Sexuell übertragbare Krankheiten

Weltweite Syphilis-Ausbrüche: Müssen sich auch Deutsche Sorgen machen?

Isabel Pogner

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

11.10.2022, 11:58 Uhr
In den USA steigt die Zahl der Syphilis-Infizierten rapide an. Auch die Deutschen sollten Acht geben.

© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa In den USA steigt die Zahl der Syphilis-Infizierten rapide an. Auch die Deutschen sollten Acht geben.

Immer mehr Menschen infizieren sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten (STI). Besonders Syphilis ist auf dem Vormarsch, weltweit häufen sich Berichte über rasant steigende Zahlen. Gesundheitsbehörden in den USA bezeichnen die Verbreitung als "außer Kontrolle". Laut des Guardian sei die Fallzahl der Neuinfizierten so hoch wie seit dreißig Jahren nicht mehr. Auch die HIV-Fälle nehmen in den USA wieder zu. Wie ist die Lage in Deutschland?

Zumindest die HIV-Fälle gehen in Deutschland zurück, sagt Norbert Brockmeyer in einem Interview mit dem NDR. Er ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für sexuell übertragbare Krankheiten. Der Rückgang liege an guter Aufklärung, guter Therapie und guter Prophylaxe. Alle anderen STI seien während der Pandemie in Deutschland ebenfalls zurückgegangen. Weniger Kontakt heißt eben auch weniger Sexualkontakt. Das war aber nur eine kurze Episode, glaubt Brockmeyer. Er geht davon aus, "dass wir weiterhin eine deutliche Zunahme von allen STI haben".

Ein Grund dafür sei, dass manche STI nicht gut dokumentiert werden. Außerdem gebe es einen regelrechten Trend zu neuen Infektionskrankheiten aus anderen Regionen der Welt. Das liege vor allem an Klimaerwärmung und Umweltzerstörung. Die lassen die Lebensräume immer weiter schrumpfen, Mensch und Tier rücken sich immer mehr auf die Pelle. "Damit werden Infektionen, die im Tier heimisch sind, übertragen und wir werden eine Zunahme von allgemeinen Infektionen bekommen", sagt Brockmeyer im NDR-Gespräch.

Eine der in Deutschland am häufigsten auftretenden STI ist Syphilis. Laut RKI lag die Zahl der gemeldeten Syphilis-Fälle im vergangenen Jahr bei 1.679. Vor 20 Jahren waren es um die 1.100 pro Jahr. Das RKI schreibt in einem Bericht: "Die deutlich höhere Zahl der Syphilis-Meldungen (...) spiegelt auch eine tatsächliche Zunahme von Syphilis-Infektionen, insbesondere bei homosexuellen Männern, in einigen großstädtischen Ballungsräumen wider." Über 90 Prozent der Betroffenen seien Männer, in der Regel seien Infizierte zwischen 25 und 40 Jahre alt.

Die Hälfte der Syphiliserkrankungen verlaufen symptomlos

Der Syphiliserreger überlebt laut RKI außerhalb des Körpers nur kurz. Übertragen wird er über die Haut oder Schleimhaut. "Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner führt in etwa 30 Prozent der sexuellen Kontakte zu einer Infektion", schreibt das RKI. Am Anfang entsteht oft an der Stelle, an der der Erreger in den Körper eindringt, ein Geschwür. Nach ein paar Wochen kann es zu Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen kommen, häufig bildet sich auch weißer Belag auf der Zunge.

Die Symptome klingen in der Regel von allein wieder ab - wenn sie überhaupt auftreten. Denn nur etwa die Hälfte der Infizierten bemerken überhaupt Symptome. Deshalb entwickelt sich die Erkrankung oft zu einer chronischen Infektion. Die kann irgendwann Organe und Nervensystem schädigen, unfruchtbar machen und zu Taubheit, Blindheit und geistigem Verfall führen.

Das hilft gegen Syphilis

Verhütung hilft. Allerdings kann ein Kondom beim Sex nicht vollständig ausschließen, dass der Erreger den Wirt wechselt. Aber es senkt das Risiko. Die deutsche Aidshilfe empfiehlt: "Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern sollten sich einmal im Jahr auf Syphilis testen lassen.“ Das funktioniert via Bluttest beim Arzt.

Die gute Nachricht: Syphilis ist mit Antibiotika leicht heilbar. Der Arzt spritzt die Medikamente in einen Muskel und nach zwei bis drei Wochen ist die Infektion überstanden.

0 Kommentare