Traditionen zum Jahreswechsel

Neujahr-Prügeleien und fliegende Möbel: Fünf bizarre Silvesterbräuche aus aller Welt

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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28.12.2024, 09:58 Uhr
In Peru gilt zum Jahreswechsel das Recht des Stärkeren.

© imago stock&people In Peru gilt zum Jahreswechsel das Recht des Stärkeren.

Und, wie feiern Sie Silvester? Wahrscheinlich mit Zinngießen, einem leckeren Fondue und einer Flasche Sekt. Wer es ganz bunt treiben will, jagt pünktlich um Mitternacht vielleicht noch ein vielfaches seines Stundenlohnes in Form von Raketen und Böllern in den Nachthimmel. Denn in Deutschland geht es zu Silvester meist recht unspektakulär zu - zumindest im Vergleich zu anderen Ländern. Wir nehmen Sie mit auf eine kleine Reise und bestaunen mit Ihnen fünf Silvestertraditionen aus aller Welt. Dabei geht es teils gefährlich, teils laut, aber manchmal auch ganz leise zu.

Südafrika: Es regnet Möbel

Im südafrikanischen Johannesburg beispielsweise fliegen an Silvester nicht nur die Fetzen, sondern auch alte Möbel - aus den Fenstern, um präzise zu sein. Im Stadtteil Hillbrow zumindest hält diese zweifelhafte Tradition nicht nur die Passanten auf den Straßen in Atem: Wie "The Southafrican" berichtet, versucht die Polizei seit einigen Jahren der gefährlichen Tradition ein Ende zu setzen. Bisher scheinbar ohne Erfolg.

Früher war dieser Brauch auch im süditalienischen Neapel verbreitet, dort hat man sich aber aus Gründen der Vorsicht und Rücksicht auf vorbeigehende Fußgänger dazu entschieden, nur noch Geschirr auf den Bürgersteigen zu zerschlagen.

Peru: Selbstjustiz der fliegenden Fäuste

In den letzten Tagen des Jahres legen die Bewohner der Provinz Chumbivilcas im Süden Perus ihre Streitigkeiten und Konflikte, die sich über die letzten zwölf Monate hinweg angestaut haben, bei. Allerdings nicht auf friedlichem Wege, sondern in einer regelrechten Prügel-Orgie, wie der "Stern" weiß: Im Zuge des als "Takanakuy" bezeichneten Brauches treffen sich die Chumbivilcaner am 25. Dezember, um über die kommenden Tage hinweg die Fäuste fliegen zu lassen.

In Zweikämpfen, an denen sowohl Männer als auch Frauen teilnehmen, werden rechtliche und persönliche Auseinandersetzungen geregelt - auch, weil in der abgelegenen Region die Möglichkeiten der legalen Strafverfolgung limitiert sind. Allerdings gibt es Regeln: Es darf nur geschlagen und getreten werden, und wenn ein Kontrahent am Boden liegt oder blutet, ist der Kampf beendet.

Grabesstimmung in Chile

Auf manch langweiliger Silvesterparty gleicht die Stimmung eher der einer Beerdigung. In den wenigsten Fällen ist das gewollt - in der chilenischen Stadt Talca allerdings schon. Dort ist der morbide Vergleich wörtlich zu nehmen: Denn die Einwohner der Großstadt in der Mitte des langgezogenen Landes verbringen Jahr für Jahr die Silvesternacht auf dem Friedhof, um ihren verstorbenen Verwandten und Freunden nahe zu sein.

Wie "Vintage News" weiß, bringen sie Essen und Getränke mit auf den Friedhof und machen oft sogar kleine Feuer neben den geschmückten Gräbern, um den Seelen ihrer Angehörigen zum Jahreswechsel Gesellschaft zu leisten. Geboren wurde die Tradition wohl im Jahr 1995, als eine Familie sich Zugang zum eigentlich geschlossenen Friedhof verschaffte, um den Beginn des neuen Jahres mit dem kurz zuvor verstorbenen Familienvater zu feiern.

Kolumbien und Ecuador: Brennende Puppen

Wohl jeder hat schon einmal in seinem Leben ein Jahr zum Vergessen erlebt. Wie gern würde man all die schlechten Erinnerungen in einen Karton packen und vergraben. Oder anzünden. Anzünden? Gute Idee - denken sich zumindest viele Menschen in Kolumbien. Sie basteln eine lebensgroße Puppe eines alten Mannes, "año viejo" ("altes Jahr") genannt, und zünden sie anschließend an. Dadurch sollen sich das Pech und die schlechten Entscheidungen und Erinnerungen des letzten Jahres in Rauch auflösen, schreibt "Impulse Travel".

Manchen Kolumbianern reicht das aber nicht: Sie füllen die Puppen mit Feuerwerkskörpern und jagen das alte Jahr nicht nur zum Teufel, sondern in Form der Puppen komplett in die Luft. Im Nachbarland Ecuador geht es sogar noch eine Spur rabiater zu: Dort heißen die Puppen "Munecas" und tragen oft Masken berühmter Politiker, Schauspieler oder Sportler.

Rumänische Tierflüsterer

Deutlich ruhiger geht es in Rumänien zu: Dort versuchen Bauern zum Jahreswechsel mit ihren Tieren zu kommunizieren. Bei den Tieren löst das unerwartete Gesprächsinteresse ihrer Halter gemischte Reaktionen aus - sie stoßen die Bauern meist weg. Und genau hier liegt der Kern des "Spiels": Wer es schafft, von seinen Tieren nicht "verstoßen" zu werden, soll das ganze Jahr über Glück haben. Oder nicht? So ganz einig sind sich die Menschen in Rumänien, die den Brauch betreiben, nicht. Denn wer nicht verstoßen wird, könnte genauso gut vom Pech verfolgt werden. Diese Gegentheorie geht auf den Glauben zurück, dass Menschen, die ihre Tiere sprechen hören, vom Pech geplagt sind.

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