Umstrittene Gesetzgebung

Weil sie ihrer Klasse einen Disney-Film zeigte: Schulbehörde ermittelt gegen Lehrerin in Florida

Christian Urban

Redakteur - nordbayern.de

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18.5.2023, 16:17 Uhr
Eine Szene aus dem Disney-Animationsfilm "Strange World".

© -/Disney /dpa Eine Szene aus dem Disney-Animationsfilm "Strange World".

"Don't say gay" nennen Kritiker das Gesetz, das Ron DeSantis, Rechtsaußen-Republikaner und Gouverneur von Florida, Ende März 2022 unterzeichnete. Das "Parental Rights in Education"-Gesetz besagt unter anderem, dass Themen wie geschlechtliche Identität oder Sexualität (darunter auch Homosexualität) an Vor- oder Grundschulen bis zur dritten Klasse nicht Teil des Unterrichts sein dürfen. Lehrerinnen und Lehrern, die gegen das Gesetz verstoßen, droht die sofortige Kündigung. Im April 2023 wurde dieses Gesetz noch einmal erweitert: Seither ist der Unterricht über derartige Themen an sämtlichen öffentlichen Schulen generell verboten - unabhängig von der Altersgruppe.

Diese Verschärfung wird nun möglicherweise einer Lehrerin aus Brooksville in Florida zum Verhängnis. Wie unter anderem der amerikanische Fernsehsender CNN berichtet, hatte die Lehrerin Jenna Barbee in ihrer fünften Klasse den 2022 veröffentlichten Disney-Animationsfilm "Strange World" gezeigt, in dem sich als Nebenhandlung ein 16-Jähriger in einen anderen Jungen verliebt. Nachdem sich Shannon Rodriguez, Mitglied des Schulvorstandes und Mutter eines Schulkindes aus der betroffenen Klasse wegen des Films beim zuständigen Bildungsministerium beschwerte, wird nun gegen Barbee ermittelt.

Es sei nicht Aufgabe der Lehrer, die Kinder mit ihrer Weltsicht zu indoktrinieren - darüber hinaus würden derartige Filme dazu beitragen, "eine Tür für Gespräche zu öffnen, die in unseren Klassenzimmern keinen Platz haben", begründete Rodriguez laut CNN ihre Beschwerde und fuhr fort: "Als Führungspersönlichkeit in dieser Gemeinschaft werde ich nicht tatenlos zusehen, wie diese Minderheit unsere Schulen infiltriert." Außerdem habe Gott sie in den Vorstand der Schule berufen.

Wie es nun weitergeht, ist noch nicht klar. Die Pressesprecherin des Bildungsministeriums von Florida erklärte, die Beschwerde werde von einem Ermittler geprüft und ein Anwalt werde dann eine Empfehlung für die nächsten Schritte abgeben.