzfarm
Aus welcher Farm genau die Felle für den Mantel von Landwirtschaftsministerin Kaniber stammen, ist unklar. Die Felle werden laut dem Verein auf großen Auktionen versteigert, auf denen die Labels einkaufen. "Fakt ist aber, dass das Fell, das Frau Kaniber an ihrer Jacke trägt, von Tieren stammt, die in einem Käfig leben mussten, denn es gibt keine andere Haltungsform für Pelztiere", so Wilhelm. Auffällig ist aber auch: Das Ganze trägt die Züge einer werbewirksamen Kampagne. Fast alle Kommentatoren verweisen auf Aninova; und fast alle benutzen die gleichen Hashtags.
Die Tierrechtsorganisation fordert Kaniber schlussendlich auf, keinen Echtpelz mehr zu tragen und die Pelzmäntel dem Tierschutz für Informationsveranstaltungen zu spenden. Zudem wurde die Ministerin persönliche auf eine Pelzfarm eingeladen. "Frau Kaniber, kommen Sie gerne mit mir mit, ich zeige Ihnen eine Pelzfarm von innen" - ob sie diese Einladung tatsächlich annimmt, bleibt abzuwarten.