Protest gegen Lauterbach

Wer krank ist, hat Pech gehabt: Tausende Arztpraxen bleiben zwischen Weihnachten und Silvester dicht

Georgios Tsakiridis

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21.12.2023, 13:35 Uhr
Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, äußert sich bei einer Pressekonferenz nach einem Gespräch mit den Spitzen der Gesundheits- und Pflegebranche im Bundesministerium.

© Bernd von Jutrczenka, dpa Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, äußert sich bei einer Pressekonferenz nach einem Gespräch mit den Spitzen der Gesundheits- und Pflegebranche im Bundesministerium.

Es ist eine Revolution im Gange. Im Fokus: Karl Lauterbach. Was nach einem verlängerten Urlaub für Medizinische Fachangestellte zum Jahresende klingt, ist gleichzeitig auch ein Protest gegen den Gesundheitsminister. Der Virchowbund und weitere Unterstützer der Kampagne "Praxis in Not" haben zu Praxisschließungen zwischen 27. und 29. Dezember aufgerufen. In dieser Zeit sollen zehntausende Hausarzt- und Facharztpraxen in ganz Deutschland geschlossen bleiben.

Auslöser für die offizielle Protest-Aktion soll die Gesundheitspolitik von Minister Karl Lauterbach (SPD) sein. So schreibt der Virchowbund, der Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands: "Wo man auch hinblickt: Beinahe jede Arztpraxis ist aktuell massiv überlastet. Wir brauchen so ein Signal, damit auch der letzte Schreibtischtäter in den Ministerien und Kassenbüros versteht, was auf dem Spiel steht, wenn wir die ambulante Versorgung weiter so ausbluten lassen wie bisher."

Die Praxisschließungen zwischen den Jahren seien dieses Mal vor allem den Medizinischen Fachangestellten gewidmet, heßt es weiter. Der Virchowbund formuliert auf seiner Website: "Wir geben unseren Medizinischen Fachangestellten in dieser Zeit frei – als Dankeschön für ihre harte Arbeit und als Ausgleich, weil sie bis heute keinen staatlichen Coronabonus erhalten haben." Laut Dr. Dirk Heinrich, dem Bundesvorsitzenden des Virchowbundes, soll die freie Zeit zwischen den Feiertagen ein Trostpflaster sein und die Attraktivität des Arbeitsplatzes Arztpraxis erhalten.

Mit dem Protest möchten die Praxen einerseits auf diese Misere hinweisen. Andererseits sollen die zusätzlichen freien Tage zum Jahresende ein positives Signal an die Angestellten sein, um sie trotz der täglichen Belastung zu motivieren. Einige der Forderungen der Ärzte:Eine Wiedereinführung der Neupatientenregelung, Schluss mit der Budgetierung in allen Fachgruppen, eine Krankenhausreform sowie mindestens 5000 Medizinstudienplätze mehr.

Von Bayern bis Schleswig-Holstein rechnet der Verband mit einer Teilnahme-Quote von 70 Prozent der rund 100.000 Praxen im ganzen Land. Während die Praxen vom 27. bis zum 29. Dezember schließen, sei für Notfälle vorgesorgt. Die Kassenärztlichen Vereinigungen unterhalten offenbar ein Not- und Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117.