Willkommen daheim! Kuh Yvonne hat sich gestellt
2.9.2011, 08:54 UhrSie ist wieder da – nach Wochen im Wald hat sich die Kuh Yvonne besonnen und den Weg zurück auf die Weide gefunden. Nach vielen intensiven Sucheinsätzen kam sie ganz von allein zurück. Plötzlich stand sie in Unteralmsham bei Ampfing vor dem Gatter einer Kuhweide – und wurde eingelassen. Den Sommer im Forst im oberbayerischen Landkreis Mühldorf hat das Rindvieh noch vor Herbstbeginn beendet. Sie hat sich den Artgenossen wieder angeschlossen, wie das Landratsamt Mühldorf mitteilte.
Wie Britta Freitag, Sprecherin des Gnadenhofes Gut Aiderbichl, berichtete, brauchte der Betäubungsexperte Prof. Henning Wiesner nur einen Schuss, um die wochenlang verwilderte Kuh auf der Weide in Unteralmsham ruhigzustellen. Danach konnte sie problemlos verladen werden. Gut Aiderbichl hatte Yvonne, die im Mai vor dem Schlachter ausgebüxt war, gekauft, um ihr einen ruhigen Lebensabend zu ermöglichen.
Dass sie es wirklich ist, wurde per Ohrmarke bestätigt. „Das wurde mit einem Zoom abgelesen“, sagte eine Sprecherin des Landkreises. Bis zum Abend wollte sich dem scheuen Tier keiner nähern. Yvonne graste noch bei Einbruch der Dämmerung friedlich auf der Weide in dem hügeligen Gelände an dem Flüsschen Isen. Erst heute wurde sie betäubt und für den Transport nach Gut Aiderbichl verladen. Gestern machte die schnell einsetzende Dunkelheit dem ursprünglich geplanten Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.
Was war nicht alles versucht worden, um die flüchtige und zur Schlachtung vorgesehene Kuh aus ihrem selbst gewählten Exil zu locken: Ihre Schwester Waltraut wurde im Wald angebunden, ein Ochse sollte locken, ein Hubschrauber überflog den Wald mehrfach und zig Kuh-verrückte Helfer waren bei der Suche tagelang zu Fuß unterwegs. Nichts von alledem hat „die Kuh, die ein Reh sein will“ so gereizt, dass sie sich gestellt hätte. Bis sie wohl dann doch kein Reh mehr sein wollte und wieder die Gesellschaft der Artgenossen suchte.
Neues Zuhause auf Gut Aderbichl
Glücklich meldete das Gut Aiderbichl am Donnerstag auf seiner Homepage: „Am späten Nachmittag erhielten wir einen Anruf von einer Bäuerin, sie habe Yvonne. Sie sei auf ihren Hof gelaufen, zu ihren Rindern und die Bäuerin hat das Gatter geschlossen.“ Und „Yvonne lief gleich zu vier Kälbern und blieb stehen“. Von Rehen hat sie wohl erstmal genug. Von der intensiven Suche nach dem Rindvieh hatte so mancher schon länger genug.
Der Jagdpächter und Kreisvorsitzende des Bayerischen Jagdverbandes, Erich Loserth, nannte den ganzen Einsatz bald „Klamauk“ und fügte hinzu: „Die ganze Region ist bedeppert.“
Doch die Yvonne-Fangemeinde in den Medien wuchs weiter – im Internet und weiter über die Grenzen Bayerns hinaus. So gibt es T-Shirts mit der Forderung „Esst mehr Gemüse! Freiheit für Yvonne!“ Und es erklangen die ersten Yvonne-Lieder. „Hey Yvonne, du wuide Kuh, lebst im Wald, wuist nur dei Ruh“, singt die Gruppe „Gnadenkapelle“.
Ruhe half
Erst nach zig Suchaktionen und verschiedensten vergeblichen Fang- und Lockversuchen hat der Gnadenhof Aiderbichl aus Deggendorf beschlossen, das ausgebüxte Rind weitgehend in Ruhe zu lassen. „Wir haben alle Helfer dazu aufgefordert, den Wald zu verlassen. Nur ein Jäger mit einem Betäubungsgewehr und ein Aiderbichl-Mitglied halten die Stellung“, sagte Hans Wintersteller vom Gut am Wochenende. Und das wirkte wohl – vielleicht war es der unternehmungslustigen Yvonne im Wald nun wieder zu ruhig geworden.
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