Kein Unterschlupf und wenig Nahrung

Winterschlaf ade! Frühlingswetter weckt Igel vorzeitig auf - wie man den Tieren helfen kann

Theresa Neuß

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11.03.2025, 18:17 Uhr
Oft suchen sich die Tiere einen Unterschlupf im Garten - etwa unter Hecken oder in Laubhaufen.

© Pro Igel e.V./obs Oft suchen sich die Tiere einen Unterschlupf im Garten - etwa unter Hecken oder in Laubhaufen.

Ist denn schon Frühling? Wenn die Temperaturen ungewöhnlich warm sind, bekommen Igel den Eindruck, der Winter sei schon vorüber. Die milde Witterung lässt die Tiere aus dem Winterschlaf aufwachen und auf der Suche nach Futter durch die Gärten ziehen. Doch für die stacheligen Tiere kann das zu einer ganz schönen Herausforderung werden.

Wer ein Überwinterungsgast bei sich im Garten findet, sollte deshalb darauf achten, ihn auf keinen Fall zu stören oder gar vorzeitig zu wecken. "Das schnelle Aufwachen nach einer abrupten Störung kostet den Igel sehr viel Energie", erklärt Stefanie Bernhardt vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Stört man sie zu früh, werden zudem stressbedingte Hormone ausgeschüttet, die sie zusätzlich belasten.

So können Gartenbesitzer den Igeln helfen

Mit Geduld kann man Igeln derzeit also am besten unter die Stacheln greifen. Auch was die Gartenarbeit betrifft. Gerade beim Rasenmähen unter Sträuchern, Hecke oder anderen unübersichtlichen Stellen oder beim Aufräumen von Laubhaufen, werden schlafende Igel oft aus ihrem Unterschlupf aufgescheucht oder sogar verletzt. Deshalb rät Martina Gehret vom BUND Naturschutz: "Lassen Sie die Gartenarbeit noch ein wenig ruhen. Die Igel brauchen diese Verstecke dringend."

Igel, die vorzeitig aus dem Winterschlaf erwachen, haben kaum Energiereserven und müssen rasch etwas zum Fressen finden. Bevorzugte Beute wie Insekten oder Würmer sind zu diesem Zeitpunkt aber häufig selbst noch in der Winterstarre. Das Nahrungsangebot im zeitigen Frühjahr ist für den Igel also recht mager. Wer einen Igel bei sich im Garten entdeckt, kann deshalb etwas nachhelfen.

Nach dem Aufwachen haben die Tiere vor allem Durst. Der BUND Naturschutz empfiehlt zusammen mit Pro Igel e.V., eine flache Schale mit frischem Wasser in den Garten zu stellen. Milch hingegen sei tabu - sie verursache Durchfall, der tödlich enden kann. Auch bei der Fütterung gibt es klare Empfehlungen: "Je fettreicher und proteinreicher, desto besser", erklärt Igelexpertin Heike Phillips von pro Igel. Hochwertiges Katzenfutter sowie Rührei oder getrocknete Insekten seien als Nahrung für die stacheligen Tiere optimal. Wichtig sei vor allem, das Futter an einen geschützten Ort aufzustellen. "Schon eine auf den Kopf gestellte Holzkiste, mit einem Stein beschwert und einem eingesägten Eingang, schützt das Futter vor Regen und der Igel kann in Ruhe seine Mahlzeit einnehmen", informiert Phillips.

Igel melden für den Artenschutz

Um mehr über das Verhalten der Igel und ihre frühzeitige Aktivität zu erfahren, gibt es die App ObsIdentify. Jeder, der zufällig einen Igel entdeckt, kann den Fund einfach per Foto melden, erklärt BUND Naturschutz. Seit dem Stadt der Aktion im Oktober 2024 seien so schon mehr als 1.500 Igel verzeichnet worden. Die gesammelten Daten liefern Erkenntnisse über die Lebensweise und das Verhalten der Tiere, die wiederum für den Schutz der Igel genutzt werden können. Auch online unter www.igel-in-bayern.de oder über die App "Igel in Bayern" kann eine Sichtung des Igels gemeldet werden.

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