2.839 Tote in einem Monat

Weil Corona-Regeln gelockert wurden? Der Juli war der tödlichste seit Beginn der Pandemie

Svenja Strunz

E-Mail zur Autorenseite

25.08.2022, 05:50 Uhr
Der Juli war der Tödlichste seit Beginn der Pandemie.

© Felix Kästle, NN Der Juli war der Tödlichste seit Beginn der Pandemie.

In Deutschland sind im öffentlichen Raum kaum noch Corona-Regeln zu finden. Viele Maßnahmen beruhen auf freiwilliger Basis, zum Beispiel das Maskentragen in Innenräumen. Die Politik begründet dies unter anderem mit der hohen Anzahl an bereits verabreichten Impfdosen. Angaben des Robert Koch-Instituts zufolge sind in Deutschland insgesamt mindestens 63,4 Millionen Menschen grundimmunisiert. Das entspricht rund 76,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mindestens 51,5 Millionen Menschen haben davon bereits eine oder zwei Auffrischungsimpfungen erhalten.

Todesfälle im Vergleich

Wirft man jedoch einen Blick auf die absoluten Todesfälle im Monat Juli seit dem Jahr 2020, ist folgendes festzustellen: Im ersten Jahr der Corona Pandemie sind 136 Menschen infolge einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Im letzten Jahr lag die Zahl bei insgesamt 274. Im Juli 2022 stieg die Statistik dann noch einmal enorm an. Demzufolge gab es im vergangenen Monat 2.839 Corona-Todesfälle. Das geht aus Daten des Robert Koch-Institutes hervor.

Das RKI äußert sich im wöchentlichem Lagebericht zur Coronavirus-Krankheit wie folgt: "In der fünften Welle kam es trotz mehrheitlich vergleichsweise milder Erkrankungsverläufe aufgrund der hohen Infektionszahlen wieder zu einem Anstieg der Todesfälle."

Hohe Anzahl intensivmedizinisch behandelter Covid-19-Fälle

Auch die Anzahl intensivmedizinisch behandelter Covid-19-Fälle ist in diesem Jahr deutlich höher. Das zeigen die Daten des Divi-Intensivregisters. Im Juli 2020 waren insgesamt 8.287 Menschen auf eine solche Behandlung angewiesen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl dann auf 12.900. Schließlich wurden im Juli diesen Jahres 38.692 Fälle verzeichnet.

Prozentual weniger Todesfälle im Juli 2022

Allerdings ist nicht nur die Anzahl der Covid-19-Todesfälle im Laufe der Pandemie gestiegen, sondern auch die Anzahl der Infektionen. Im ersten Corona-Jahr waren zwar die Testkapazitäten noch nicht so ausgebaut wie zum jetzigen Zeitpunkt, trotzdem meldeten die Gesundheitsämter im Juli 2020 14.439 Neuinfizierte. In diesem Jahr, mit deutlich aufgestockten Kapazitäten, verzeichnete das RKI im Monat Juli 185-mal so viele Fälle, also insgesamt 2.672.453.

Vergleicht man die Anzahl der Todesfälle und die der Infektionen, lässt sich feststellen: Im Juli 2022 starben prozentual deutlich weniger Menschen als im Vergleichsmonat im Jahr 2020.

Die meisten Corona-Todesfälle finden sich bei Personen höheren Alters. Sowohl im Juli 2020 als auch im Juli 2022 wurden die meisten Corona-Todesfälle unter den 80- bis 89-Jährigen gemeldet.

"An" oder "mit" Corona gestorben ?

Viele vermuten immer wieder, dass eventuell zu viele Menschen zu den Corona-Toten gezählt werden. Eine Frage zieht sich daher bereits seit zwei Jahren durch die Pandemie-Berichterstattung: Sind die Verstorbenen an oder mit Corona gestorben?

Grundsätzlich gilt, dass die Einschätzung, ob ein möglicher Zusammenhang mit der Infektion besteht durch die Ärztin oder den Arzt, der die Todesbescheinigung ausfüllt, erfolgen muss", sagt LGL-Pressesprecher Aleksander Szumilas dazu. Alle im Zusammenhang mit Corona gemeldeten Todesfälle laufen dann im jeweiligen Gesundheitsamt ein und werden an das LGL übermittelt. Das Landesamt wiederum leitet die Zahlen an das Robert-Koch-Institut (RKI) weiter. Die Gesundheitsämter haben verschiedene Möglichkeiten, die Todesursache in Erfahrung zu bringen. Sie können direkt Kontakt mit dem Arzt aufnehmen, der die Todesbescheinigung ausgestellt hat oder warten, bis die Bestätigung bei ihnen offiziell einläuft.

Verwandte Themen